Über 12.000 Kilometer trennen den Westerberg-Campus der Hochschule Osnabrück vom Surat Thani Campus deren Partneruniversität im Süden Thailands. Was die beiden Forschungsstätten eint, ist eine hohe Reputation auf dem Gebiet der Thermoplastischen Elastomere (TPE) - jener gummiartigen Kunststoffe also, die aufgrund ihrer einfachen Verarbeitbarkeit vermehrt in der Automobilindustrie eingesetzt werden.
Gemeinsame wissenschaftliche Interessen führten vor vier Jahren den Osnabrücker Professor Dr. Norbert Vennemann und seinen thailändischen Kollegen Prof. Dr. Charoen Nakason aus Thailand zusammen - sie schlossen einen Kooperationsvertrag zwischen den beiden Hochschulen ab und bauten seitdem die Zusammenarbeit immer weiter aus. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Weiterentwicklung der TPE auf Basis des Naturkautschuks: Thailand gehört zu den größten Produzenten dieses nachwachsenden Rohstoffs weltweit.
Ende August hatten die beiden Kooperationspartner einen Grund zu feiern: Die Dissertation der Doktorandin Skulrat Pichaiyut erhielt vom Promotionsausschuss der thailändischen Universität die Note "Ausgezeichnet". Somit ist bereits die zweite kooperative Promotion beider Hochschulen erfolgreich abgeschlossen worden. Mit der frischgebackenen "Frau Doktor" freuten sich auch ihr Doktorvater Prof.
Nakason und der Zweitbetreuer Prof. Vennemann: Schließlich sind wesentliche Teile der Dissertation in Osnabrück entstanden, wo Pichaiyut zwei halbjährige Aufenthalte im Laborbereich Kunststofftechnik absolviert hat. Betreut wurde sie dabei auch von Prof. Dr. Claudia Kummerlöwe, die ebenfalls an der Kooperation mit der thailändischen Partnerhochschule beteiligt ist. "In ihrer Doktorarbeit untersuchte Skulrat Pichaiyut die Herstellung und die Eigenschaften von TPE aus Naturkautschuk und Thermoplastischem Polyurethan. Ziel dieser längerfristig angelegten Forschungsarbeiten ist es, die Öl- und Temperaturbeständigkeit von TPE zu verbessern, um deren Einsatzmöglichkeiten im Automobilbereich auszuweiten", erklärt Prof. Vennemann. Gefördert wurden die Aufenthalte in Deutschland durch den Thailändischen Forschungsfond.
"Unsere Zusammenarbeit mit Thailand verläuft äußerst positiv", so Prof. Vennemann weiter. "Neben dem Wissensaustausch, den Forschungsergebnissen und viel beachteten internationalen Veröffentlichungen profitieren die beiden Hochschulen auch durch steigendes Renommee auf dem Gebiet der TPE." Darüber hinaus bieten sich auch für Osnabrücker Master-Studierende gute Möglichkeiten, Auslandserfahrungen in diesem aufstrebenden asiatischen Land zu erwerben - bereits drei Studenten des Programms "Angewandte Werkstoffwissenschaften" haben davon Gebrauch gemacht.