Im Zuge der konjunkturellen Erholung in den Jahren 2010 und 2011 ist die Nachfrage nach Fachkräften erneut angestiegen. In Baden-Württemberg ist deshalb in diesem Jahr ein erster Höhepunkt beim Fachkräftemangel zu er-warten. Es werden 230.000 Fachkräfte fehlen. Der Engpass bei den nichtak-ademischen Fachkräften dürfte 190.000, bei den Akademikern 40.000 Per-sonen betragen. Ein nächster Höhepunkt wird für das Jahr 2021 prognosti-ziert. Dann dürfte es zu einem Mangel von bis zu 410.000 Fachkräften in Ba-den-Württemberg kommen.
Großer Fachkräfteengpass in Heilbronn-Franken
In der Region Heilbronn-Franken umfasst der Fachkräftemangel der Progno-se zufolge im Zeitraum 2012 bis 2015 durchschnittlich mehr als 12.000 Per-sonen pro Jahr. Bereits heute fehlen in der Region Heilbronn-Franken 15.000 Fachkräfte. Im nächsten Jahr wird ein vorläufiger Höhepunkt des Fachkräf-teengpasses mit 16.000 Personen erwartet. Und die demografische Entwick-lung könnte dazu führen, dass sich der Fachkräftemangel noch weiter ver-schärft. 2021 könnte es zu einem weiteren Höhepunkt mit einem Engpass von 31.000 Fachkräften in Heilbronn-Franken kommen.
Dauerhafter Ingenieursmangel
Bei den Akademikern hält der Mangel in der Region Heilbronn-Franken dau-erhaft bis 2025 an. Bis zum Jahr 2015 dürfte es jährlich zu einer ungedeckten Nachfrage von durchschnittlich fast 2.000 Akademikern kommen. Höchstwerte erreicht der Akademikermangel in den Jahren 2013 und 2021 mit jeweils 2.300 fehlenden akademischen Fachkräften. Bereits heute besteht nach der Studie ein Mangel an 2.200 Akademikern, davon rund 1.600 Ingenieuren. Bis 2025 weist der Fachkräftemonitor durchschnittlich einen jährlichen Mehrbedarf an 1.500 Akademikern, davon 1.000 Ingenieuren aus.
Hochschulausbau weiter vorantreiben
„Der niedrige Anteil der Bevölkerung mit Hochschulreife verstärkt den Eng-pass an qualifizierten und hoch qualifizierten Mitarbeitern in der Region", er-klärt hierzu IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Schweig. Zwar seien der Aus-bau der Studienangebote und die dynamische Entwicklung der Studenten-zahlen in den vergangenen Jahren Zeichen eines Aufholprozesses. „Nach wie vor liegt die Region Heilbronn-Franken mit 8,1 Studierenden pro 1.000 Einwohner jedoch auf dem letzten Rang unter allen zwölf Regionen in Baden-Württemberg. Hier besteht nach wie vor erheblicher Handlungsbedarf", so Schweig weiter.
Fachkräftemangel in nichtakademischen Berufen noch ausgeprägter
Im Bereich der nichtakademischen Berufe fällt dem Fachkräftemonitor zufol-ge der Engpass zahlenmäßig sogar noch wesentlich gravierender aus. Bis zum Jahr 2025 ist in der Region Heilbronn-Franken auch bei den nichtaka-demischen Berufen fast durchgehend mit einem Fachkräftemangel auf ho-hem Niveau zu rechnen. Bis zum Jahr 2015 dürften in Heilbronn-Franken durchschnittlich 7.800 technische Fachkräfte pro Jahr fehlen. Der größte durchschnittliche relative Mangel besteht dabei in technischen Forschungs- und Entwicklungsberufen der Mechatronik sowie bei Bauplanungs- und Archi-tekturberufen.
In den kaufmännischen Berufen wird die Nachfrage das Angebot an Fach-kräften in den kommenden vier Jahren durchschnittlich um 2.300 Personen übersteigen. Der größte durchschnittliche relative Mangel an kaufmännischen Fachkräften besteht in diesem Zeitraum in Einkaufs- und Vertriebsberufen sowie im Rechnungswesen. Deutlich verschärfen wird sich der Fachkräf-teengpass in den kaufmännischen Berufen aufgrund der alternden Bevölke-rung ab dem Jahr 2018. 2021 könnten bis zu 18.000 kaufmännische Fach-kräfte in der Region fehlen.
Potenziale ausschöpfen
Die Handlungsfelder sind klar. Die vorhandenen Potenziale müssen ausge-schöpft und externe Potenziale müssen genutzt werden. So sind die Er-werbspartizipation von Frauen zu erhöhen, die Beschäftigung älterer Perso-nen zu steigern und Menschen mit Migrationshintergrund besser in den Ar-beitsmarkt zu integrieren. „Hier müssen wir ansetzen, wenn wir in Zukunft genügend Fachkräfte zur Verfügung haben wollen", betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Schweig. Darüber hinaus müssten die Unter-nehmen durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die permanente Qualifizierung ihrer Mitarbeiter dafür sorgen, dass die Beschäf-tigtenpotenziale langfristig optimal genutzt werden. „Dennoch muss die Zu-wanderung von qualifizierten Fach- und Führungskräften aus dem Ausland dringend erleichtert werden“, fordert Schweig von der Politik. Dazu gehöre auch, ausländischen Absolventen deutscher Hochschulen eine dauerhafte, rechtlich abgesicherte Perspektive am deutschen Arbeitsmarkt zu bieten.
Fachkräftekräftemonitor für junge Menschen und Unternehmen
Der als interaktive Web-Anwendung vorliegende Fachkräftemonitor macht die mögliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt transparenter. Er bietet damit jungen Menschen und Unternehmen wertvolle Informationen. Welche Berufe die besten Beschäftigungschancen in Baden-Württemberg haben, steht ab sofort auf der Internetplattform. Auch Unternehmen haben mit diesem Werk-zeug die Chance, Beschäftigung und Weiterbildungsmaßnahmen besser zu planen und somit fundierte Entscheidungen zu treffen. Bildungseinrichtungen können mithilfe der Plattform ihre Bildungsangebote besser auf die künftigen Anforderungen aus der Wirtschaft ausrichten.
Die Ergebnisse der Analyse sind in einer interaktiven Webanwendung kos-tenfrei auf der IHK-Homepage unter www.heilbronn.ihk.de/... abrufbar.
Hintergrund IHK-Fachkräftemonitor
Der IHK-Fachkräftemonitor ist eine interaktive Anwendung, die Trendaussa-gen über Angebot und Nachfrage für 105 Berufsgruppen aus 17 Branchen bis zum Jahr 2025 liefert. Basis dieser Informationen ist ein von den baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHK) 2008 bei der WifOR GmbH, einer Ausgründung des Lehrstuhls von Prof. Bert Rürup an der Uni Darmstadt, in Auftrag gegebenes Prognosemodell.
Diese Medien-Info kann auch per Internet unter www.heilbronn.ihk.de/... abgerufen werden.