Nach dem gelungenen Auftakt am Vorabend wurde die Veranstaltung am nächsten Tag mit anspruchsvollen Fachvorträgen fortgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei dem Vortrag von Prof. Dr. Hans-Josef Endres vom Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) der Hochschule Hannover zuteil, der in seiner Präsentation die Bedeutung der Biokunststoffe aufzeigte. "Wir müssen uns darüber klar werden, dass die fossilen Rohstoffe begrenzt sind. Es ist deshalb nicht die Frage, ob die Ressourcen zu Neige gehen, sondern nur, wann sie zu Neige gehen", so Endres in seinem Fachvortrag. "Es gibt somit keine Alternative dazu, sich heute bereits intensiv mit neuen Materialien auf Basis regenerierbarer Ressourcen zu befassen. In absehbarer Zukunft werden biobasierte Kunststoffe daher immer mehr an Bedeutung gewinnen und herkömmliche petrochemische Kunststoffe zunehmend ersetzen."
In weiteren Vorträgen gaben Dr. Bahman Sarabi vom UL Thermoplastics Testing Center und Dr. Maik Feldmann vom Institut für Werkstofftechnik der Universität Kassel einen Überblick über die Verarbeitungs- und Konstruktions-Kennwerte für Biokunststoffe sowie die Herstellung, Eigenschaften und Anwendungspotentiale von naturfaserverstärkten Kunststoffen. Als Vertreter eines führenden Herstellers von Biokunststoffen widmete sich Dr. Christoph Heß von der Firma Biotec der Frage, wie sich Fremdmaterial auf die Recyclingfähigkeit von Polyethylen-Blasfolien auswirkt. Er räumte dabei insbesondere das Vorurteil aus dem Weg, dass Biokunststoffe das Recycling von herkömmlichen Verpackungsfolien aus PE erschwert. "Biokunststoffe verhalten sich wie alle anderen Kunststoffe. Geringe Anteile von Fremdmaterial sind ohne Eigenschaftseinbußen zu tolerieren. Höhere Anteile führen sowohl bei herkömmlichen als auch bei Biokunststoffen zu einer Verschlechterung der Eigenschaften", so Dr. Heß, der diese Aussage mit klaren Fakten untermauern konnte.
Dass Kunststoffe im Bereich der erneuerbaren Energien ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, wurde durch Vorträge von Dr. Holger Borchert von der Universität Oldenburg und Prof. Dr. Claudia Kummerlöwe von der Hochschule Osnabrück deutlich. Normalerweise sind Kunststoffe nicht leitfähig und werden aus diesem Grund häufig zu Isolationszwecken eingesetzt. Elektrisch leitfähige Polymere sind neue Materialien, die unter anderem in der Dünnschichtphotovoltaik Anwendung finden und mit denen sich völlig neue Möglichkeiten bieten. Einblicke in die Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten dieser neuen Kunststoffe wurden von Dr. Borchert anschaulich aufgezeigt. Windenergie spielt schon heute eine wichtige Rolle bei der Stromversorgung. Korrosionsprobleme bei Offshore-Windkraftanlagen bilden den Hintergrund für ein Forschungsprojekt, das von Prof. Kummerlöwe an der Hochschule Osnabrück durchgeführt wird. Das Hochleistungspolymer PEEK soll dazu mit Hilfe eines Laserbeschi chtungsverfahrens auf Stahlbauteile aufgebracht werden und somit die Korrosionsbeständigkeit der Bauteile verbessern. Ebenfalls hoch interessante und anspruchsvolle Anwendungsmöglichkeiten für Kunststoffe ergeben sich in der Brennstoffzelle, über die Sebastian Brokamp vom Zentrum für Brennstoffzellentechnik aus Duisburg berichtete. Bereits heute stehen hochgefüllte thermoplastische Kunststoffe für die Herstellung von Bipolarplatten und anderen Anwendungen zur Verfügung.
Noch gerade rechtzeitig vor dem entscheidenden WM-Gruppenspiel Deutschland gegen die USA ging eine spannende und interessante Fachtagung zu Ende, die auch in diesem Jahr wieder durch eine Fachausstellung und Posterpräsentation begleitet wurde. Mit über 100 Teilnehmern war die Veranstaltung wieder sehr gut besucht. Das interessante Programm, aber auch die angenehme Atmosphäre mit der Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen wurde von vielen Teilnehmern gelobt und ist sicher ein Grund dafür, auch beim nächsten Mal im Juni 2015 dabei zu sein. Die Planungen dafür haben bereits begonnen, denn - um einmal Sepp Herberger zu zitieren -: "Nach dem Spiel, ist vor dem Spiel".
Mit der Fachtagung "Fortschritte in der Kunststofftechnik - Theorie und Praxis" wurde einmal mehr deutlich, dass die Kunststofftechnik über ein enormes Zukunftspotenzial verfügt. Die Industrie hat seit Jahren einen überdurchschnittlichen Bedarf an Kunststofftechnik-Ingenieuren, der sich in den kommenden Jahren noch weiter verstärken wird. Die Hochschule Osnabrück leistet seit vielen Jahren einen Beitrag, diesen Bedarf, insbesondere in der Region Osnabrück, aber auch weit darüber hinaus, zu decken. Wer Interesse hat, Kunststofftechnik an der Hochschule Osnabrück zu studieren, kann sich bis zum 15. Juli für diesen Studiengang mit Bachelorabschluss zum nächsten Wintersemester bewerben. Übrigens, diesen Studiengang bietet die Hochschule auch als dualen Studiengang "Kunststofftechnik im Praxisverbund" an. Darüber hinaus bietet sie auch einen Masterstudiengang "Angewandte Werkstoffwissenschaften" mit einer Vertiefungsrichtung "Polymerwerkstoffe" an, der für Bachelorabsolventen aus einschlägigen Studiengängen offen ist. Bewerbungsfrist für das nächste Wintersemester ist auch hier der 15. Juli. Nähere Informationen gibt es im Internet: www.ecs.hs-osnabrueck.de - Studium.