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Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben

Was tun, wenn Fachkräfte Mangelware sind?

Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben zur Gewinnung von Fachkräften stieß auf großes Interesse

(lifePR) (Weingarten, )
"Die Region Bodensee-Oberschwaben ist gut aufgestellt", sagte Helmut Schnell, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) bei einer Veranstaltung zum Thema "Fachkräfte gewinnen und halten" in der IHK. Dennoch spüre die Region Bodensee-Oberschwaben den Sog der benachbarten Ballungsräume deutlich. Laut einer IHK-Umfrage im Herbst 2007 und auch nach dem aktuellen Konjunkturbericht vom April 2008 suchen viele Unternehmen im IHK-Bezirk, den Landkreisen Ravensburg und Sigmaringen sowie im Bodenseekreis, händeringend Mitarbeiter. Zu über 70 Prozent sind Ingenieure und Techniker Mangelware, aber auch im kaufmännischen und Servicebereich bleiben derzeit viele Stellen unbesetzt. Zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung waren zu der IHK-Veranstaltung gekommen, um zu erfahren, wie ein Unternehmen die für sich erforderlichen Fachkräfte gewinnen kann. Verschiedene Hochschulen und Unternehmen, die Kontaktstelle Frau und Beruf sowie der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr, Sigmaringen, Arbeitsagenturen und Personaldienstleister präsentierten sich in einer Messe im IHK-Foyer.

Einige Unternehmen haben ganz eigene Strategien gegen den Fachkräftemangel entwickelt. Die Geberit Produktions GmbH & Co. KG in Pfullendorf mit ihren 5.600 Mitarbeitern in 14 verschiedenen Ländern und einem Jahresumsatz von 2,4 Milliarden Euro setzt unter anderem auf Ausbildung in Verbindung mit engen Kooperationen mit regionalen Hochschulen. Allein am größten Standort Pfullendorf (1400 Mitarbeiter) hat die Geberit GmbH rund 60 Auszubildende. Um Standorte im Hochlohnland Deutschland halten zu können, müsse die Produktivität gesteigert werden. Dies aber gehe nur mit gut ausgebildeten Mitarbeitern, so Geschäftsführer Dieter Eismar. Zuerst erfolge eine betriebliche Ausbildung, dann ein Studium. Die jungen Menschen werden von der ersten Stunde im Betrieb bezahlt, machen ihre Studienarbeiten im Unternehmen und bleiben so als Fachkräfte meist erhalten. Eine andere Variante sei das Studium an der Berufsakademie.

Auch die Voith Paper Fiber System GmbH mit weltweit 40.000 Mitarbeitern an 300 Standorten in vier Konzernbereichen setzt auf die duale Berufsausbildung. Am Standort Ravensburg hat das Unternehmen rund 100 Auszubildende. Voith Paper kooperiert zum Beispiel bei Metallausbildungsberufen mit der Müller Weingarten AG. Neben Prospekt- und Internetwerbung für Voith Paper bietet das Unternehmen Schülerpraktika und Betriebserkundungen an. "Mit der Beteiligung an Schulprojekten und Aktionen wie dem 'Girl's day' oder der Teilnahme an Bildungsmessen machen wir Jugendliche erfolgreich auf Voith aufmerksam", so Ausbildungsleiter Reinhold Märker.

Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, setzt die Linnig Trucktec GmbH in Markdorf, ein Zulieferer von Antriebskomponenten für Nutzfahrzeuge und Anbieter von Laserbearbeitungstechnologie, stark auf die Weiterbildung der Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde Ende 1998 gegründet, zählt heute 50 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 11, 2 Millionen Euro. "Wir bezahlen nach Fortbildung", beschrieb Ursula Feine, Personalleiterin, die Linnig-Strategie "Q-Step". Nur wenn die Mitarbeiter bereit seien sich weiterzubilden, könne sich auch das Unternehmen weiterentwickeln.

Die Möglichkeiten für Unternehmen mit Hochschulen zu kooperieren, sei groß, sagten Peter Jany, Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten, und Karl Heinz Hänssler, Direktor der Berufsakademie Ravensburg. Sie reichten von Praktika, Studienarbeiten oder Forschungsprojekten mit Professoren über ein Sponsoring von Hochschuleinrichtungen, beispielsweise Labore, bis hin zu Lehraufträgen. "Vor allem über Lehraufträge können Sie Ihr Unternehmen an der Hochschule positionieren und vorstellen", appellierte Jany an die Unternehmer. Die Berufsakademie mit ihren dualen Studiengängen, bei denen die Studierenden die Hälfte ihrer Studienzeit in den Partnerbetrieben arbeiten, biete sich ohnehin für effektive Kooperationen an, betonte Hänssler.

Clemens Besenfelder, Ausbildungsberater der IHK, ermunterte die Unternehmer, angesichts eines steigenden Fachkräftemangels künftig selbst auszubilden, wenn sie dies nicht bereits tun. Seit 2005 sei die Zahl der IHK-Ausbildungsbetriebe um 30 Prozent gestiegen. Selbst auszubilden zu dürfen, bedeute keinen großen bürokratischen Aufwand, so Besenfelder: "Wenn Sie eine gute Ausbildung anbieten, gewinnen und halten Sie Fachkräfte." Ein bewährtes Mittel zur Fachkräftegewinnung seien auch die Einstiegsqualifizierungen (EQZ). Über betriebliche Praktika könnten Jugendliche an das Unternehmen herangeführt werden.

Kein Sozialklimbim, sondern betriebswirtschaftliche Notwendigkeit sei die familienbewusste Personalpolitik eines Unternehmens, so Ricarda Bayer, Rechtsanwältin und Auditorin für das "audit berufundfamilie". Auch in der Region Bodensee-Oberschwaben gebe es viele hoch qualifizierte Frauen und Männer, die gerne Familie und Beruf vereinbarten. Die Familienfreundlichkeit eines Unternehmens werde ein zunehmend wichtiger Standortfaktor bei der Gewinnung von Fachkräften und dürfe nicht unterschätzt werden. Als verlässliche Partner bei der Suche nach Fachkräften empfahlen sich Personaldienstleister und Arbeitsagenturen. Neben der Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen gering qualifizierter und älterer Mitarbeiter in kleinen und mittleren Unternehmen halten die Arbeitsagenturen einen funktionierenden Arbeitgeberservice vor. Auch die privaten Personaldienstleister sind bei der Rekrutierung von Fachkräften behilflich. "Nutzen Sie diesen Service", so der Appell an die Unternehmer.
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