Bei einer Betrachtung der ältesten, noch aktiven Unternehmen Deutschlands finden sich gleich zwei IHK-Mitgliedsunternehmen mit Ursprung in Oberfranken. Die in Tettau im Jahre 1622 gegründete heutige Heinz Holding GmbH & Co. KG zählt zu den ältesten größeren Unternehmen im Bundesgebiet und ist im Bereich der Glasherstellung und Kunststoffverarbeitung tätig. Unter den ältesten deutschen Unternehmen auf dem Gebiet der Metallverarbeitung und herstellung findet sich außerdem die Kaspar Schulz Brauereimaschinenfabrik & Apparatebauanstalt, die im Jahr 1677 im oberfränkischen Bamberg gegründet wurde.
Im oberfränkischen Vergleich reichen die Unternehmensgründungen sogar noch weiter zurück. Ein Blick in die Historie der Region beweist, dass sich die Oberfranken dabei vor allem auf zwei Standbeine mit vermeintlich heilender Wirkung fokussiert haben: Brauereiunternehmen und Apotheken.
Ältestes noch existierendes Unternehmen geht bis 1349 zurück
Die älteste Firmeneintragung in Oberfranken geht laut Archivdaten der IHK für Oberfranken auf das Jahr 1349 zurück, als die Braustädte der späteren Kulmbacher Mönchshof-Bräu erstmals urkundlich erwähnt wurde. In jahrhundertealter Tradition wird dort seit nunmehr 650 Jahren der gehaltvolle Gerstensaft gebraut. Erst 143 Jahre später sollte Christopher Kolumbus Amerika entdecken.
55 Jahre vor der Fahrt von Kolumbus nach Amerika folgte die Gründung der ältesten heute noch aktiven Apotheke in Oberfranken. Bereits im Jahre 1437 wurde die Hofapotheke in Bamberg erstmals registriert.
Laut IHK-Aufzeichnungen ist mit der Hermann Schilling KG in Mitwitz ein Sägewerk mit Holzhandlung das drittälteste Unternehmen im Kammerbezirk der IHK. Die erste urkundliche Erwähnung der Sägemühle geht auf das Jahr 1500 zurück.
Auf Platz 4 bzw. 5 der ältesten oberfränkischen Unternehmen folgen in den IHK-Firmendaten zwei Brauereibetriebe aus dem Landkreis Kronach. Die Gampert-Bräu Gebr. Gampert GmbH & Co. KG in Weißenbrunn ist seit ihrer Gründung 1514 im Familienbesitz und konnte die Brautradition von Generation zu Generation weiterreichen. Sechs Jahre später folgte die Gründung der heutigen Frankenbräu Lorenz Bauer GmbH & Co. KG in Mitwitz, die heute ihre Produkte deutschlandweit vertreibt.
Nachfolgeregelung wichtig
„Diese Auflistung zeigt, dass Oberfranken eine bemerkenswerte unternehmerische Tradition hat“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken, Dr. Hans F. Trunzer. „Es zeigt sich außerdem, dass ‚alt’ absolut nicht heißt, dass ein Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Wer so lange auf dem Markt ist, hat es immer wieder geschafft, sich an die geänderten Rahmenbedingungen anzupassen und Vorreiter zu sein.“ Auch zeige sich, wie wichtig es ist, rechtzeitig Nachfolgeregelungen zu treffen. Trunzer: „Ohne vorausschauende Nachfolgeregelungen würden die Unternehmen nicht dort stehen, wo sie heute sind.“ Er empfiehlt Unternehmern, die ihr Unternehmen langfristig sichern wollen, eine Beratung zur Nachfolgeregelung bei der IHK.
Beeindruckend auch eine Zusammenstellung der jeweils ältesten Unternehmen in den Landkreisen:
Kreisfreie Stadt und Landkreis Bamberg
Der Landkreis Bamberg verzeichnet über das zweitälteste oberfränkische Unternehmen hinaus noch weitere Traditionsbetriebe. Bereits 1624 wurde in Buttenheim, Landkreis Bamberg, die heutige St. Georgenbräu Modschiedler KG gegründet. Das Kerzenfachgeschäft Hildegund Diller e.K. in Bamberg ist seit 1646 registriert.
Landkreis Forchheim
Bereits um das Jahr 1607 wurde das älteste Unternehmen im Landkreis Forchheim gegründet, die Stadtapotheke Gräfenberg e.K.
Landkreis Kronach
Eine auffallend hohe und langjährige Unternehmertradition kann der Landkreis Kronach vorweisen. Zu den bereits Genannten kommt noch die Firma Wiegand Glas aus Steinbach am Wald hinzu, die seit 1593 in Familientradition Behälterglas herstellt, sowie die Firma Anton Förtsch, seit 1636 im Familienbesitz, Kunstmühle und Sägewerk.
Landkreis Kulmbach
Auch der Landkreis Kulmbach hat über die älteste oberfränkische Firmeneintragung hinaus noch einige weitere Traditionsbetriebe zu verzeichnen. So wurde die Obere Apotheke Kulmbach e.K. bereits im Jahre 1563 als Mohren-Apotheke registriert. Gut 30 Jahre später im Jahre 1595 kam die Gründung der Unteren Apotheke hinzu.
Kreisfreie Stadt und Landkreis Hof
Neben den bereits Genannten weist der Landkreis Hof weitere Unternehmensgründungen vor 1800 auf. Die Gottsmannsgrüner v. Koch’sche Familien-Brauerei GmbH & Co. KG wurde erstmals 1535 in Berg registriert. Die heutige Medienhaus Mintzel-Münch GmbH, 1625 als Mintzel-Druck in Leipzig gegründet und damit älteste Druckerei in Deutschland, hat bereits seit 1642 ihren Firmensitz in Hof.
Landkreis Lichtenfels
Im Landkreis Lichtenfels sind die Püls-Bräu o.H.G. aus Weismain sowie der Polstermöbelbetrieb Krauss und Weinbeer GmbH aus Lichtenfels bereits seit 1798 bzw. 1799 mit ihrer Unternehmensgründung verzeichnet.
Kreisfreie Stadt und Landkreis Bayreuth
Auch im Landkreis Bayreuth besteht eine langjährige Unternehmenstradition. Die älteste eingetragene Gründung dieser Region ist das Juwelen-, Gold- und Silberwarengeschäft Käthe Engelmann aus dem Jahr 1749. Vier Jahre später, 1753, folgte die Registrierung des Hotels Goldener Anker in Bayreuth.
Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge
Eine lange Apothekentradition kann auch der Landkreis Wunsiedel vorweisen. Die erste Standorterwähnung einer Wunsiedler Apotheke geht auf das Jahr 1606 zurück, seit 1629 ist die Stadt-Apotheke registriert.
Die Gründungsdaten der genannten oberfränkischen Unternehmen gehen dabei ausschließlich auf die Archive der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth zurück und berücksichtigen auch Umfirmierungen oder Namensänderungen jüngeren Datums. Eine Vollständigkeit der Liste bleibt unter Vorbehalt; es existieren weitere Unternehmen, die bereits vor 1800 erstmals erwähnt wurden. In den meisten Fällen lässt sich jedoch keine durchgehende wirtschaftliche Tätigkeit mehr nachweisen. Berücksichtigt sind in der Zusammenstellung über die fünf ältesten Unternehmen Oberfrankens hinaus ausschließlich die beiden ältesten Unternehmen im jeweiligen Landkreis, soweit vor 1800 gegründet.
Wussten Sie schon, dass…
… 57% aller jungen Menschen in Oberfranken ihre Ausbildung in IHK-Mitgliedsbetrieben absolvieren?
… 64% aller oberfränkischen Beschäftigten in IHK-Mitgliedsbetrieben tätig sind?
… 66% aller oberfränkischen Existenzgründer Mitgliedsbetriebe der IHK gründen?
… 70% aller oberfränkischen Betriebe Mitglied der IHK für Oberfranken sind?
IHK für Oberfranken - die erste Adresse für
- aktive Unternehmensförderung
- berufliche Bildung
- fairen Wettbewerb Impulsgeber und unabhängige Stimme der Wirtschaft!