Der Rückgang ist insbesondere auf die Einschätzung des Non-Profit-Sektors zur Lage des Kulturbereichs insgesamt zurückzuführen, die auf 49 Punkte sank. Rückblickend haben sich die hohen Erwartungen an das letzte Halbjahr sowohl in der Gesamteinschätzung des Berliner Kulturbereichs als auch in der individuellen Selbsteinschätzung nicht erfüllt. Die Zukunftserwartungen für die eigene Situation sind jedoch erneut sehr optimistisch und erreichen mit 60 Punkten das Spitzenniveau aus der Vorumfrage im Herbst.
Prof. Dr. Klaus Siebenhaar, Direktor des Instituts für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin, bilanziert: "Nach dem Überschwang im Herbst 2007 beobachten wir nun eine weitere deutliche, diesmal negative Stimmungsschwankung, besonders im Non- Profit-Bereich. Es mag für die zukünftige Entwicklung beruhigen, dass die Situation in den Institutionen selbst weniger stark betroffen ist. Eine bessere statistische Grundlage für die Beurteilung der Entwicklung könnte hier zu einer stärker objektivierten Diskussion führen."
Galerien und Auktionshäuser sowie die Musikwirtschaft bleiben die Träger positiver Stimmung am Standort. Die Musikwirtschaft legt gegenüber Herbst 2007 sogar noch um sechs auf 61 Punkte zu. Deutlich verschlechtert hat sich die Situation hingegen bei Orchestern und Buchverlagen sowie dramatisch mit einem Minus von 15 auf 41 Punkten bei den Bibliotheken. Als Gründe wurden zu geringe finanzielle Ausstattung und Personalabbau benannt.
Positiv bewerten die Kulturunternehmen ihre Chancen im Zusammenhang mit der Hauptstadtkampagne "be Berlin". Eine überwältigende Mehrheit von 83 Prozent wünscht sich eine stärkere Repräsentation des Berliner Kultursektors auf internationaler Ebene. Fast die Hälfte (42 Prozent) erwarten von der Kampagne positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Berliner Kulturbereichs. Umso erstaunlicher ist, dass bisher lediglich 2 Prozent der Befragten die von der Kampagne gebotenen Kommunikationsmöglichkeiten nutzen.
"Berlin ist ein exzellenter Standort für den Kunstmarkt und die Musikwirtschaft", betont Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin. "Mit diesen und anderen "Spitzenspielern" der Berliner Kreativwirtschaft kann die Stadt schon heute in der Topliga der internationalen Kreativmetropolen punkten. Der Senat sollte daher den Forderungen der Kulturschaffenden nachgehen und sie markant in das gesamtstädtische Marketing von "be Berlin" aufnehmen. Auch die "Hidden-Champions", zu denen z.B. die Berliner Verlagsbranche gehört, sollten stärker in die Standortkommunikation eingebunden werden."
Der Kulturindex Berlin wurde im Frühjahr 2008 zum zehnten Mal vom Institut für Kultur- und Medienmanagement (IKM) der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der IHK Berlin ermittelt. Auf einer Skala von 0 (erheblich schlechter) bis 100 (erheblich besser) spiegelt er die Lageeinschätzungen von Kulturinstitutionen und -unternehmen wider. An der Umfrage nahmen 128 Unternehmen und Institutionen teil.