Zur Eröffnung der Veranstaltung begrüßten Andrea Schmidt-Rumposch (stellvertretende Pflegedirektorin der Charité Universitätsmedizin Berlin) und Franz Wagner (Vizepräsident des Deutschen Pflegerats) die Teilnehmer. Prof. Dr. Wilfried Schnepp (Universität Witten/Herdecke), Dr. Daniela Hayder-Beichel (ZeWiG) und Angelika Sonnenberg (St. Elisabeth-Krankenhaus, Köln) übernahmen anschließend gemeinsam die Vorstellung des aktualisierten Expertenstandards. Neben der Beschreibung des methodischen Vorgehens der Literaturanalyse zum aktualisierten Expertenstandard verknüpften sie in Ihrem Beitrag wissenschaftliche Evidenz und praktische Umsetzung zentraler Inhalte des Expertenstandards miteinander. Auch unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Literatur zum Thema wurde der Expertenstandard im Rahmen der Aktualisierung inhaltlich bestätigt und nur punktuell um einige Aspekte ergänzt. So wird nun im Rahmen des differenzierten Assessments der Kontinenzsituation das subjektive Belastungserleben der Betroffenen stärker in den Fokus genommen und die Wichtigkeit pflegefachlichen Wissens um den Einsatz spezifischer Hilfsmittel betont. Die Kontinenzprofile haben sich in der Pflegepraxis bewährt und werden weiter zur Anwendung empfohlen, auch wenn die Evidenzlage zu diesem Instrument eher schwach ist. Insgesamt zeigte der Vortrag, dass Kontinenzförderung mit Blick auf die Anzahl veröffentlichter Studien zum Thema aus pflegewissenschaftlicher Perspektive noch kein sehr prominentes Themenfeld zu sein scheint. Allerdings verdeutlichten die Praxisperspektive des Beitrags und die praxisbezogenen Diskussionsbeiträge der Workshop-Teilnehmer/innen, dass die Kontinenzförderung eine hohe Relevanz und einen gefestigten Platz in der pflegerischen Versorgung eingenommen hat.
Am Nachmittag hatten die Teilnehmer/innen in sechs Arbeitsgruppen Gelegenheit, gemeinsam mit den Expertinnen für die Aktualisierung des Expertenstandards Aspekte der pflegerischen Kontinenzförderung vertiefend zu diskutieren. Hierbei standen die Anwendung der Kontinenzprofile, die Einschätzung der Kontinenzsituation, Maßnahmen zur Förderung der Harnkontinenz und die Beratung von Menschen mit Harnkontinenzproblemen im Mittelpunkt. Zudem wurde die Situation der Hilfsmittelversorgung in der stationären und ambulanten Pflege und die Möglichkeiten und Voraussetzungen, den aktualisierten Expertenstandard in der Pflegepraxis einzusetzen, diskutiert.
Die umfangreichen aktuellen Aktivitäten des DNQP standen im Mittelpunkt des abschließenden Workshop-Vortrags. Prof. Dr. Andreas Büscher (Hochschule Osnabrück) blickte in seinem Beitrag auf die gerade abgeschlossenen Standardentwicklungen und weitere Netzwerk-Aktivitäten des DNQP zurück. Thematisiert wurden die erfolgreiche, gemeinsam mit dem Forschungsverbund Hebammenwesen durchgeführte Entwicklung des Expertinnenstandards zur Förderung der physiologischen Geburt, die erstmalig aufgezeigt hat, dass das Vorgehen der Expertenstandardentwicklung des DNQP für vergleichbare Qualitätsentwicklungsprojekte verwandter Berufsgruppen übertragbar ist. Für die Teilnehmer von großem Interesse war der Bericht zum Abschluss der Entwicklung des ersten Expertenstandards nach §113a SGB XI zum Thema "Erhaltung und Förderung der Mobilität". Gemäß der Verfahrensordnung sind nun die Vertragsparteien nach § 113 SGB XI für die Veröffentlichung des Entwurfs und die Vergabe eines Auftrags zur modellhaften Implementierung des Expertenstandards verantwortlich. Als Auftragnehmer für die Entwicklung des Expertenstandards wird das DNQP an der modellhaften Implementierung nicht beteiligt sein.
Das DNQP wird den Prozess der Aktualisierung der bisherigen Expertenstandards weiter entwickeln und dabei Erfahrungen aus der Praxis stärker berücksichtigen. Es wird darüber hinaus Maßnahmen zur Unterstützung der Praxis für die Arbeit mit Expertenstandards konzipieren und weiterhin konstruktiv die Diskussionen zur Pflegequalität in allen Bereichen und Sektoren mitgestalten.