Die Kreisergebnisse, die die IHK seit 2002 ermittelt, werden fast schon traditionell vom Landkreis Gießen angeführt. Das ist auch diesmal wieder der Fall. Bei der aktuellen Umfrage liegt der Landkreis Gießen deutlich über dem Durchschnitt des IHK-Bezirkes. Fast ebenso traditionell kommen die schlechtesten Ergebnisse aus dem Vogelsbergkreis.
Vogelsberg: Deutlich hinten
Insgesamt kommt der Landkreis Gießen auf einen Klimaindex von 114,5 (118,5 im Vorjahr). Im Wetteraukreis wurde für alle Branchen ein Klimaindex von 106,4 (115,1 im Vorjahr) ermittelt. Der Vogelsberg schließlich kommt lediglich auf einen Klimaindex von 99,7 (103,6 im Vorjahr). Damit liegt man zwischen Alsfeld und Lauterbach nicht nur am Ende der Skala, sondern hat sogar, wenn auch denkbar knapp, die Zufriedenheitsschwelle des Index verpasst. Bei allen drei Kreisen hat sich der Wert des Klimaindex verschlechtert. Den stärksten Rückgang muss der Wetteraukreis hinnehmen (minus 8,7 Prozentpunkte), während der Vogelsbergkreis und der Landkreis Gießen sich um jeweils vier Prozentpunkte verschlechtern.Hessenweit wurde ein Klimaindex von 116,7 (123,8 im Vorjahr) gemessen. Damit liegen alle drei Kreise unter dem Durchschnitt des Landes. Auch das hat eine gewisse Tradition: Tendenziell ist man in Hessen zufriedener und zuversichtlicher.
Industrie: Exporte hoch, Lage gut
Wesentlich zu den guten Ergebnissen im Landkreis Gießen hat die Industrie beigetragen. Dort kommt man auf einen Klimaindex von 125,6 (127,3 im Vorjahr). Spitzenwerte kommen hier aus den Bereichen der Elektrotechnik (Klimaindex 131,4) und des Maschinenbaus (149,1). Das Druckgewerbe hinkt mit einem Klimaindex von 70 deutlich hinterher. Ein Beleg dafür, dass immer noch der Export die kraftvolle Lokomotive der derzeitigen konjunkturellen Lage ist.
Die Industrie im Wetteraukreis kommt auf einen Klimaindex von 125,9 und liegt damit vor der Giessener Industrie. Nachdem im Vorjahr ein Indexwert von 140,4 ermittelt wurde, ist hier allerdings ein sehr deutlicher Rückgang zu beschreiben. Verantwortlich dafür sind erhebliche Rückgänge im Pharmabereich und im Sektor der Metallbearbeitung bzw. der Herstellung von Metallerzeugnissen. Auch die Elektroindustrie hat sich deutlich von einem Klimaindex von 138,6 im Vorjahr auf aktuell 106,1 verschlechtert. Das Klima im Maschinenbau ist dagegen auf einem sehr ansehnlichen Niveau (144,3) stehen geblieben. Im Vogelsbergkreis schließlich erzielt die Industrie einen Klimaindex von 102,6 (117,8 im Vorjahr). Die besten Ergebnisse kommen hier aus dem Metallbereich und der Elektrotechnik, während das Holzgewerbe deutlich hinterherhinkt. Die exportfreudigen Gießener Unternehmen liegen weiter gut im Rennen. Gleiches gilt aber auch umgekehrt: Wo keine nennenswerten Exportquoten herrschen, ist man im Industriesektor nur bedingt zufrieden. Also strukturell beispielsweise im Druck- oder Holzgewerbe, wo wenig exportiert wird. Regional hinkt der Vogelsberg, mit der geringsten Exportquote, klar hinterher. Die hessische Industrie kommt auf einen Klimaindex von 127,8 (gegenüber 133,2 im Vorjahr).
Einzelhandel: Vogelsberg vorn
Der Giessener Einzelhandel kommt auf einen fast unveränderten Wert des Klimaindex von 84,3 Einheiten. Der Einzelhandel im Wetteraukreis dagegen erzielt einen Klimaindex von 77,2 (gegenüber 81,4 im Vorjahr) Auffällig ist dabei die größere Zufriedenheit mit der derzeitigen Lage bei den Händlern aus Gießen. Der Einzelhandel im Vogelsbergkreis kommt lediglich auf einen Klimaindex von 65,7 Einheiten. Es gibt aus dem Vogelsberger Einzelhandel keine einzige Stimme, die mit der Gegenwart zufrieden ist. Damit erzielen werden auch hier die schlechtesten Ergebnisse im IHK-Bezirk ermittelt, was vermutlich mit einem schlechten Weihnachtsgeschäft zwischen Alsfeld und Lauterbach begründet ist. Der hessische Einzelhandel erzielt einen Klimaindex von 91,3 (gegenüber 96,1 im Vorjahr).
Wo wird investiert?
In einer Sonderbefragung wollte die IHK wissen, wie sich die Ausgaben der Unternehmen für Investitionen im Ausland entwickeln. Zunächst beabsichtigen 5,8 Prozent aller Unternehmen höher Investitionen im Ausland als im Vorjahr. 15,2 Prozent der Betriebe gehen von gleich hohen Investitionen aus. Als Funktionsschwerpunkt der Investitionen nennen 54,9 Prozent der Unternehmen den Vertrieb und den Kundendienst. Damit will man nahe und schnell beim Kunden sein. Die zweite wichtige Funktion ist die Markterschließung. Damit ist der erste konkrete Schritt in neue Märkte gemeint. Beide Motive sind in jedem Falle positiv für den heimischen Standort. Das Argument der Kostenersparnis ist für 16,9 Prozent der Betriebe der ausschlaggebende Punkt, im Ausland zu investieren.
EU als bevorzugtes Ziel
Gefragt nach der Zielregion der geplanten Auslandsinvestitionen antworten 81,7 Prozent der Unternehmen mit der Europäischen Union. Dabei bevorzugen 43,5 Prozent der investitionswilligen Unternehmen die klassische EU-15. Während 38,0 Prozent die EU-Beitrittsländer als Zielregion nennen. Die derzeitigen Boom-Länder Russland und China werden von 28,2 bzw. 22,5 Prozent der Betriebe als Investitionsziel genannt.
Schließlich wurden die Unternehmen danach gefragt, welche Erfahrungen das Unternehmen mit seiner Hausbank bei den Kreditkonditionen im Vergleich zum Vorjahr gemacht hat. 12,6 Prozent der Betriebe sprechen von verbesserten Kreditkonditionen, während 20,9 Prozent von verschlechterten Kreditkonditionen sprechen. Für fast zwei Drittel der Betriebe haben sich die Konditionen nicht verändert. Und nur 1,4 Prozent der Betriebe berichten von abgelehnten Krediten.