"Immer besser": So lautet die Devise von Miele, dem renommierten Hersteller von Hausgeräten, Geräten für Gewerbebetriebe sowie Aufbereitungssystemen der Labor- und Medizintechnik. Mit diesen beiden Worten könnte man auch das Ziel der Lehrveranstaltung "Innovationsmanagement" von Prof. Dr.-Ing. Thomas Derhake beschreiben. Denn darin kombiniert der Professor der Hochschule Osnabrück eine Vorlesung zur markt- und kundenorientierten Produktentwicklung mit einem vorlesungsbezogenen Projekt aus der Praxis. So lernen Studierende der Masterprogramme "Entwicklung und Produktion", "Automatisierungstechnik" und "Mechatronic Systems Engineering", unterschiedliche Kreativitätsmethoden anzuwenden und Lösungskonzepte für Produkte zu erstellen, die nicht nur neu sind, sondern auch dem Kunden nutzen und sich gut verkaufen lassen.
Schon seit vielen Jahren arbeiten deshalb der Osnabrücker Professor für Produktentwicklung und das traditionsreiche Familienunternehmen mit dem Hauptsitz in Gütersloh eng zusammen. Ergebnisse dieser Kooperation sind viele erfolgreiche anwendungsorientierte Projekte und Abschlussarbeiten, die den Studierenden eine praxisnahe Ausbildung und gute Berufseinstiegschancen ermöglichen. Auch das 115 Jahre alte Unternehmen profitiert von der Zusammenarbeit dank dem engen Kontakt zu Hochschullehrenden und den talentierten Nachwuchsingenieuren.
Auch im Sommersemester 2014 bearbeiteten rund 50 Studierende, aufgeteilt in elf Gruppen, eine anspruchsvolle Aufgabe der Firma Miele. "Wie kann die Aufbereitung von Laborutensilien verbessert werden?" - Das war die zentrale Frage, die Dr. Janko Kukolja, Gruppenleiter für Innovation im Bereich professioneller Reinigungssysteme bei Miele, beim Kick-off Anfang April an die Studierenden richtete. Diese Frage betrifft zahlreiche Branchen: von der chemischen und pharmazeutischen Industrie über die Kosmetik- und Lebensmittelhersteller bis hin zu Krankenhäusern, Umweltämtern, Unilaboren oder Apotheken. Genauso vielfältig sind auch Arten von Verschmutzungen, die auf Laborutensilien verbleiben. Als führender Experte für Aufbereitungssysteme der Labor- und Medizintechnik sei Miele deshalb an einer umweltschonenden und zugleich kostengünstigen Aufbereitung in Laboren sehr interessiert, so Dr. Kukolja.
Die studentischen Teams gingen bei ihrer Projektarbeit schrittweise vor. Zunächst stand die Kundenanalyse auf dem Programm. "Welche Utensilien werden wie gereinigt? Welche Verbesserungsmöglichkeiten sieht der Kunde selbst? Gibt es darüber hinaus weitere Innovationspotentiale?" - All diese Fragen wurden beim Besuch zahlreicher Firmen aus unterschiedlichen Branchen geklärt. Mit den in der Theorie erlernten Kreativitätstechniken erarbeiteten Studierende dann eigene Lösungskonzepte. Diese umfassten die Handhabung einzelner Instrumente, die Bedienung von Maschinen oder die Entwicklung neuer Reinigungs- und Desinfektionsverfahren.
Anschließend werteten sie gewonnene Ergebnisse aus und präsentierten Konzepte, die in zweimonatiger Teamarbeit entstanden sind, ihrem Professor und den Auftraggebern von Miele.
Während der gesamten Projektzeit bestand enger Kontakt zwischen Osnabrück und Gütersloh. So besuchten die Teilnehmer der Lehrveranstaltung im Mai den Miele-Hauptsitz. Dr. Janko Kukolja und der Produktmanager für technisches Zubehör Dennis Restemeier - Absolvent der HS Osnabrück - hielten dort eine Gastvorlesung. Sie berichteten sowohl aus technischer als auch aus Marketing-Sicht, wo sie im eigenen Arbeitsalltag Informationsquellen finden und welche Methoden sie als Profis nutzen, um Ideen zu entwickeln, mit denen Kundenbedürfnisse gedeckt werden können. Außerdem stellten die beiden Gastgeber operative und strategische Strukturen des Unternehmens vor und demonstrierten, dass nur gut koordinierte und präzise Zusammenarbeit einzelner Abteilungen einen hohen Innovationsgrad gewährleisten kann. "Ihre anschauliche Präsentation ermöglichte es den Studierenden, theoretische Kenntnisse aus der wöchentlichen Vorlesung wiederzufinden und zu erfahren, wie sie in Ihrem Unternehmen genutzt und umgesetzt werden", dankte Prof. Derhake den beiden Fachleuten nach deren Vorlesung. Auch der anschließende Besuch der Ausstellungsräume und des Miele-Museums kamen bei den Gästen aus Osnabrück gut an.
Drei Wochen später traf man sich wieder - diesmal in Osnabrück. Sechs Miele-Verantwortliche aus Gütersloh und Bielefeld sind zu den Abschlusspräsentationen im neuen Hörsaalgebäude der Hochschule auf dem Westerberg-Campus angereist: Neben Dr. Kukolja und Dennis Restemeier kamen auch Mattias Meiwes (Gruppenleiter Labor Gebrauchstauglichkeit), Dr. Britta Rummler (Leiterin Forschung und Labor), Dr. Roy Schneider (Anwendungstechnik Labor) sowie Michael Sedlag (Leiter Produktmanagement Medizin- und Labortechnik).
Sie alle zeigten sich sehr interessiert und teilweise sogar begeistert von den studentischen Vorschlägen. Elf Teams befassten sich mit elf unterschiedlichen Problemen, die sie in Kundengesprächen aufgedeckt hatten. So gab es Vorschläge zur Optimierung des Transportsystems von Proben in Krankenhäusern, zur Verbesserung einzelner Bestandteile von Reinigungsautomaten oder auch zur schnelleren Reinigung von Pipetten. Das Team um den Gruppensprecher Henning Hempen beließ es nicht dabei, ein Modell seiner Idee zur variablen Positionierung und Fixierung von Glaskolben verschiedener Größen am Computer zu erstellen: Die Studierenden fertigten - getreu dem Motto "Immer besser" - gleich einen Prototyp auf der Laser-Sinter-Maschine im Labor für Produktentwicklung und CAE an. Dafür ernteten sie großes Lob ihres Betreuers und Laborleiters Prof. Derhake und auch der Gäste von Miele.
Um eigene Konzepte zu überprüfen, fanden einige Teams - trotz zeitlicher Beschränkung - die Gelegenheit, mit ihren Lösungskonzepten eine erneute Befragung der Kunden durchzuführen. Auch das fand eine besondere Anerkennung der Projektbetreuer. "Die Projektpräsentationen waren sehr beeindruckend", fasste Dr. Kukolja deren Eindrücke zusammen. "Sie haben kreativ zusammengearbeitet und ausgereifte Ergebnisse erzielt", lobte Dr. Britta Rummler die Studierenden und dankte Prof. Dr. Derhake für eine "sehr gelungene Veranstaltung", mit der bei Miele "großes Interesse erzeugt" wurde. Der Veranstaltungsleiter dankte seinen Kooperationspartnern für die positive Resonanz: "So sehen die Studierenden, dass sie mit ihren Ergebnissen richtig liegen. Und mich bestätigt unsere Zusammenarbeit erneut darin, dass solche praxisnahen Projekte ein wertvoller, sogar unabdingbarer Teil einer modernen Ingenieursausbildung sind."