"Die Zuversicht ist groß, dass sich der Aufschwung fortsetzen wird. Allerdings werden die Wachstumsraten nicht mehr so hoch ausfallen - der Aufschwung verliert etwas von seinem Schwung", zieht Dr. Hannes Frank, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK), als Fazit der traditionellen IHK-Konjunkturumfrage. An der diesjährigen Umfrage nahmen 240 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen mit rd. 17 500 Beschäftigten teil.
Im Vergleich zur Sommerumfrage hat der Optimismus für das gerade begonnene Jahr einen leichten Dämpfer erfahren. Die Mehrheit der lippischen Unternehmen erwarten jedoch, dass das erreichte hohe Niveau gehalten werden kann.
Der Wert des IHK-Konjunkturklimaindikators als Mittelwert zwischen aktueller Lagebeurteilung und Erwartungen für die kommenden Monate lag bei 119 Punkten, neun Punkte niedriger als im Sommer 2007, als der Index sein 15-Jahres-Hoch erreichte.
Knapp 87% (Sommer 2007: 92%) der antwortenden Unternehmen beurteilen ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut oder befriedigend. Gut ausgelastete Kapazitäten und ein hoher Auftragsbestand bilden den Hintergrund für diese Einschätzung. Über die Erwartungen hinaus gestiegene Umsätze sind das Spiegelbild dieser Entwicklung.
Der Aufschwung wird 2008 nicht abreißen. Mit einem Fünftel ist der Anteil derjenigen, die eine Fortsetzung für das neue Jahr prognostizieren im Vergleich zur Sommerumfrage 2007 zwar leicht rückläufig, aber angesichts des erreichten Niveaus besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich die positive Konjunktur fortsetzt. Produktinnovationen und Neukundengewinnung eröffnen Umsatzmöglichkeiten. Die lippischen Unternehmen sehen ihre Chance darin, die Qualität ihrer Produkte zu forcieren und weiterhin Zuverlässigkeit sowie Flexibilität zu garantieren. Getreu dem Motto "Wir sind nicht die Billigsten, aber die Besten", erobern lippische Unternehmen die Weltmärkte. Das gilt nicht nur für die Industrie sondern zunehmend auch für Dienstleistungsunternehmen.
Mit der Erholung am Arbeitsmarkt sind die Voraussetzungen geschaffen, dass sich der private Konsum beleben könnte. Positiv wird sich auch der sinkende Beitrag zur Arbeitslosenversicherung auswirken. Allerdings wird die Kauflaune der Verbraucher von den kräftig gestiegenen Nahrungsmittel- und Energiepreisen gedämpft. Dies könnte die "gefühlte Inflation" schüren und Anlass zur Konsumzurückhaltung bieten.
Der Anteil der Skeptiker ist von 8 % auf 13 % gestiegen. Die Kostenexplosion bei Energie- und Rohstoffpreisen wirken dämpfend auf die Zuversicht. Hinzu kommt die anhaltende US-$-Schwäche, die der Export orientierten Industrie Sorgen bereitet und Wachstum kostet.
Zum wiederholten Mal ist die Industrie, Lippes beschäftigungsstärkster Wirtschaftsbereich, die Triebfeder der Konjunktur. Aber auch vom Dienstleistungsgewerbe gehen positive Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung aus. Insbesondere im Verkehrssektor hat sich die Geschäftslage verbessert. Im Bau ist das Konjunkturbarometer wieder gefallen. Die Situation im Handel ist verhalten. Die Kauflaune der lippischen Bürgerinnen und Bürger könnte besser sein. Der Blick in die Zukunft ist von Zuversicht geprägt. 2008 könnte eine bessere Beschäftigungs- und Einkommenssituation die Basis dafür bieten, dass sich der private Konsum belebt.
Das vergangene Jahr war gekennzeichnet von einer regen, weit über das geplante Maß hinausgehenden Investitionstätigkeit der lippischen Unternehmen. Bei anhaltend guter Nachfrage und hohen Auftragsbeständen stießen die Unternehmen an ihre Kapazitätsgrenzen. Neben Investitionen zur Kapazitätserweiterung waren Ersatzbeschaffungen notwendig. Für 2008 hat die Investitionsneigung im Vergleich zu den im Sommer 2007 geäußerten Einschätzungen zugenommen. Der Salo aus Optimisten und Pessimisten ist so hoch wie zuletzt 1991. Wie im Vorjahr haben Investitionen, um Produktinnovationen zu realisieren, einen bedeutenden Stellenwert.
Der Arbeitsmarkt hat im abgelaufenen Jahr vom Aufschwung profitiert. Vier von zehn heimischen Unternehmen haben zusätzliches Personal eingestellt, dem stand ein Siebtel gegenüber, die ihren Mitarbeiterstab verkleinert haben. Jobmotor war die Industrie. Die Klagen, dass Arbeitsplätze unbesetzt bleiben, nehmen zu. Der Fachkräftemangel droht in einigen Wirtschaftszweigen das Wirtschaftswachstum zu begrenzen. Auch werden negative Auswirkungen von der drohenden Einführung weiterer Branchenmindestlöhne befürchtet. "Die Politik sollte daher nicht nur auf die gesetzliche Fixierung von Lohnuntergrenzen verzichten, sondern weitere Beschäftigungsbarrieren, wie Kündigungsschutz, Befristung und Zuzug qualifizierter ausländischer Arbeitnehmer, abbauen", fordert Dr. Frank.
Für 2008 sind die Aussichten für den Arbeitsmarkt vielversprechend: ein Viertel der antwortenden Unternehmen wollen Neueinstellungen vornehmen, ein Siebtel befürchtet, den Personalbestand verringern zu müssen. Zur Stützung der Konjunktur könnte eine deutlichere weitere Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung und eine generelle Senkung der Einkommensteuersätze beitragen. Dies würde die Arbeitsanreize stärken und die Beschäftigung weiter steigern.