Initiiert wurde dieser Aufenthalt von Prof. Dr. Frank M. Thiesing, der in Osnabrück Mathematik und Software-Engineering lehrt. Seit vier Jahren ist er "Kontaktprofessor" für die Universität in Gijon, einer der rund 50 Partnerhochschulen der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI). "Als eine Art 'Türöffner' pflegen wir einen lebendigen Austausch mit ausländischen Universitäten", erklärt Prof. Thiesing. "Wir stehen im engen Kontakt zu den dortigen Kollegen und helfen Studierenden beider Seiten, wenn sie ein oder gleich zwei Auslandssemester absolvieren."
So half er Jonathan Álvarez Álvarez, Ignacio Corrales García, Sheila Fernandez Gonzalez, Alejandro García Lodeiro und Dolores González Noval, in Osnabrück Fuß zu fassen. Er suchte für sie Arbeitgeber für Abschlussarbeiten, Michelle Weghorst-Pöttker vom Internationalen Büro der Fakultät IuI kümmerte sich um praktische Dinge, etwa ums Wohnen. "Wir haben die Fünf bewusst in fünf verschiedenen Wohnheimen untergebracht, damit sie hier schnell mit anderen Studenten Kontakte knüpfen", so Weghorst-Pöttker. "Dass alle spanischen Gaststudierenden mittlerweile gut ihren Alltag auf Deutsch bewältigen, zeigt uns: Es war die richtige Entscheidung", ergänzt Prof. Thiesing.
Der engagierte Hochschullehrer freut sich auch über einen weiteren Erfolg - die erste Abschlussarbeit ist nun fertig. Dolores González Noval hat ihre Master-Arbeit unter der Leitung von Prof. Thiesing bei der EWE TEL GmbH, in Osnabrück bekannt mit der Marke osnatel, verfasst. Sie untersuchte dabei den Einfluss der Länge von Telefonleitungen auf die Geschwindigkeit der Datenübertragung beim heimischen Surfen im Internet. Dabei simulierte die 26-Jährige den Datenfluss per VDSL2 - einer Technik, die Highspeed-Surfen im Internet, Fernsehübertragungen und Telefonie über eine einzige Breitbandverbindung ermöglicht. "Viele Telefonleitungen aus Kupferdraht liegen schon seit über 30 Jahren in den Straßen. Sie gehören überwiegend zur Infrastruktur der Deutschen Telekom und andere Anbieter müssen diese Leitungen anmieten. Dolores' Arbeit hilft uns, die am besten geeignete Technik für die schnellste Internetanbindung des Kunden herauszufinden", erklärt Dennis Borngräber, der Oldenburger Betreuer von González Noval. "Viele unserer Kunden, gerade im ländlichen Bereich, wünschen sich eine schnellere Internetverbindung", ergänzt Volkmar Seliger, Leiter des Technischen Produktmanagements. Deshalb brächten die Untersuchungen der spanischen Studentin unmittelbaren Nutzen für EWE TEL- und osnatel-Kunden in unserer Region.
Nun geht es für die spanische Studentin zurück in die Heimat. An ihrer Universität muss sie noch eine letzte Prüfung nachholen, bevor sie sich auf Jobsuche macht. "Ich will mich in ganz Europa bewerben, auch in Deutschland", sagt die angehende Telekommunikationsingenieurin, die neben Englisch auch Französisch und Italienisch spricht. Schließlich habe sie hier eine tolle Zeit gehabt, viele Freunde gefunden und eine neue Leidenschaft entdeckt: Fahren auf der Autobahn. "Beim täglichen Pendeln zwischen Osnabrück und Oldenburg mit unserem Team habe ich mich zuerst nicht getraut, selbst zu fahren: Es geht hier viel schneller zu als bei uns in Spanien", sagt Dolores. Nach einigen Fahrten habe sie sich jedoch das Herz gefasst und sich ans Lenkrad gesetzt. "Ich weiß jetzt schon: zu Hause werde ich das schnelle Fahren vermissen - aber vor allem meine deutschen Kollegen und Freunde."