"Alles auf Grün? Urbane Landschaften zwischen IBA und Hauptstadtprädikat", so lautete das Motto der gestrigen IBA LOUNGE, einem Veranstaltungsformat der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg, das zum ersten Mal im Ruhrgebiet - in der Jahrhunderthalle in Bochum - zu Gast war. Ziel des Abends war es, aus dem Thema, das beide Regionen in ähnlicher Weise beschäftigt, gemeinsame Strategien, Problemlösungen und Herangehensweisen zu entwickeln, Erfahrungen auszutauschen und Vergleiche anzustellen.
Die Elbinsel Wilhelmsburg als größte bewohnte Flussinsel Europas wurde oft als "Hinterhof" der Stadt bezeichnet, seitens der Stadtentwicklung über Jahrzehnte vernachlässigt und von vielen Hamburgern überhaupt nicht wahrgenommen - obgleich sie nur sieben S-Bahn-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt ist. Erst in der jüngsten Vergangenheit rückt sie in den Fokus - nicht nur durch die Aktivitäten der Internationalen Bauausstellung und der geplanten Internationalen Gartenschau igs im Jahr 2013. Innovative landschaftsplanerische Projekte wie der Deichpark Elbinsel, der Energieberg Georgswerder, ein Freizeitrundkurs und der igs-Park werden den Raum zukünftig prägen.
IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg sagte: "In Hamburg macht sich ein Trend deutlich, der weltweit spürbar ist: Es kommt zur Verstädterung, zur regelrechten urbanen Renaissance. Das führt dazu, dass die innerstädtischen Konversionsflächen schwinden; die Wohnbaureserven auf Brachflächen erschöpfen sich, weil es kaum noch freiwerdende Flächen in den Städten gibt. . In Wilhelmsburg gehen wir einen anderen Weg: nämlich den des Stadtumbaus. Mit unserem Leitthema "Metrozonen" schaffen wir neue urbane Räume in den städtischen Übergangszonen. Die Herausforderung hier ist die Vielfalt des Gebiets: Schienen und Verkehrstrassen durchschneiden Wilhelmsburg, genauso gibt es viel Grün, eine weite Deichlandschaft, idyllische Elbarme und Agrarwirtschaft. Das Ziel der IBA Hamburg ist es auch, diese Landschaften im urbanen Raum zu schaffen, zu erhalten und zu integrieren."
Im Ruhrgebiet wurde ein solcher Strukturwandel bereits durch die IBA Emscher Park eingeleitet - mit dem Titel der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 als vorläufigem Höhepunkt. Nun steht eine Bewerbung als "Grüne Hauptstadt Europas" bevor. Welche Projekte können dabei eine führende Rolle spielen? Mit welchen Verfahren und Prozessen sollten diese entwickelt werden? Wie können die Planungen auf ein internationales Niveau gebracht werden? Die IBA LOUNGE #4 Ruhr will vorbildliche Projekte aus der Metropole Ruhr und von den Hamburger Elbinseln diskutieren, den begonnenen Imagewandel analysieren und mögliche Handlungsansätze für die Zukunft formulieren.
Simone Raskob, Baudezernentin der Stadt Essen, sagte: "Die Bewerbung zur "Grünen Hauptstadt Europas" ist eine neue Kultur der Kooperation in der Metropole Ruhr. Nach der Dekade der Internationalen Bauausstellung sowie der Kulturhauptstadt Europas zeigt diese weitere Zusammenarbeit den Willen, sich auf gemeinsame Ziele im Rahmen einer dialogorientierten Vereinbarungskultur zu verständigen. Die Schärfung des ökologischen Profils wird ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg des wirtschaftlichen Strukturwandels in der Metropole Ruhr sein." Und weiter: "Die Einzigartigkeit der polyzentralen Metropole Ruhr mit ihrer relativ geringen städtebaulichen Dichte und ihrer hohen Freiraumqualität ist ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Ballungsräumen in Europa (z.B. Paris oder London). Die Region stellt sich auf dieser bestehenden stadtstrukturellen Basis auch den neuen Herausforderungen der Zukunft auf den Gebieten der Energiewende, des Klimawandels und der Mobilität. Sie orientiert sich dabei an zeitgemäßen Lebensbedürfnissen einer sich demografisch wandelnden Gesellschaft. Die Metropole Ruhr ist sozusagen Ort und Bühne für diese Wandlungs- und Anpassungsprozesse. Hier können Lösungswege aufgezeigt werden, die auf andere Räume in Europa übertragbar sind."