FondsSuperMarkt: Der Frankfurter Stiftungsfonds ist ein ausgewogener Mischfonds. Für welche Anleger ist dieser Fonds besonders interessant?
Sebastian Blaeschke: Viele Anleger halten die Schwankungen eines reinen Aktienfonds in Krisenzeiten nicht durch und kaufen und verkaufen genau zu den falschen Zeitpunkten. Der Frankfurter Stiftungsfonds, der in Aktien, Anleihen und Edelmetalle investiert, richtet sich deshalb an Anleger, die nachts ruhig schlafen wollen, weil ihr Geld defensiv angelegt ist, und die dennoch eine attraktive Rendite erzielen wollen. Darüber hinaus schüttet der Fonds jedes Quartal bis zu einem Prozent des Fondspreises aus, so dass er sich – wie der Name schon sagt – auch beispielsweise für Stiftungen sehr gut eignet, also für Anleger, die hohe regelmäßige Ausschüttungen wünschen.
FondsSuperMarkt: Blickt man auf die Wertentwicklung des Frankfurter Stiftungsfonds seit seiner Auflegung im Herbst 2017, gewinnt man den Eindruck, dass es bis zu Beginn der Covid-Pandemie nicht so gut lief. Anschließend jedoch konnte sich der Fonds sehr gut erholen und auch in der im Herbst 2021 beginnenden schwierigen Phase des weltweiten Inflations- und Zinsanstiegs ordentlich behaupten, so dass er deutlich vor vergleichbaren Fonds liegt. Wie fällt Ihre Rückschau auf das Geleistete aus?
Sebastian Blaeschke: Die Phase bis Ende 2019 ist nicht repräsentativ für den Fonds, da er bis dahin als Absolute-Return-Mandat aufgestellt war und somit eine vollständig andere Strategie verfolgt hatte. Anfang 2020 haben dann Frank Fischer und ich den Frankfurter Stiftungsfonds sukzessive auf die heutige Strategie umgestellt. Wie man sieht, hat sich das sehr positiv auf die Performance ausgewirkt, so dass wir nun wieder vor unseren Mitbewerbern liegen. Die positive Performance lässt sich im Wesentlichen durch Outperformance im Stockpicking, aber auch durch die damals bewusst niedrig gehaltene Duration im Anleihenportfolio erklären.
FondsSuperMarkt: Eines Ihre Ziele ist der reale Kapitalerhalt. Daher die Frage: Von welcher Inflationsrate gehen Sie auf Sicht der nächsten Jahre aus, und mit welcher Allokation wollen Sie eine entsprechende Rendite erzielen?
Sebastian Blaeschke: Wir halten es für möglich, dass die Inflationsraten strukturell über viele Jahre höher bleiben und wir uns in einer Phase der finanziellen Repression mit Inflationsraten oberhalb des Zinsniveaus befinden könnten. Wir sehen das als den wahrscheinlichsten Weg an, mit dem die Staaten und Notenbanken versuchen werden, von ihren Schuldenbergen runterzukommen, wie dies auch schon einmal nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war.
Sollte diese Einschätzung richtig sein, würde man beispielsweise mit Staatsanleihen oder mit der Anlage auf dem Tagesgeldkonto real Geld verlieren. Ein Investment in insbesondere Aktien, Unternehmensanleihen und Gold sehen wir als einzige Möglichkeit, dieser schleichenden Enteignung zu entkommen und darüber hinaus noch eine reale Rendite zu erwirtschaften. Deswegen spielen Aktien auch im Frankfurter Stiftungsfonds die dominante Rolle, werden aber gemischt mit Anleihen und Gold, um die Schwankungen für den Anleger zu reduzieren. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, das Mischverhältnis dynamisch den Gegebenheiten anzupassen.
FondsSuperMarkt: Das Aktienexposure des Fonds, also die effektive Aktienquote unter Einrechnung möglicher Absicherungen durch Termingeschäfte, definieren Sie mit 30 bis 70 Prozent recht flexibel. Daneben investiert der Fonds in Anleihen und Edelmetalle. Welche Kriterien entscheiden strategisch und taktisch über die Allokation der verschiedenen Vermögensklassen?
Sebastian Blaeschke: Gerade die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass ein starres Mischverhältnis nicht zum Erfolg führt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Korrelationen der Asset-Klassen nicht konstant sind und man sich zum Beispiel nicht immer auf die ausgleichende Wirkung von Anleihen verlassen kann. Die Aktienquote wird sich zumeist zwischen 40 und 70 Prozent bewegen und nur in Extremfällen darunter liegen. Insgesamt streben wir eine strategische und weniger eine taktische Allokation an. Für uns sind deswegen Faktoren wie die Bewertung der Aktien und Anleihen, das Zinsniveau beziehungsweise die Liquidität, die Notenbankpolitik und nicht zuletzt das Sentiment entscheidend. Kurz gesagt: Wir wollen kaufen, wenn alle Angst haben, und verkaufen, wenn alle gierig werden.
FondsSuperMarkt: Das Konzept zur Auswahl des Aktien(teil)portfolios bezeichnen Sie mit dem Begriff „Modern Value“. Was verstehen Sie darunter?
Sebastian Blaeschke: Unter Modern Value verstehen wir, dass wir nicht nur in unterbewertete Firmen investieren, sondern uns auch intensiv mit der Qualität der Firma beschäftigen. Wir halten es da wie Warren Buffett: Wir kaufen lieber eine wunderbare Firma zu einem fairen Preis als eine schlechte Firma zu einem vermeintlich günstigen Preis. Langfristig zahlt sich diese Strategie aus und trägt zur Reduktion der Schwankungen im Portfolio bei.
Konkret präferieren wir Firmen mit einem Burggraben, den wir auch „Moat“ nennen, der die Firma vor Wettbewerb schützt und so langfristig überdurchschnittliche Renditen auf das eingesetzte Kapital ermöglicht. Ein prominentes Beispiel ist hier Microsoft. Microsoft bietet Produkte wie Office 365 im Abo an, die fast jeder in der Geschäftswelt kennt und die ständig um weitere vernetzte Dienste erweitert werden. Dadurch sind die Wechselkosten zu einer anderen Lösung sehr hoch, so dass Microsoft eine hohe Preissetzungsmacht hat und so eine hohe Rendite auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften kann.
Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch noch nach „Schnäppchen“ suchen, letztendlich muss aber immer die Relation aus Qualität und Preis stimmen.
FondsSuperMarkt: Welche Funktion erfüllen Anleihen und Gold in dem von Ihnen gemanagten Mischfondsportfolio?
Sebastian Blaeschke: Anleihen und Gold haben im Frankfurter Stiftungsfonds primär die Funktion, die Diversifikation zu erhöhen. Glücklicherweise entwickeln sich die verschiedenen Asset-Klassen nicht in allen Markphasen gleichförmig, so dass durch die Mischung die Schwankungen im Fonds reduziert werden. Auf diese Weise stehen Anleger beispielsweise einen Aktienbärenmarkt besser durch und erwirtschaften deutlich höhere Renditen, als wenn sie aus Angst oder Gier einen stärker schwankenden Fonds zu den falschen Zeitpunkten kaufen und verkaufen.
Das Gold-Exposure beträgt in der Regel zwischen fünf und zehn Prozent. Auf der Anleihenseite investieren wir derzeit eher in Kurzläufer, um nicht zusätzliche Risiken einzugehen, können hier aber flexibel in attraktiven Situationen die Duration erhöhen. Staatsanleihen nutzen wir derzeit nur, um unsere Investitionsreserve zu „parken“. Aufgrund des eben geschilderten Szenarios der finanziellen Repression haben wir aber vorerst nicht vor, langfristig in Staatsanleihen zu investieren.
FondsSuperMarkt: Der Frankfurter Stiftungsfonds berücksichtigt zudem ökologische und soziale Investitionskriterien. Bitte skizzieren Sie kurz die Grundzüge Ihres Nachhaltigkeitskonzepts.
Sebastian Blaeschke: Das Thema ESG liegt mir tatsächlich sehr am Herzen. Im Fonds gehen wir hier zweistufig vor. Zum einen haben wir einen Katalog von festen Ausschlusskriterien, diese umfassen beispielsweise kontroverse Geschäftspraktiken, aber auch Geschäftsfelder wie die Rüstungsindustrie oder besonders umweltschädliche Geschäfte. Wenn es eine Firma durch diese Überprüfung schafft, versuchen wir in einem zweiten Schritt, durch unsere Stimme als Aktionäre, zum Beispiel auf der Hauptversammlung, die Unternehmensführung positiv zu beeinflussen und die Interessen der Anleger zu schützen.
FondsSuperMarkt: Wir haben eingangs bereits über Ihre Renditeerwartung für die Kapitalmärkte gesprochen. Abschließend noch einmal die Frage: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation und die Aussichten an der Börse für dieses und die nächsten Jahre ein? Wo sehen Sie besondere Chancen, welche Herausforderungen gilt es besonders im Auge zu behalten?
Sebastian Blaeschke: Wir haben keine Glaskugel und halten uns deswegen mit kurzfristigen Prognosen zurück. Wir gehen jedoch mittelfristig davon aus, dass uns die erhöhten Inflationsraten noch eine ganze Weile begleiten werden. Gleichzeitig sehen wir an vielen Stellen, wie die stark gestiegenen Zinsen beispielsweise in der Immobilienbranche und im Bankensektor ihre Spuren hinterlassen, und wie erste Risse im System erkennbar werden. Auf der anderen Seite zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil, und die massiven Fiskalprogramme in Infrastruktur und Rüstung in Europa und den USA können die ein oder andere Schwäche in anderen Bereichen kompensieren. Damit bleiben Aktien langfristig die mit Abstand attraktivste Anlageklasse. Insbesondere in Europa sehen wir auf Grund der gefallenen Bewertungen zunehmend auch wieder Chancen bei dem einen oder anderen Titel.
Fondsdetails: Frankfurter Stiftungsfonds R
ISIN DE000A2DTMN6
WKN A2DTMN
Fondskategorie Ausgewogener Mischfonds
Ausgabeaufschlag 5,00 % (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Ausschüttend
Laufende Kosten 1,67 %
Performance Fee 15 % des über 3 % liegenden Wertzuwachses (High-Watermark)
Auflegung 01.09.2017
Fondsvolumen 19,58 Mio. EUR (31.05.2023)
Performance (seit Auflage) 5,53 % / 0,94 % durchschnittlich pro Jahr (01.09.2017 – 31.05.2023)
Risikoklasse (SRI) 3 von 7
Über die Shareholder Value Management AG
Die Shareholder Value Management AG ist ein eigentümergeführter Investment-Spezialist aus Frankfurt am Main. Sie berät als Advisor unter dem Haftungsdach der NFS Netfonds Financial Service GmbH mehrere Fonds und unterstützt Mandate mit einem Gesamt-Volumen von gut 1,5 Mrd. Euro. Dazu gehören der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der PRIMA – Globale Werte, der Frankfurter Stiftungsfonds, der Frankfurter – Value Focus Fund sowie der Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Ferner unterstützt die Gesellschaft die gemeinnützige Share Value Stiftung und die Shareholder Value Beteiligungen AG.
Die Investment-Philosophie der Shareholder Value Management AG folgt konsequent dem Gedanken des Value-Investing im Sinne von Benjamin Graham und Warren Buffett. Das heißt: Die antizyklische Kapitalanlage in unterbewertete Unternehmen mit dem Ziel des Vermögenserhalts und -zuwachs unter Vermeidung des permanenten Kapitalverlustes.
Dabei gelten im Kern die vier bewährten Prinzipien des Value-Investings: Die Sicherheitsmarge („Margin of Safety“), die Investition in eigentümergeführte Unternehmen, („Business Owner“), der wirtschaftliche Burggraben („Economic Moat“) und schließlich die Psychologie der Börse („Mr. Market“).
Ein Schwerpunkt der Shareholder Value Management AG liegt dabei auf dem Modern Value-Ansatz, bei dem die Bewertung ins Verhältnis zur erwarteten Gesamtrendite der Aktie gesetzt wird. Dieser Ansatz erlaubt auch die Investition in höher bewerte Unternehmen, wenn die langfristige Perspektive stimmt.