Blindenschrift auf der Hülle und auf der Oberfläche der CDs ermöglicht es blinden und stark sehbehinderten Menschen, die Medien zu unterscheiden, ohne dass sie sich selbst Markierungen aufkleben müssen. Auf dem Pappschuber sorgt eine Prägung für die markanten Punkte, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Auf die CDs selbst werden die Punkte mit einer speziellen Siebdrucktechnik aufgebracht.
Die Höhe der kleinen Markierungen liegt unter einem Millimeter, so dass sie mit den Fingerspitzen erfühlbar, aber kaum sichtbar sind. Zwei Ausgleichspunkte auf der gegenüberliegenden Seite des Brailleschrift-Textes dienen dazu, eine Unwucht zu vermeiden, die das Abspielen im Laufwerk behindern könnte.
"Für uns waren die vier CDs eine echte organisatorische Herausforderung“, berichtet Ivet Savec, Projektleiterin bei ICOCO. „In der Druckvorstufe und im Druck durfte uns bei der Schrift kein Fehler unterlaufen, und die richtige Zuordnung der unterschiedlichen Markierungen zum zugehörigen Datenträger erforderte höchste Konzentration von allen Beteiligten." Beides sei nicht ganz einfach gewesen, weil keiner der Mitarbeiter die Schrift lesen konnte.
Geschäftsführer Rolf Keldenich ergänzt, dass er mit der durch diesen Auftrag gewonnenen praktischen Erfahrung im Hintergrund weiteren Anfragen gelassen entgegensehe: "Wegen der demografischen Entwicklung wird der Markt für blindengeeignete Medienvervielfältigungen stark wachsen, und wir sind darauf vorbereitet."
Berlin-Chemie stellt damit erstmalig Inhalte von Broschüren vertont zur Verfügung. Durch die Markierung mit Braille-Schrift kann jetzt auch gezielt die Gruppe der Blinden und Sehbehinderten angesprochen werden. Die Broschüren sind für Diabetiker bestimmt und betreffen die besonderen Lebensvorkehrungen, die diese Zielgruppe treffen muss. Diabetiker können sie unter der Telefonnummer 01802-666 333 kostenlos bestellen.
Statistisch gesehen nutzen Menschen mit Behinderungen überdurchschnittlich häufig Informationen, die im Internet oder auf mobilen Speichermedien zur Verfügung stehen. Blinde und sehbehinderte Nutzer lassen sich Webseiten per Software vorlesen oder in Braille-Schrift ausgeben. Der Markt für Hörbücher und -broschüren in Deutschland zeigt ein überdurchschnittliches Wachstum.
Internetauftritte barrierefrei zu gestalten gehört seit Jahren zu den Basisanforderungen an neue Webseiten. Noch in den Kinderschuhen stecken dagegen die Bemühungen, auch andere medial gespeicherte Informationen "für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar" zu machen (Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen BGG, Artikel 4).