Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM, zeigt sich erfreut: „Dass es gelungen ist, durch die internationale Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden, eine Plattform wie „Boystown“ abzuschalten, ist ein wichtiger Erfolg. Allerdings verweisen die Ermittlungsergebnisse auf ein schockierendes Ausmaß der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Internet. Die immense Zahl der Konsumenten, die wir aktuell in diesem Fall sehen, ist aus unserer Sicht nur die Spitze des Eisbergs. Sie bringt aber der Öffentlichkeit und den Strafverfolgungsbehörden das wahre Ausmaß dieses rücksichtlosen Verbrechens hoffentlich deutlicher vor Augen.“
Im Rahmen einer von Deutschland initiierten Taskforce unter der Koordination von Europol hatten sich Behörden in den Niederlanden, Schweden, Australien, den USA und Kanada an den Ermittlungen gegen „Boystown“ beteiligt. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilte, hatte die Plattform zuletzt mehr als 400.000 Mitglieder. Damit war sie eine der größten Plattformen im Darknet zum Austausch von Bild- und Videoaufnahmen des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Unter den geteilten Darstellungen befanden sich nach Angaben des BKA auch Aufnahmen des schwersten Missbrauchs von Kleinkindern.
IJM fordert von der Politik ein tiefergreifendes Vorgehen im Kampf gegen sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern. Mit einer entsprechenden Stellungnahme wird IJM, neben weiteren Sachverständigengruppen, wie Amnesty International Deutschland e. V., der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e. V., oder dem Paritätischen Gesamtverband e. V., in diesem Zusammenhang den 14. Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik bewerten. Dazu findet am 5. Mai 2021 eine öffentliche Anhörung des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe statt.
„Wir sehen es als ein wichtiges Signal, dass die Bundesregierung in ihrem Bericht die Verhütung und Bekämpfung von Menschenhandel, wozu auch Formen sexueller Ausbeutung zählen, als zentrale Themen anerkannt hat. Leider vermissen wir hier aber eine kritische Auseinandersetzung mit schnell wachsenden Formen der Ausbeutung in Zeiten einer steigenden Digitalisierung. Dazu zählt z.B., dass präventive Maßnahmen ausgeschöpft werden müssen, die heute technologisch möglich sind, um den sexuellen Missbrauch von Kindern zu verhindern. Gerade wenn es darum geht, Kinder vor schwerster sexueller Online-Ausbeutung zu schützen, sehen wir deswegen langfristige Handlungsbedarfe und notwendige Strategien, auf die die Bundesregierung eingehen muss,“ skizziert Roller die Position von IJM.