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Ausbildungsmarkt: IHK fordert mehr Sachlichkeit ein

(lifePR) (Hanau, )
Das Jahr 2007 wird ein gutes Ausbildungsjahr. Darauf deuten die bisherigen Zahlen hin. Bis Ende Mai registrierte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern schon 584 neue Ausbildungsverträge, 99 mehr als am gleichen Stichtag vor einem Jahr. Das ergibt ein Wachstum von gut 20 Prozent binnen Jahresfrist! Der Aufschwung ist auf dem Ausbildungsmarkt angekommen; der Stellenmarkt für die Schulabsolventen läuft wieder richtig rund.

Vor diesem Hintergrund ist es für Hartwig Rohde, Hauptgeschäftsführer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, „völlig schleierhaft“, wieso einige Kreispolitiker „die großen Anstrengungen der Betriebe ignorieren und jetzt künstlich eine Krise herbeireden wollen. Rohde rät dazu, die Fakten nüchtern zu betrachten und ehrlich zu argumentieren. Wer die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt seit dem Jahr 1990 vergleiche, tue gut daran, die große Leistung der Industrie, des Handels und der Dienstleistungsunternehmen angemessen zu würdigen, statt einfach die Wirtschaft mit Vorwürfen zu überhäufen. Eine Grafik über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern zeige, „wie ernst die heimische Wirtschaft die Ausbildung ihres Fachkräftenachwuchses nimmt“. Laufe alles gut, könnten dieses Jahr erstmals wieder so viele Lehrlinge eingestellt werden, wie im Jahr der deutschen Einheit. Die Behauptung, die Wirtschaft würde heute weniger Ausbilden als früher, trifft nicht zu.

Ausbildung stets zeitgemäß

Für große Veränderungen auf den Ausbildungsmarkt sorgten laut der IHK mit Sitz in Hanau auch Anpassungen in der Wirtschaftsstruktur: Die gewerblichtechnischen Ausbildungsberufe seien in den frühen 90er Jahren stark rückläufig gewesen, unter anderem weil in Hanau die Atomindustrie mit ihren Zulieferbetrieben als Ausbilder weggefallen sei und weil die Deutsche Bahn AG ihren Gleisbauhof geschlossen habe. „Diese Lücke haben wir heute noch. Da kann die Wirtschaft nichts zu, daran ist ganz allein die Politik schuld“, schiebt Rohde den schwarzen Peter zurück. Im Übrigen zeige das Wachstum bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen sehr deutlich den wirtschaftlichen Strukturwandel in der Region. Berücksichtigt werden sollten ferner die steigenden Auspendlerzahlen: Viele Arbeitnehmer wohnen heute im Landkreis und arbeiten in Frankfurt. Das gilt auch für die Auszubildenden.
„Außerdem“, so Rohde, „sollte die Zahl der Ausbildungsplätze ins Verhältnis gesetzt werden zur Zahl der Arbeitsplätze. Und da zeigt sich, wie sehr die Unternehmen sich ins Zeug legen. Die Unternehmen haben verstanden, dass sie jetzt ausbilden müssen, damit sie in späteren Jahren genügend Fachkräfte haben“.

Vieles erreicht, manches noch zu tun

Wenn es auf dem Ausbildungsmarkt gerade brummt, dann liegt das, so Rohde, „nicht zuletzt auch daran, dass die Ausbildungsberater der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern mit ideenreichen Aktionen immer wieder für mehr Ausbildung sorgen – und damit auch für mehr Chancen unserer Jugendlichen“. Besonders erfreulich sei nicht zuletzt die Zahl von über 200 zusätzlichen Einstiegsqualifizierungsplätzen für eher praktisch begabte Jugendliche. Zusammen mit der Agentur für Arbeit in Hanau werde es auch dieses Jahr wieder gelingen, allen fähigen und willigen Bewerbern ein Angebot zu machen.
Mit verantwortlich für diesen schönen Erfolg sind laut Rohde auch die vielen neuen Berufe, welche die Arbeitgeber und Gewerkschaften gemeinsam in den letzten 15 Jahren geschaffen haben. Ein Problem hätten aber die Sozialpartner lange Zeit nicht wahrhaben wollen: „Viele der neuen Berufe sind so schwer, dass ein normaler Hauptschüler oder ein schlechter Realschüler sie kaum erlernen kann“. Die IHK habe sich gegen diese inhaltliche Überfrachtung stets gewehrt, ihre Argumente seien aber „stets vom Tisch gewischt worden. Die Folge: Für weniger gute Schulabgänger gibt es jetzt leider weniger Ausbildungsmöglichkeiten. Die von der IHK geforderten zweijährigen Ausbildungsberufe hätten vor allem die Gewerkschaften mit der Begründung abgelehnt, damit werde ein Lohndumping angestrebt“, bedauert Rohde.
„Wenn einige Politiker mehr für die Karrierechancen der eher praktisch begabten jungen Menschen tun wollen“, so Rohde abschließend, „dann sollten sie sich für eine bessere Frühförderung der Kinder einsetzen. Manche spätere Arbeitslosenkarriere ist schon im Kindergartenalter absehbar. Die IHK geht gemeinsam mit der Otto-Hahn-Schule und der Bertha Heraeus und Kathinka Platzhoff Stiftung deswegen bereits neue Wege. Wir laden die entsprechenden Politiker ein, sich bei unserer Aktion ‚Physik im Kindergarten’ zu beteiligen. Kinder, die sich früh für Physik, Natur und Technik begeistern, werden hinterher bestimmt nicht langzeitarbeitslos.“
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