Im Rahmen eines Pressegesprächs unterstrich Margarete Böge die Zentralisierung erster hoheitlicher Aufgaben am Beispiel der Versicherungsvermittlerrichtlinie. Ferner habe die IHK Schleswig-Holstein in den Bereichen Maritime Wirtschaft und Tourismus ganz maßgeblich die Clusterbildung vorangetrieben. Darüber hinaus wurden die landesweiten Arbeitskreise Maritime Wirtschaft und Kreditwirtschaft ins Leben gerufen. Das Existenzgründungsportal Mentor werde jetzt von allen drei IHKs im Lande gemeinschaftlich angewandt. Verfestigt habe sich das bewährte Modell der Federführerschaften in den einzelnen Geschäftsfeldern. »Damit haben wir die Kompetenz und Reaktionsschnelligkeit unserer IHK landesweit erheblich gestärkt«, sagte Böge.
»Absolutes Schwerpunktthema für 2008 ist die Aus- und Weiterbildung«, sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Rohwer und ergänzte: »Die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, ihren Bedarf an hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern zu decken: Während die Zahl potenzieller Erwerbspersonen in den kommenden Jahren demographisch bedingt deutlich sinken wird, ist der Anteil von Schulabbrechern nach wie vor hoch und die Ausbildungsreife vieler Jugendlicher mangelhaft.« Die IHK-Organisation mache deshalb unter dem Motto »Wirtschaft bildet – Unsere Zukunft« die berufliche Bildung zum Schwerpunktthema des Jahres 2008. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen und Aktionen im laufenden Jahr stehen Strategien und Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. Dazu gehörten Anstrengungen zur Reform des Bildungssystems ebenso wie verstärkte Investitionen in die Aus- und Weiterbildung sowohl seitens der Unternehmen wie auch der Beschäftigten, um zur Stärkung der eigenen Beschäftigungsfähigkeit beizutragen. Weiter verstärkt werden solle die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft, die Ansprache von Migrantenbetrieben und die Teilzeitausbildung, so Rohwer.
Das Beratungsangebot Stabwechsel soll durch noch stärkere Einbindung von Wirtschaftssenioren optimiert werden. »Denn immer noch gehen zu viele Unternehmen aufgrund mangelnder Unternehmensnachfolge in die Insolvenz oder verschwinden einfach vom Markt,« unterstrich Rohwer die Notwendigkeit entsprechender IHK-Aktivitäten. Unter dem Stichwort »Stabwechsel – Expertendialog Unternehmensnachfolge« stehen an jedem ersten Donnerstag im Monat an den IHK-Standorten erfahrene externe Fachleute zur Verfügung. Ein kostenloser Service für alle Mitgliedsfirmen. Im einstündigen Dialog mit erfahrenen Experten können alle grundlegenden Fragen besprochen und die weitere Vorgehensweise der Nachfolge festgelegt werden.
Verstärkt würden auch die Anstrengungen der Wirtschaft zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz. Geplant seien u. a. »Runde Tische«, bei denen über die Erfahrungen erfolgreicher Betriebe und staatliche Fördermöglichkeiten informiert werde. »Auch die Wirtschaft weiß, dass im Bereich der Energieeinsparung noch ein riesiges Potenzial für Ressourcenschonung und Klimaschutz besteht; aber auch hier bedarf es der Information und Beratung«, so Rohwer.
Ein neuer Ansatz sei auch das Interreg Projekt MICE (Meetings, Incentives, Congresses an Events), mit dem der Tagungsstandort Schleswig-Holstein gestärkt werden soll. In Zusammenarbeit mit der Marketingkooperation Städte sollen Informationsveranstaltungen und Beratungen durchgeführt werden.
Auch im Back Office-Bereich werde die gute Zusammenarbeit weiter ausgebaut, u. a. durch ein eng abgestimmtes Qualitätsmanagement auf der Grundlage der neuen IHK Premiumstandards.
»Die Zusammenarbeit in der IHK Schleswig-Holstein ist erfolgreich und wird 2008 zusätzliche Impulse erhalten«, so Böge und Rohwer. »Parallel wird auch die Zusammenarbeit mit der Handelskammer Hamburg weiter intensiviert. Politik und Wirtschaft stimmen darin überein: Schleswig-Holstein und Hamburg sind ein gemeinsamer Wirtschaftsraum, den es gemeinsam voranzubringen gilt. Geplant sind deshalb u. a. gemeinsame Aktivitäten zur Förderung grenzüberschreitender Branchencluster und Verkehrsprojekte.«
An die Politik appellierten Böge und Rohwer, die weitere Stärkung von Wachstum und Beschäftigung zum Schwerpunkt zu machen: »Die große Koalition in Schleswig-Holstein muss die Chance nutzen, wie andere Länder zu deutlichen Einsparungen bei den Ausgaben und damit zu einer echten Haushaltskonsolidierung zu kommen. Ein Beitrag dazu wie auch zur Stärkung unseres Standorts und unserer mittelständischen Betriebe wäre, die in der Landesregierung vorliegenden Vorschläge zum Bürokratieabbau endlich konsequent umzusetzen. Weitere Schwerpunkte bleiben aus Sicht der Wirtschaft die Bereiche Bildung und Verkehr. Nur durch mehr Investitionen in Schulen und Hochschulen, konsequente Fortsetzung der Schulreformen und Stärkung der berufsorientierten Ausbildung werden wir im Wettbewerb der Standorte um qualifizierte Mitarbeiter bestehen können. Und nur durch den schnellen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur können wir die Chancen unserer Häfen und unserer Logistikdrehscheibe im Norden nutzen.«