Ausblicke auf ein neues Jahr bringen zumeist auch Rückblicke mit sich. Besonders wenn wir, wie in diesem Jahr 2023, auf bedeutsame Ereignisse für unsere Stadt zurückblicken können, die exakt vor 30 Jahren ihren Anfang nahmen und nicht vergessen werden sollten. Denn vor 30 Jahren begann die aufwändige Rettung unseres Schlosses Klippenstein. Gleichzeitig kam vor 30 Jahren eine junge Diplom-Museologin nach Radeberg, die mit der Aufnahme ihrer Tätigkeit als Objekt- und Museumsleiterin für das Schloss Klippenstein bis heute als ein großer Glücksfall gewertet wird.
„Ruinen schaffen ohne Waffen“
Es ist mit Beginn des Jahres 2023 kaum noch vorstellbar, in welchem desolaten und wirklich erschreckenden Zustand sich vor genau 30 Jahren unser Radeberger Schloss Klippenstein befand. Archivbilder aus dem Jahr 1993 geben einen erschütternden Einblick in den Verfall der Bausubstanz eines historischen Schlosskomplexes, der über viele Jahrhunderte unterschiedlichste Zeitenwenden, Kriegsereignisse und Herrschaftssysteme überdauert hatte, jedoch in den 1970er und 1980er Jahren unter DDR-Verhältnissen fast den Todesstoß erhalten hätte. Es ist heute wirklich nicht mehr nachvollziehbar, dass damals in der DDR der Erhalt und die Sanierung von Bestandsbauten zugunsten eines Wohnungsbauprogrammes mit Neubausiedlungen im Stil der „Hochhaus-Arbeiter-Regale“ derartig vernachlässigt wurde und dadurch historisch gewachsene Innenstädte fortwährend verfielen. Eine architektonisch wertvolle Altbausubstanz, das Erbe von Generationen, war kaum noch zu retten. Ganz zu schweigen von Schlössern und Burganlagen, die in einem Staat der Arbeiter und Bauern keinen Stellenwert haben sollten und nur erhalten und gefördert wurden, wenn sie für den Staat einen hohen Vorzeigewert vor dem sogenannten „Klassenfeind“ im Westen besaßen. Der damals durchaus verbreitete gesunde Volkswitz glossierte es kurz und bündig als „Ruinen schaffen ohne Waffen“. Und das gelang gründlich, wie wir alle noch wissen.
Initiative „Dächer dicht“ – Verfall war dennoch nicht aufzuhalten
Anfang der 1980er Jahre, der Verfall älterer Bausubstanz war bereits in vollem Gange, erfolgte schließlich ein Aufruf an die Bevölkerung durch das SED-Regime unter dem Motto „Dächer dicht“. Dieser neue Slogan rief die Bevölkerung zur Eigeninitiative auf, die Dächer ihrer Mietshäuser selbst zu reparieren. Die „ganz neue Erkenntnis“ bestand plötzlich in der Belehrung, dass Gebäude zuerst oben dicht zu machen wären, bevor unten saniert wird. Welchem Pfiffikus diese Neuheit eingefallen war, blieb leider unbekannt. Die ewigen Spötter vermuteten, dass dieser Einfall vom Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker persönlich stammen müsse, da er gelernter Dachdecker gewesen war. Aber auch diese neue Parole, eifrig von SED und FDJ verkündet, konnte den Verfall nicht aufhalten, fehlten doch selbst bei gutem Willen für die Umsetzung alle notwendigen Voraussetzungen. Es gab nach wie vor weder ausreichend Baumaterial noch Baugerüste. So blieb es weiterhin dabei, dass auf vielen Dachböden an undichten Stellen Schüsseln, Eimer und alte Badewannen aufgestellt werden mussten, um Regenwasser aufzufangen und lokale Schäden zumindest etwas zu begrenzen.
So geschehen auch in unserem Radeberger Schloss Klippenstein. Der damalige Museumsleiter Rudolf Limpach, mit seiner Familie auch wohnhaft im Schloss, konnte ab der 1970er Jahre nur noch verzweifelt die zunehmenden Verfallserscheinungen der Dächer und der Bausubstanz an die Behörden schildern – ohne Erfolg, da für das Schloss kaum Mittel zur Erhaltung geplant und bereitgestellt wurden. Seine Töchter erinnern sich noch an die vielen Gefäße zum Auffangen des Regenwassers, von ihnen auf den Dachböden des Schlosses verteilt und ständig kontrolliert, denn es wurden mit der Zeit immer mehr Löcher im Schlossdach. Erinnerlich ebenso das angstvolle Abhören der Wettervorhersagen durch Familie Limpach, wenn Regen oder Unwetter angekündigt wurden und die ganze Familie in Bereitschaft versetzte, oder an die gefährlichen Klettereinsätze, ohne Sicherung und Gerüst, die von Rudolf Limpach verbunden, der Diplom-Museologin Katja Altmann. Sie war und ist bis heute maßgeblich an der Erfolgsgeschichte von Schloss Klippenstein beteiligt.
Katja Altmann kam als gebürtige Dresdnerin nach Radeberg, als für das zu sanierende Objekt 1992, per Ausschreibung durch die Stadtverwaltung Radeberg, ein Objektleiter/in gesucht wurde. Ihre Bewerbung überzeugte, denn sie konnte mit ihrem Hochschulabschluss und der jahrelangen Berufserfahrung in verschiedenen Museen ein Konzept für Radeberg vorlegen, welches sofort überzeugte. Ihr Ziel bestand darin, das Schloss nicht nur zu einem zeitgemäßen, modernen Museum umzugestalten und pädagogische Richtlinien durchzusetzen, sondern es auch mit einer Vielzahl unterschiedlicher kultureller Angebote in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu setzen und dadurch wieder zu beleben. Auch die Gründung eines Schlossvereins zur Unterstützung verschiedener Vorhaben gehörte von Anfang an zu diesem Konzept und konnte bereits am 7. Juli 1993 mit dem „Verein Schloss Klippenstein e.V.“, damals unter der Vorsitzenden Birgit Frech, realisiert werden. Eine fruchtbare Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Realisierung vieler Projekte setzte damit ein.
Bevor die Diplom-Museologin Katja Altmann jedoch zu ihrer eigentlichen Arbeit im Museumsbereich übergehen konnte, fand sie sich zunächst als „Objektleiterin“ mitten in der Bauphase des Schlosses. Zunächst galt es, die Wiederherstellung und Erhaltung der Dachkonstruktion und Bausubstanz vorzunehmen, in Etappen die historisch wertvolle Fürstenreittreppe und den Eulenturm zu sanieren, den systematischen Innenausbau des Schlosses voranzutreiben, um das Schloss zu einem kulturellen Zentrum der Stadt Radeberg werden zu lassen. Das alles war nur in Bauabschnitten umsetzbar und bedeutete für die junge Frau einen nicht enden wollenden Bauboom, nervenaufreibende, ständige Räumungsarbeiten der Exponate des ehemaligen Heimatmuseums von einem Raum in den anderen, Schuttberge und Staubwolken… Katja Altmann wurde als Objektleiterin zum ständigen Ansprechpartner für Architekten und Baufirmen. Obwohl federführend die Stadtverwaltung Radeberg und das Bauamt für das Sanierungsprojekt zuständig waren, blieb es jedoch zumeist nicht aus, dass sie als Frontfrau vor Ort oft auch schnelle Entscheidungen treffen musste und dann ziemlich einsam auf ihrem „Feldherrenhügel Schloss Klippenstein“ stand. Gleichzeitig erfolgten unter ihrer fachlichen Aufsicht in den nächsten Jahren die Entkernungsarbeiten verschiedener Innenbereiche, um historische Reste der einstigen Burganlage sowie Strukturen und Details des Schlosses als Renaissancebau wieder sichtbar werden zu lassen. Für die bautechnischen und historischen Untersuchungen der Gebäudesubstanz wurde eine Görlitzer Fachfirma beauftragt.
Es war ein Mammutprogramm für alle Beteiligten über viele Jahre, und der an ihren Aufgaben in dieser Zeit auch durchaus „gewachsenen“ Katja Altmann gebührt höchster Respekt – sie wird nicht umsonst als „Glücksgriff für Radeberg“ bezeichnet, wenn es um die Rettung von Schloss Klippenstein und den Aufbau des Museums geht. Manch anderer hätte sicherlich das Handtuch geworfen. Denn auch die moderneverbunden, der Diplom-Museologin Katja Altmann. Sie war und ist bis heute maßgeblich an der Erfolgsgeschichte von Schloss Klippenstein beteiligt.
Katja Altmann kam als gebürtige Dresdnerin nach Radeberg, als für das zu sanierende Objekt 1992, per Ausschreibung durch die Stadtverwaltung Radeberg, ein Objektleiter/in gesucht wurde. Ihre Bewerbung überzeugte, denn sie konnte mit ihrem Hochschulabschluss und der jahrelangen Berufserfahrung in verschiedenen Museen ein Konzept für Radeberg vorlegen, welches sofort überzeugte. Ihr Ziel bestand darin, das Schloss nicht nur zu einem zeitgemäßen, modernen Museum umzugestalten und pädagogische Richtlinien durchzusetzen, sondern es auch mit einer Vielzahl unterschiedlicher kultureller Angebote in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu setzen und dadurch wieder zu beleben. Auch die Gründung eines Schlossvereins zur Unterstützung verschiedener Vorhaben gehörte von Anfang an zu diesem Konzept und konnte bereits am 7. Juli 1993 mit dem „Verein Schloss Klippenstein e.V.“, damals unter der Vorsitzenden Birgit Frech, realisiert werden. Eine fruchtbare Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Realisierung vieler Projekte setzte damit ein.
Bevor die Diplom-Museologin Katja Altmann jedoch zu ihrer eigentlichen Arbeit im Museumsbereich übergehen konnte, fand sie sich zunächst als „Objektleiterin“ mitten in der Bauphase des Schlosses. Zunächst galt es, die Wiederherstellung und Erhaltung der Dachkonstruktion und Bausubstanz vorzunehmen, in Etappen die historisch wertvolle Fürstenreittreppe und den Eulenturm zu sanieren, den systematischen Innenausbau des Schlosses voranzutreiben, um das Schloss zu einem kulturellen Zentrum der Stadt Radeberg werden zu lassen. Das alles war nur in Bauabschnitten umsetzbar und bedeutete für die junge Frau einen nicht enden wollenden Bauboom, nervenaufreibende, ständige Räumungsarbeiten der Exponate des ehemaligen Heimatmuseums von einem Raum in den anderen, Schuttberge und Staubwolken… Katja Altmann wurde als Objektleiterin zum ständigen Ansprechpartner für Architekten und Baufirmen. Obwohl federführend die Stadtverwaltung Radeberg und das Bauamt für das Sanierungsprojekt zuständig waren, blieb es jedoch zumeist nicht aus, dass sie als Frontfrau vor Ort oft auch schnelle Entscheidungen treffen musste und dann ziemlich einsam auf ihrem „Feldherrenhügel Schloss Klippenstein“ stand. Gleichzeitig erfolgten unter ihrer fachlichen Aufsicht in den nächsten Jahren die Entkernungsarbeiten verschiedener Innenbereiche, um historische Reste der einstigen Burganlage sowie Strukturen und Details des Schlosses als Renaissancebau wieder sichtbar werden zu lassen. Für die bautechnischen und historischen Untersuchungen der Gebäudesubstanz wurde eine Görlitzer Fachfirma beauftragt.
Es war ein Mammutprogramm für alle Beteiligten über viele Jahre, und der an ihren Aufgaben in dieser Zeit auch durchaus „gewachsenen“ Katja Altmann gebührt höchster Respekt – sie wird nicht umsonst als „Glücksgriff für Radeberg“ bezeichnet, wenn es um die Rettung von Schloss Klippenstein und den Aufbau des Museums geht. Manch anderer hätte sicherlich das Handtuch geworfen. Denn auch die moderne, nach neuesten Gesichtspunkten erfolgte Umgestaltung des Museums erfolgte in dieser Zeit, ebenso die Schaffung neuer Ausstellungsbereiche, neuer Veranstaltungsräume, die Gestaltung des Festsaales, eines neuen Magazins zur Aufbewahrung der Sammlungen bis hin zu einem modernen Empfangs- und Sanitärbereich. Im Jahr 2011 wurde das Museum Schloss Klippenstein mit dem „Spezialpreis des 3. Sächsischen Museumspreises“ durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst geehrt, den die Museumsleiterin Katja Altmann stolz in Empfang nehmen durfte...
Der Bau eines Aufzuges war vorerst der letzte Abschnitt eines Gesamtkonzeptes, mit dessen Realisierung nun barrierefrei und bequem das Schloss auf dem Klippenstein erreicht werden kann. Er rundet die Gestaltung der Gesamtanlage ab, die auch mit dem gepflegten Schlossgarten eine Augenweide darstellt.
Die Schlossrettung mutet rückblickend, 30 Jahre nach den Anfängen, wirklich schon märchenhaft an. Das heutige sichtbare Ergebnis gleicht einem seltenen Schmuckstück und erfüllt die Radeberger durchaus mit Stolz. Der gesamte, in der Zwischenzeit „durchgestaltete“ Schlosskomplex kann sich mehr als sehen lassen und würde mit Sicherheit auch den ehemaligen Bauherren des einstigen Jagdschlosses, Kurfürst Moritz von Sachsen (1521-1553), der übrigens erstmalig den Namen „Schloss Klippenstein“ festlegte, in Erstaunen versetzen. So schön, in seiner heutigen einmaligen Gesamtgestaltung, sah es noch nie aus.
Die Objekt- und Museumsleiterin Katja Altmann hat an diesem gelungenen „Endprodukt Schloss Klippenstein“ einen großen Anteil. Gemeinsam mit ihrem in der Zwischenzeit angewachsenen Team von Mitarbeitern kann sie auf ihre eigenen, unermüdlichen und schaffensreichen „30 Jahre Dienst am Schloss Klippenstein“ zurückblicken, auf ein neu gestaltetes Museum unter ihrer Leitung, welches sie mit ihren Ideen geprägt hat. Viel hat sie bisher mit viel Herzblut erreicht, worauf sie stolz sein kann. Radeberg mit seinen „Radebergern“ kann und sollte Danke sagen!
Der Dank sollte jedoch auch all denen gelten, die ebenfalls großen Anteil an dem Gelingen der Schlossrettung hatten. Was hier in Radeberg, innerhalb von 30 Jahren, durch viele Akteure und Spender, ob durch Vereine, viele Unternehmen oder auch Privatpersonen, geschaffen wurde, in erster Instanz natürlich gefördert und unterstützt durch den Stadtrat und nicht zu vergessen auch durch den ehemaligen Oberbürgermeister Gerhard Lemm, der in den gesamten 28 Jahren seiner Amtszeit von 1994 bis 2022 alle Höhen und Tiefen der Bauabschnitte des Schlosses mitgetragen hat, der immer wieder mit seinen Verbindungen zu staatlichen Institutionen Quellen suchte und erfolgreich fand, die mit Fördermitteln, Unterstützungen und Spenden weiterhalfen - das alles kann sich sehen lassen, darf nicht vergessen werden und verdient unseren größten Respekt vor Leistungen, die noch vor 30 Jahren, in der sogenannten „Wendezeit“, kaum für möglich gehalten worden wären.
Schauen wir deshalb mit diesen Erfahrungen, wie schnell sich negatives in positives wandeln kann, 2023 alle optimistisch in die Zukunft, denn die vorliegende Geschichte zeigt uns sehr deutlich, auch die beschriebenen, einst ausweglos erscheinenden Zustände, dauerten nicht ewig…
Allen Lesern der „die Radeberger“ wünsche ich für 2023 alles Gute!
Renate Schönfuß-Krause
Januar 2023
Abbildungen:
Stadtansicht Radeberg 1627: Renate Schönfuß-Krause, gezeichnet nach Wilhelm Dilich
Luftaufnahmen Schloss Klippenstein: Gunnar Richter
Alle anderen Abb.: Museum Schloss Klippenstein