Die Betrüger gehen immer nach der gleichen Masche vor: In den E-Mails werden viele bunte Geschichten geschildert, in denen es um sehr viel Geld geht, welches illegal ins Ausland geschafft werden soll. Mal geht es um millionenschwere Hinterlassenschaften von Diktatoren. In anderen Fällen sind es angeblich geheime Fonds der letzten Regierung. Häufig geht es um plötzlich auftauchende Vermögen von verstorbenen Ausländern ohne Erben oder dergleichen mehr. Selbst angeblich verstorbenen Missionaren wird in den Geschichten ein Millionenvermögen angedichtet, welches an den Behörden vorbei ins Ausland verschoben werden soll. Mit dem Hinweis auf eine hohe Provision, die aber nur auf dem Papier steht, werden deutsche Unternehmen zu Zahlungen an angebliche Berater, Notare und Banker verleitet. Es fließt dann Geld, aber immer nur von Deutschland nach Nigeria. Fast immer ist das Geld des deutschen Partners unwiederbringlich verloren. Ein Transfer findet letztlich nur in eine Richtung statt. Denn es handelt sich bei all dem nur um eine hochkriminelle Abzocke.
Längst kommen diese E-Mails nicht mehr nur von der "Nigeria-Connection". Bei dieser handelt es sich übrigens nicht, wie man vermuten könnte, um ein großes Netzwerk, sondern um viele kleine Banden und zum Teil auch um Einzeltäter. Mittlerweile werden diese betrügerischen E-Mails auch aus anderen Weltgegenden verschickt.
Erfindungsreiche Verbrecher
Seit einigen Monaten beobachtet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern eine neue Masche in der internationalen Internetkriminalität: Bei vielen Mitgliedsbetrieben aus dem Main-Kinzig-Kreis gehen Anfragen von vornehmlich afrikanischen oder asiatischen Unternehmen ein. Verlangt werden dringende Lieferungen. In diesem Zusammenhang werden dann die Geschäftsdaten abgefragt. Die Betrüger wollen mit diesen Informationen Geschäftsvisa oder andere Geschäftspapiere erschleichen. Mit diesen tauchen die Betreffenden dann in Europa unter oder manipulieren Geschäftsvorgänge.
Deswegen warnt die IHK Hanau -Gelnhausen Schlüchtern vor E-Mails von unbekannten potenziellen Geschäftspartnern. Vor allem wenn auf höchste Eile gedrängt wird, Bankdaten abgefragt werden oder die Motivation für eine Bestellung unklar bleibt, sollte höchste Vorsicht walten. "In solchen Fällen muss der Unternehmer unbedingt mit Hilfe der genauen Anschrift weitere Erkundigungen einholen", rät Oliver Oehms, Außenwirtschaftsfachmann der IHK. Auskunfteien, aber auch die deutschen Handelskammern vor Ort und die Deutschen Botschaften seien mögliche Ansprechpartner. Anfragen mit zweifelhaftem Hintergrund kämen im Übrigen nicht nur aus Afrika, sondern zunehmend auch aus Osteuropa und Asien, beobachtet Oehms. Das sei die Kehrseite der weltweiten Vernetzung auch kleiner Mittelständler. Eine englischsprachige Internetseite erleichtere nicht nur den erstmaligen Kontakt mit Neukunden, sondern wecke auch Begehrlichkeiten bei ausländischen Betrügern.