Am 10.11.2023 lud das Zentrum für Forschung und Kooperation (ZFK) der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (HWG LU) gemeinsam mit ihren Partnern alle kooperationsinteressierten Unternehmen und Organisationen der Region zur Transferveranstaltung „Kopf sucht Köpfe““ ans hochschulzugehörige Ostasieninstitut ein. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Fragen: Welche unterschiedlichen Kooperationsformen bietet die HWG LU für regionale Unternehmen sowie staatliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen an? Wie kommen transferinteressierte Unternehmen und Institutionen mit der Wissenschaft und zukünftigen Absolvent*innen in Kontakt? Wer hilft schnell, kompetent und unkompliziert bei Problemstellungen aus den Themenbereichen Wirtschaft und Gesundheit weiter? Und inwiefern profitieren Unternehmen wie Hochschule von solchen Transferprojekten?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen lieferten kurz und bündig im ersten Teil die Impulsvorträge, die anschaulich die ganze Spannbreite an Transfermöglichkeiten von der Bachelorarbeit über Lehr-Forschungsprojekte bis hin zu klassischer Auftragsforschung und großen Drittmittelprojekten an konkreten Beispielen vorstellten: So präsentierten u.a. Daniel Meyer, Chief Digital Officer der Stadt Ludwigshafen am Rhein und Prof. Dr. Frank Thomé gemeinsam eine Masterarbeit aus dem Bereich Wirtschaftsinformatik: Unter dem Titel „Einsatzmöglichkeiten Digitaler Zwillinge für Smart Cities am Beispiel der Stadt Ludwigshafen“ wurde hier in nur sechswöchiger Bearbeitungszeit ein Plattformkonzept inklusive Machbarkeitsstudie für ein Smart City Dash Board entwickelt.
Einblick in das gemeinsame Lehr-Forschungsprojekt „Generative KI@BASF“ gab anschließend Markus Wunder, BASF Workforce Enablement, der gemeinsam mit zwei Studierenden vorstellte, inwiefern Künstliche Intelligenz beim Bürokratieabbau helfen kann. In dem von Prof. Dr. Stefan Lacher geleiteten Projekt hatten sich studentische Kleingruppen intensiv mit der Automatisierung repetitiver Dokumentationsaufgaben wie Protokollen beschäftigt und neben der Formulierung klarer Arbeitsanweisungen an die KI auch ein Handbuch für die Mitarbeiterschaft entwickelt – „ein wichtiger Impuls und zum damaligen Zeitpunkt auch ein kompetitiver Vorteil“, so Wunder.
Aus dem Bereich Gesundheitsökonomie stellte Prof. Dr. Elke Raum gemeinsam mit Dr. Stefan Edinger, stellvertretender Leiter Strategische Unternehmensentwicklung der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, ein Lehr-Forschungsprojekt vor, das sich mit dem Thema Transition, der Übergangsphase vom Kind zum jungen Erwachsenen, beschäftigt: Es galt, das Konzept einer digitalen Plattform für junge Menschen mit Asthma Bronchiale oder Diabetes Typ 1 zu entwickeln, die der kinder- und jugendmedizinischen Betreuung langsam entwachsen. „Der frische Blick von außen und die Nähe der Studierenden zur Zielgruppe haben uns wichtige neue Impulse geliefert“, freute sich Dr. Stefan Edinger.
Ein Beispiel für klassische Auftragsforschung lieferte dann Prof. Dr. Stephan Weinert vom Fachbereich Marketing und Personalmanagement, der im Auftrag der Vodafone University deren Personalentwicklungs-Webseite genauer unter die Lupe nahm. Ausgangsfragestellung: Warum wird diese Website von den Mitarbeitenden nicht so gut angenommen wie erhofft und wie kann man das ändern? „Hochschulen sind keine Unternehmensberatung und wollen keine Produkte verkaufen. Sie beraten neutral und nach wissenschaftlichen Standards und bieten zudem ein attraktives Aufwand-Nutzen-Verhältnis“, summierte Weinert.
Anschließend informierte Marc Brandt vom hochschulzugehörigen Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) über „InSkills2Go“, einem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der nationalen Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung geförderten Drittmittelprojekt, das kleinen und mittelständischen Unternehmen Unterstützung im Weiterbildungsdschungel bietet. Die Entwicklung eines IT-Tool zur strategischen Personalplanung und zur individuellen Kompetenzbedarfsanalyse, einer Weiterbildungsdatenbank inklusive Suche-Biete-Plattform, Netzwerkveranstaltungen und Beratung umfassen dieses Projekt. Neben dem IBE ist ein Konsortium aus Wissenschaft und den Arbeitgeberverbänden der Metall und Elektrobranche sowie der chemischen Industrie beteiligt.
Zum Abschluss der Vortragsrunde stellte Philipp Tachkov vom Institut für Management und Innovation (IMI) der HWG LU das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Projekt „BrotWert“ vor. Dieses setzt auf crossmediale Verbraucherkommunikation für Bäckereikundschaft, um die Wertschätzung hochwertiger Brot- und Backwaren zu steigern und Lebensmittelverschwendung zu verringern. Das Projekt in Zusammenarbeit mit dem mittelständischen Unternehmen Bäcker Görtz GmbH, Ludwigshafen am Rhein, wird durch den Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. unterstützt und läuft noch bis September 2024.
Anmoderiert vom humanoiden Roboter Nao, einem Kooperationsprojekt des Studiengangs Wirtschaftsinformatik mit der Stadtbibliothek Ludwigshafen, stellten sich bei der darauf folgenden Podiumsdiskussion Peter Johann, Geschäftsführer der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH; Dr. Tibor Müller, Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz; Hochschulpräsident Prof. Dr. Gunther Piller; Prof. Dr. Rainer Völker, wissenschaftlicher Leiter des hochschulzugehörigen Instituts für Management und Innovation (IMI), Martin Faust, Leiter Rehabilitative Versorgung bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland und Daniel Meyer, Chief Digital Officer der Stadt Ludwigshafen den Fragen von Moderatorin Dr. Katharina Klüver-Beck.
Ihr Fazit: Von kooperativen Projekten zwischen Hochschulen und Unternehmen profitieren alle Seiten. Wichtige Erfolgsfaktoren für eine gelungene Zusammenarbeit sind Gespräche auf Augenhöhe, klare Zielsetzung, eine gute Vorbereitung auf Unternehmensseite und konkrete Ansprechpersonen auf beiden Seiten. „It`s all about people“, brachte es Peter Johann von der MRN auf den Punkt. Zudem sei es wichtig, dass die Hochschule ihre Angebote transparent mache und auch strukturelle Unterstützung liefere. Grundsätzlich passe die HWG LU mit ihren Schwerpunkten in Wirtschaft und Gesellschaft sehr gut zur Metropolregion und den hier ansässigen Unternehmen und Institutionen, ergänzte Hochschulpräsident Gunther Piller. „Dass die Hochschule in Ludwigshafen kein unzugänglicher Elfenbeinturm ist, hat die Veranstaltung gezeigt“, zog auch Dr. Tibor Müller von der IHK Pfalz zufrieden Bilanz. Jetzt gelte es nur noch, die KMU zu motivieren mit der Hochschule in Kontakt zu treten – der Zeitpunkt für eine Aufnahme der Zusammenarbeit sei günstig, so Müller. Eine Bitte adressierte Johann zum Abschluss noch ans MWG RLP: Für die Metropolregion Rhein-Neckar mit drei Bundesländern sei eine bundeslandübergreifende Förderung essentiell.