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Alle Abiturientinnen, die am Hochschul-Technikum teilgenommen haben, wollen jetzt eine Ausbildung oder ein Studium im technischen Bereich aufnehmen

(lifePR) (Osnabrück, )
Gaszähler, Entlüftungsanlagen, Fräsmaschinen, Stromkreise: Alles technisch, kompliziert, langweilig - auf jeden Fall nichts für junge Frauen? Stimmt nicht. Die neun Abiturientinnen, die am MINT-Technikum der Hochschule Osnabrück teilgenommen haben, finden gerade das spannend. So spannend, dass sie nun, nach einem halbjährigen Praktikum und Schnupperstudium eine Ausbildung im Bereich "Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik" (also MINT) machen wollen.

Vor einem Jahr hat Barbara Schwarze, Professorin der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) und zugleich Leiterin des Kompetenzzentrums "Technik-Diversity-Chancengleichheit", das MINT-Technikum ins Leben gerufen. Es ist eine Kombination aus einem bezahlten Praktikum in einem regionalen Unternehmen und einem Schnupperstudium an der technischen Fakultät der Hochschule Osnabrück. Nach dem großen Erfolg des ersten Technikums wurde die Zusammenarbeit mit den Firmen ausgeweitet. Diesmal, beim zweiten Durchlauf, waren neun Unternehmen mit im Boot: CTE, Elster, Georgsmarienhütte, KME, Krone, RWE, Siemens, Volkswagen und Wölfer. Sie boten den neun "Technikantinnen" eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihre Firma kennen zu lernen und später an einem oder mehreren eigenen Projekten zu arbeiten. An einem Tag in der Woche tauchten die Teilnehmerinnen ins Studentenleben ein, hörten eine technische Grundlagenvorlesung, netzwerkten, besichtigten Labore und gingen auf Fachexkursionen.

"Unsere 'Technikantinnen' kommen nicht unbedingt mit viel technischer Erfahrung, dafür mit umso mehr Interesse", lobt Prof. Schwarze. In Vorgesprächen mit der Projektkoordinatorin Elke Turner und mit den Unternehmen berichten die "Technikantinnen", was ihnen besonders am Herzen liegt, damit das anschließende Praktikum genau passt. Dass es den Betreuern durchweg gelungen ist, die jungen Frauen für die Technik zu begeistern, merkte man jetzt bei der Abschlussveranstaltung. Dabei haben Jennifer aus dem Moore, Irina Baum, Sarah Berg, Hanna Brill, Kathrin Ernst, Lisa-Carolin Finke, Carolin Freese, Heike Hörnschemeyer und Tabea Wischmeier ihre Projekte und Erfahrungen den Firmenvertretern, Professoren und Familien vorgestellt. Die Projekte waren sehr unterschiedlich, das Fazit immer ähnlich: Sie alle wollen nun eine Ausbildung oder ein Studium im MINT-Bereich absolvieren. Einige haben bereits Zusagen für ihre Bewerbungen erhalten, andere werden davon profitieren, dass viele Hochschulen bei der Bewerbung Bonuspunkte für Praktika vergeben.

So wie Kathrin Ernst aus Zofingen in der Schweiz. Im Internet fand sie Informationen zum MINT-Praktikum in Osnabrück und war sofort Feuer und Flamme. "Ich interessiere mich für Technik und Sprachen und wusste einfach nicht, wofür ich mich entscheiden soll", sagt die 20-Jährige. Da war das Technikum genau das Richtige. Sie ging nach Deutschland und hat ein Praktikum bei Elster gemacht. "Ich habe das ganze Unternehmen kennen gelernt: von der Poststelle über den Wareneingang und die Ausbildungswerkstatt bis hin zum Labor Gaszähler, wo ich schließlich mein Projekt bearbeitet habe", erzählt die Schweizerin. "Nebenbei habe ich auch gesehen, wie das Leben in Norddeutschland ist und finde es sehr schade, jetzt zu gehen." Kathrin will ihre Sprachbegabung und ihre neuerworbenen Technikkenntnisse nun miteinander verbinden und in Lausanne Elektrotechnik in französischer Sprache studieren.

Auch ihre Betreuer bei Elster, Reinhard Brüggemann und Volker Lotze, hätten Kathrin am liebsten in der Firma behalten. "Rund ein Drittel unserer Beschäftigten am Standort Lotte sind Frauen", berichtet Personalmanager Lotze. Seit einiger Zeit merkt er jedoch, dass es schwieriger wird, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Deshalb setzt das Unternehmen gezielt auf duale Studiengänge, die die Ausbildung in der Firma mit dem Hochschulstudium kombinieren. "Das Technikum ist ein tolles Programm, um Frauen dafür zu begeistern", findet Lotze. "Auch die Dauer von einem halben Jahr ist genau passend", ergänzt Reinhard Brüggemann. "In einer kürzeren Zeit wäre es kaum möglich, viele Stationen im Unternehmen zu machen und eine reale Aufgabe eigenständig zu lösen. Doch genau dieses Erfolgserlebnis ist wichtig, um zu merken: Das ist der richtige Beruf für mich." In Brüggemanns Labor hat Kathrin Ernst knapp zwei Monate gearbeitet. Neben vielen anderen Aufgaben ein Messprogramm automatisiert, welches die Magnetcharakteristik der Magnetkupplung in Gaszählern ermittelt. Dieses Programm könne jetzt in der Qualitätssicherung eingesetzt werden, so Kathrins Betreuer.

Das Osnabrücker Modell ist bereits über die Landesgrenzen hinaus auf Interesse gestoßen und wird in diesem Jahr auf weitere Standorte ausgeweitet. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet: www.ecs.hs-osnabrueck.de/... oder unter Tel.: 0541/969-2183.
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