Mehr als 250.000 Reifenpannen pro Jahr gibt es allein in Deutschland. Experten sind sich einig, dass eine systemgestützte Kontrolle sinnvoll ist. Denn der klassische Autofahrer überprüft den Reifendruck nur gelegentlich. Teilweise sogar nur über eine unzureichende Inaugenscheinnahme der Reifen. Deswegen wurde die Einführung eines Fahrerassistenzsystems, das den Fahrer bei Druckverlust in einem Reifen warnt, in der Fachwelt begrüßt. "Aktuell wird allerdings um die effektivste Lösung gerungen", so Ralf Kessler, RDKS-Experte von Huf Electronics Bretten. "Denn wir unterscheiden klassisch zwischen indirekt und direkt messenden Systemen."
Indirekte Reifendruckkontrollsysteme
Indirekte RDKS sind bereits seit 2000 im Markt. Neuere Geräte dieser Bauart werten die Schwingungsspektren der einzelnen Räder aus. Beim Abrollen auf der Fahrbahn werden in den Rädern zahlreiche Schwingungszustände (Moden) angeregt. Einige dieser Moden sind vom Reifendruck abhängig, d. h. die Schwingungsfrequenz ändert sich mit dem Reifendruck. Bei den indirekten Systemen wird die charakteristische Schwingungsfrequenz jedes einzelnen Rades gemessen. Damit ist das System in der Lage, auch Druckverluste zu erkennen, die z. B. durch Diffusion an allen vier Reifen gleichzeitig auftreten. Charakteristisch für alle indirekten Reifendruckkontrollsysteme ist, dass es nach der Montage eines Reifens oder nach einem Befüllvorgang durch den Fahrer manuell initialisiert werden muss. Fehler bei der Initialisierung können dazu führen, dass das System nicht korrekt warnen kann.
Ein Vorteil der indirekten Systeme ist, dass keine Zusatzkomponenten verbaut werden müssen. Nachteilig ist, dass weder die Reifendrücke noch die Reifentemperaturen gemessen werden. Zudem wird der Zusammenhang zwischen der Raddrehzahl bzw. dem Schwingungsspektrum und dem Reifendruck von vielen Faktoren beeinflusst und muss für jedes Fahrzeugmodell und jede Fahrzeugkonfiguration extra bestimmt werden.
Direkte Reifendruckkontrollsysteme
Direkte Reifendruckkontrollsysteme erfassen über jeweils einen Reifendrucksensor in jedem Rad die Reifendrücke und -temperaturen. Diese Informationen werden zusammen mit einer individuellen Kennung des Reifendrucksensors per Funksignal zu einer Auswerteeinheit im Fahrzeug gesendet. Die Datenübertragung erfolgt - je nach funktechnischen Gegebenheiten des Einsatzlandes - üblicherweise im 434-MHz- oder 315-MHz-Band.
Direkte Systeme können sowohl langsame Diffusionsverluste als auch schnelle Druckverluste erkennen, die an einem Reifen auftreten, und dies sogar wenn alle vier Räder gleichzeitig betroffen sind. Bei entsprechendem Anzeigekonzept des Fahrzeugherstellers werden die Druckwerte dem Fahrer direkt im Fahrerinformationssystem angezeigt. "Eine Initialisierung des Systems ist nicht erforderlich", betont Experte Ralf Kessler, der die Entwicklung des Huf RDKS IntelliSens geleitet hat. "Da der Reifendruck direkt gemessen wird, ist das System in der Lage, ohne Bedienereingriff die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Eine Fehlbedienung des Systems wird sofort erkannt und dem Fahrer mitgeteilt."
Die Messgenauigkeit der direkt messenden Reifendrucksensoren ist üblicherweise besser als 0,1 bar. Damit können alle gesetzlichen Warnschwellen sicher überwacht werden. Zudem ist eine positionsspezifische Druckanzeige möglich. Neben Sicherheitsaspekten sprechen auch der ökologische und ökonomische Nutzen für die RDKS. Durch optimales Befüllen der Reifen kann der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden. Ein optimaler Reifendruck trägt zur längeren Lebensdauer des Reifens bei. "Eine deutliche Mehrheit Fahrzeughersteller hat sich daher bei der Erstausstattung ihrer Fahrzeuge für die direkt messenden RDKS entschieden. Das kommt unseren Erkenntnissen entgegen. Für den Ersatzbedarf beim Wechsel auf Winter- beziehungsweise Sommerreifen hat Huf den Universalsensor IntelliSens entwickelt", unterstreicht Ralf Kessler von Huf. "Der IntelliSens lässt sich schnell und einfach bei fast allen Fahrzeugen mit direkt messenden Reifendruckkontrollsystemen montieren."