"Für diese Fahrzeugtypen fehlte es in der Industrie bislang an allgemein zugänglichen Verfahren zur Bestimmung der Betriebsfestigkeit", erklärt Prof. Austerhoff. Problematisch sei dies gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die bei der Entwicklung von Bauteilen für kleinere Fahrzeuge in der Vergangenheit nur auf ihren eigenen - häufig begrenzten - Erfahrungsschatz zurückgreifen konnten. Die in der Fahrzeugindustrie gängigen Methoden zur Bestimmung der Betriebsfestigkeit eines Kleinfahrzeugs sind zeit- und kostenaufwändig. Zudem fallen diese Techniken bei vielen Großunternehmen unter das Betriebsgeheimnis, so dass sie kleineren Herstellern nicht zugänglich sind. Auch fehlen gesetzliche Vorschriften zur Durchführung der Betriebsfestigkeitsuntersuchungen an Motorrädern und Quads, die in Kleinserien gebaut werden.
"Unsere Prüfsysteme bedeuten besonders für KMUs einen Fortschritt in punkto Entwicklung und Fahrsicherheit, da sie einem Kleinserienhersteller von Fahrzeugen und Motorrädern eine Betriebsfestigkeitsprüfung von Bauteilen mit einem begrenzten Zeit- und Kostenaufwand ermöglichen", so Prof. Prediger. Im Vorfeld des Projekts führten die Verantwortlichen Online-Befragungen unter Motorradfahrern sowie Testfahrten durch, um genaue Messdaten zum Fahrverhalten sowie zum Spannungszustand eines Motorrades zu ermitteln.
Nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase hat das Projekt-Team um die beiden Professoren nun eine einheitliche Methode entwickelt, die es ermöglicht, die im Fahrbetrieb eines Motorrads oder Quads auftretenden Belastungen zu bestimmen und auf einem Prüfstand zum Testen von Fahrzeugen einzusetzen. Hierzu kommen unter anderem umfangreiche Messtechnik und komplizierte mathematische Datenverarbeitungsmethoden zum Einsatz. Auf dem neuentwickelten Prüfstand wird nun die Betriebsfestigkeit der tragenden Komponenten eines Motorrads oder Quads in einer kurzen Testprüfung untersucht. Das Verfahren prüft die Auswirkungen der Belastungen auf die einzelnen Fahrzeugbauteile innerhalb von etwa 72 Stunden am Stück - und das über eine virtuelle Strecke von rund 100.000 Kilometern.
Inzwischen erhalten die Projektleiter der FH Osnabrück jeden Monat mehrere Anfragen von Unternehmen zur Durchführung der Betriebsfestigkeitsuntersuchungen. "Wir nehmen gern weitere Aufträge an", so Prof. Prediger. Er und sein Kollege sind für Interessenten unter Tel.: 0541/969-2960 oder -2135 zu erreichen.
Das Projekt der Fachhochschule Osnabrück wird am Gemeinschaftsstand der niedersächsischen Hochschulen (Stand A10) in Halle 2 vorgestellt. Die Hannover Messe zählt zu den bedeutendsten Technologieveranstaltungen weltweit und steht dieses Jahr unter dem Leitthema "Energieeffizienz in industriellen Prozessen".