"Die ersten Monate waren eine große Herausforderung für mich. Ich konnte ja nicht mal verstehen, wie viel ich im Supermarkt bezahlen musste oder was die Dozenten sagten", erinnert sich Fang Yuang. Die 25-Jährige ist 2009 für ein Jahr an die Hochschule Osnabrück gekommen. Mittlerweile ist ihr Deutsch nahezu perfekt. Wie sie das geschafft hat? "Ich habe in einer Wohngemeinschaft mit drei Deutschen zusammengelebt. So habe ich nicht nur die Sprache schnell lernen können, sondern auch viel über die deutsche Kultur erfahren." Die Chinesin hat noch einen weiteren Tipp für die Neuankömmlinge: "Sucht euch einen Job als studentische Hilfskraft. So müsst ihr Deutsch sprechen, könnt die Arbeit aber gut mit dem Studium vereinbaren." Ihr Masterstudium "Entwicklung und Produktion" hat Yuang im Sommer dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen und dafür sogar den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an den deutschen Hochschulen bekommen. Seit einigen Monaten arbeitet sie als Entwicklungsingenieurin in einer deutschen Firma. Dort betreut sie chinesische Kunden.
Nicht nur Yuang, auch Jun Wang und Zhulong Ji berichten, dass ihnen nach ihrem Masterstudium an der Hochschule Osnabrück gleich mehrere Jobs angeboten worden seien. "Das Stipendienprogramm hat eine wichtige Brückenfunktion. Es ermöglicht jungen Menschen einen kulturellen Austausch, der aus finanziellen Gründen für sie sonst nicht realisierbar wäre. Vor allem aber werden dadurch qualifizierte junge Leute ausgebildet, die in Sprache und Kultur beider Länder erfahren sind und außerdem eine fundierte praxisbezogene Hochschulausbildung in Deutschland absolviert haben. Damit sind sie ideale Kandidaten für global agierende Unternehmen", erläutert Gunhild Grünanger, Leiterin des Internationalen Büros.
Auch Miao Zhang ist seit Mitte August als Stipendiat in Osnabrück. Beim Erfahrungsaustauschberichtet der Student, dass er in den Seminaren vor allem mit den lateinischen Namen von Pflanzen zu kämpfen habe. "Zum Glück machen wir viele Projektarbeiten. Da bekomme ich viel Hilfe von meinen deutschen Kommilitonen."
Einig sind sich alle Stipendiaten, dass der Aufenthalt in Deutschland eine spannende Erfahrung ist, auch wenn sie alle in den ersten Monaten mit der Sprachbarriere zu kämpfen hätten. Deshalb rät Yuang: "Auch wenn wir Chinesen von Natur aus eher schüchtern sind, geht auf die Professoren zu und fragt nach. Ich habe damit nur positive Erfahrungen gemacht. Einmal hat ein Dozent sogar extra für mich eine Präsentation erstellt."
Seit 2007 führt die Hochschule Osnabrück als einzige Hochschule in Niedersachsen das Stipendienprogramm zur wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Weiterqualifizierung von Bachelorabsolventen aus Anhui in Niedersachsen durch. Das Programm wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) mit monatlich 380 Euro pro Stipendiat finanziert. Bislang haben insgesamt 38 chinesische Studierende von vier verschiedenen Partnerhochschulen aus Anhui von der Förderung profitiert. Nach sechs Durchgängen endet das Pilotprojekt im Sommer 2013. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Fortführung des Programms in Kooperation mit Unternehmen. Interessierte Firmen können sich gerne mit dem Internationalen Büro der Hochschule Osnabrück in Verbindung setzen.