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Konjunktur verliert an Kraft

(lifePR) (Hanau, )
Nach fast vier Jahren Aufschwung dürfte die Konjunktur in den vor uns liegenden Monaten schwächeln. Darauf weisen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern hin. Der Rückgang wird aber - nach gegenwärtigem Erkenntnisstand - nicht in einer tieferen oder längeren Rezession enden.

Das war ein fulminanter Jahresanfang 2008: Mit einem Wachstum von 1,5 Prozent im ersten Quartal 2008 schaffte die Konjunktur in Deutschland das höchste Quartalswachstum seit zwölf Jahren. Bei genauerer Betrachtung verzerrten jedoch mehrere Sondereinflüsse das Ergebnis: Wir hatten einen milden Winter, der die übliche Frühjahrsbelebung am Bau vorwegnahm. Außerdem gab es auch Vorzieheffekte bei den Investitionen: Weil die Abschreibungsregeln zum Jahresanfang verändert wurden, kauften viele Unternehmen ihre Gerätschaften noch im letzten Jahr vorzeitig ein, wachstumswirksam wurden die Aufträge aber vor allem im ersten Quartal 2008. In diesen Wochen laufen diese Sondereffekte aus, und es dürfte zu einer spürbaren Abschwächung beim Wirtschaftswachstum kommen.

Gute Lage, verhaltene Erwartungen

Nach wie vor stufen fast alle Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis ihre wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend ein. Nur 14,6 Prozent der antwortenden 164 Betriebe bewerten ihre aktuelle Situation als schlecht. Demgegenüber beurteilt fast ein Drittel die derzeitige Geschäftslage als gut. Über die Hälfte der Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Im Jahresvergleich ergibt sich eine Verschiebung des Stimmungsbildes um etwa sieben Prozentpunkte in den negativen Bereich, die aber angesichts der vorzüglichen Werte vom Frühsommer 2007 nicht überbewertet werden sollte.

Deutlich pessimistischer als vor einem Jahr bewerten die Unternehmen jedoch ihre künftige Geschäftslage: Nur noch ein Fünftel der befragten Unternehmen, 20,2 Prozent, sieht zuversichtlich in die nähere Zukunft, aber ein Viertel, 25,2 Prozent, der Betriebe geht von einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus. Vor zwölf Monaten hingegen waren noch 34,9 Prozent der Unternehmen auf einen weiteren Aufschwung eingestellt und nur 13,3 Prozent auf einen Abschwung. Der Saldo zwischen guten und schlechten Erwartungen stürzte mithin binnen Jahresfrist von +21,6 auf -5,0 Punkte. Einen so deutlich negativen Saldo wie in der aktuellen IHK-Umfrage gab es zuletzt im Jahr 2004.

Wie üblich hat die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern auch dieses Mal die Antworten der Unternehmen zur derzeitigen und künftigen Geschäftslage gewichtet. Der Klima-Indikator erreicht mit 106,1 Punkten exakt den Wert vom Jahreswechsel 2005/2006. Vor einem Jahr stand die Kennzahl noch bei 124,8 Punkten, einem historischen Hoch. Seither ging sie fast kontinuierlich zurück. Verantwortlich dafür ist vor allem die deutlich schlechtere Einschätzung der wirtschaftlichen Erwartungen durch die Unternehmen, nicht so sehr die aktuelle Lagebeurteilung.

Trotz der geschmälerten Erwartungen ist es für einen Abgesang auf die Konjunktur zu früh - dafür sind die aktuellen Lagebeurteilungen einfach zu positiv. Die Verfassung der Wirtschaft ist und bleibt robust. Befragt wurden von der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern Unternehmen aus allen Branchen und Teilen des Main-Kinzig-Kreises.

Importierte Wachstumsschwäche

Seit mehreren Jahren ist der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland vor allem der hohen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen "Made in Germany" geschuldet. Die Wirtschaft im Main-Kinzig-Kreis, die traditionell sehr exportstark ist, konnte von der Globalisierung besonders profitieren. Gegenwärtig verliert dieser von der Weltwirtschaft getragene Aufschwung an Kraft - und das werden die Unternehmen und auch die Arbeitnehmer an Main und Kinzig spüren. Vor allem deswegen dürfte es in den kommenden Monaten zu einer konjunkturellen Abflachung kommen. Für teils erhebliche Belastungen sorgen nicht zuletzt die hohen Rohstoffpreise - insbesondere der Erdölpreis -, aber auch der ungünstige Dollar-Wechselkurs.

Der Tempoverlust der Weltwirtschaft wird nicht ausgeglichen durch die Binnennachfrage in Deutschland. Denn unsere Wirtschaft steckt in einer Zwickmühle: Die Bürger haben einerseits nicht genug Geld, um verstärkt zu konsumieren. Andererseits verhindert der internationale Wettbewerb reale Lohnerhöhungen hierzulande - das Faktorpreis-Ausgleichstheorem der Volkswirtschaftslehre beweist gegenwärtig seine Gültigkeit. Die Folge ist eine hartnäckige Binnennachfrageschwäche in Deutschland. Sie ist seit Jahren verschuldet durch zu wenig Geld in den Händen der Verbraucher. Letztlich kann diese Zwickmühle nur durch weniger Staat überwunden werden. Doch solange die Politik, gelähmt durch die große Koalition in Berlin, die schwere Steuerlast nicht von den Bürgern nimmt und die Höhe der Sozialabgaben nicht verringert, wird es bei der Konsumschwäche bleiben. Die Menschen sparen für ihre Altersvorsorge sowie für die höheren Benzin-, Erdöl- und Erdgasrechnungen - da ist ohne Steuer- und Abgabenerleichterungen für zusätzliche Konsumausgaben nicht mehr soviel übrig, wie vielfach gewünscht.

Risiken nicht übersehen

Diese Strukturschwäche unserer Gesellschaft sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den deutschen Unternehmen gelungen ist, international wieder wettbewerbsfähig zu sein. Diese hart erarbeitete Wettbewerbsfähigkeit bietet Schutz vor einem stärkeren Rückfall der Konjunktur. Diese Stärke des Standorts ist auch der ausschlaggebende Grund dafür, dass viele deutsche Unternehmen gerade ihre Kapazitäten durch Inlandsinvestitionen erweitern.

Trotz der guten Position hat sich bei genauerer Betrachtung aber ein gefährliches Einfallstor für einen Wirtschaftsabschwung geöffnet: Die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar schadet immer mehr mittelständischen Industriebetrieben. Über die Hälfte aller Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, welches im Main-Kinzig-Kreis traditionell mittelständisch aufgestellt ist, berichtet über negative Einflüsse des schwachen US-Dollar-Kurses auf ihre Geschäftstätigkeit. Vor allem wenn diese Unternehmen ihre Waren in Dollar verkaufen, ihre Beschaffung aber im Euroraum tätigen und über keine Produktionsstätten außerhalb Europas verfügen, drohen jetzt ernsthafte Gefahren. Zwar können die Auftragsbücher noch immer bestens gefüllt sein, doch die Wechselkursturbulenzen lassen die Gewinnmargen bei vielen Mittelständlern gegen Null tendieren. Teilweise laufen bereits Verluste an. So gut der stabile Euro letztlich für die Menschen und die Wirtschaft ist, er wird auch mit Nachteilen erkauft. Doch die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen wird nicht vom starken Euro beeinträchtigt, weil sie entweder nur national oder ausschließlich in Europa aktiv sind.

Der hohe Euro-Wechselkurs dämpft hierzulande den rasanten Preisanstieg auf den internationalen Energiemärkten. Das ändert aber nichts daran, dass die steigenden Energiekosten auf Dauer negativ für die Wirtschaft im Main-Kinzig-Kreis sind. Dies befürchten über 70 Prozent der Unternehmen, im Einzelhandel, und im Gastgewerbe schnellt dieser Wert sogar auf über 90 Prozent hoch. Weil diese Kosten, genauso wie die höheren Logistikkosten, kaum an die Kunden weitergegeben werden können, entstehen an dieser Stelle weitere, teils erhebliche Konjunkturrisiken.

Trotz aller Bedenken bleibt es vorerst beim generellen Trend, dass in der Industrie und in den unternehmensnahen Dienstleistungen sowie in der Kreditwirtschaft die Konjunktur gut läuft: Die Auftragslage ist gut, es wird weiter investiert, die Exporte werden noch nicht wesentlich beeinträchtigt und auch bei der Beschäftigung sind positive Signale zu beobachten.

Beim Baugewerbe, in dem es zuletzt etwas besser lief, aber vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie läuft es hingegen weiter schlecht. Vor allem der Handel und das Gastgewerbe leiden noch immer an den Folgen der Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte vor über einem Jahr - und bei den Gastronomen schlägt das hessische Nichtraucherschutzgesetz voll auf die Umsätze durch. Immer mehr Gaststätten klagen über drastische Umsatzeinbußen, die sich seit Monaten nicht wirklich kompensieren lassen. Die Nachfrageschwäche hierzulande wird dafür sorgen, dass sich die missliche Lage dieser Branchen nicht rasch bessert.

Wer darauf setzt, dass die spürbar verbesserte Situation am Arbeitsmarkt zu mehr Binnennachfrage führt, sollte sich die Statistiken genauer ansehen. Auch wenn sich der Beschäftigungsanstieg bis in den Herbst leicht fortsetzen und die offizielle Arbeitslosenstatistik in Teilen des Main-Kinzig-Kreis sich der magischen Vier-Prozent-Grenze annähern dürfte, ab der eine Vollbeschäftigung unterstellt wird, so spiegeln diese Zahlen die Wirklichkeit doch nur zum Teil wider. Rund zwei Drittel der 11.846 Arbeitslosen im Main-Kinzig-Kreis sind langzeitarbeitslos. Es handelt sich um 7.395 Menschen, die mindestens über ein Jahr ohne Beschäftigung sind. Dieser Personenkreis kann kurzfristig kaum dazu beitragen, den teilweise grassierenden Fachkräftemangel zu mildern - und die hier versteckten Ressourcen zu heben, wird noch sehr, sehr teuer werden.
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