FondsSuperMarkt: Aktien von Infrastrukturanbietern aus dem Pazifikraum – was ist die Investmentidee hinter diesem am Markt nicht ganz gewöhnlichen Fondskonzept?
Christof Schmidbauer: Die asiatisch-pazifische Region bietet einen harmonischen Dreiklang aus Wachstumspotenzial, reichlich Humankapital in Form bildungshungriger Asiaten und wertvollen Rohstoffen. Gleichzeitig schätzen wir Infrastruktur als stabilen Portfolio-Baustein, der aber in den etablierten Regionen selten hohe Wachstumsperspektiven bietet. Genau in diesem Aspekt unterscheidet sich die Region Asien-Pazifik. Sowohl mit traditioneller wie auch „neuer“ Infrastruktur und deren Aufbau, können wir langfristig Wachstumsraten erzielen, die es woanders nicht geben wird.
FondsSuperMarkt: Welche Infrastrukturbereiche und welche Länder deckt der OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI ab?
Christof Schmidbauer: Wir weichen von klassischen Infrastrukturfonds ab. Zuletzt sah man dort eine zunehmende Beschränkung auf sogenannte Core-Infrastruktur, also beispielsweise der klassische Mautstraßenbetreiber oder ein Versorger, häufig als in einer regulierten Monopolstellung. Wir gehen über Klassiker, wie Gas, Wasser, Strom, Telekommunikation und Verkehr, hinaus. Bestandteile sind u.a. soziale Infrastruktur und anknüpfend an die Telekommunikation auch Cloud-Computing-Zentren. Zudem decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab. Vom Bau bis zum Betrieb, inklusive infrastrukturspezifischer Dienstleister. Das gibt uns mehr Möglichkeiten vom Wachstum in diesem Segment zu profitieren, aber auch uns gegebenenfalls in schlechten Zeiten defensiver zu positionieren.
FondsSuperMarkt: Wie gehen Sie beim Management des Fonds vor? Würden Sie Ihren Investmentansatz als eher thematisch oder fundamental gesteuert beschreiben? Welche Kriterien bestimmen konkret Ihre Einzeltitelauswahl und Ihre Allokation des Portfolios?
Christof Schmidbauer: Grundsätzlich wollen wir zunächst ein Kern-Portfolio klassischer Infrastrukturwerte über die Region verteilt halten. Hier gehen wir Bottom-Up vor, wobei natürlich das regulatorische Umfeld berücksichtigt wird. Hinzu kommen regionale thematische Ansätze. Beispielsweise Ausbau des indischen Straßennetzes, nachdem die dortige Regierung ein entsprechendes großes Budget verabschiedet hat, oder an vielen Standorten der Auf- und Ausbau Erneuerbarer Energien. Auch hier kommen wir ohne eine fundamentale Bewertung nicht aus. Wir analysieren die Wertschöpfungskette und suchen entlang dieser die attraktivsten Unternehmen. Ein Hersteller oder Betreiber von Windkraftanlagen mag beispielsweise von solchen Initiativen profitieren, was aber trotzdem keine sehr hohen Bewertungen rechtfertigt, wie sie beispielweise in Europa Orsted Anfang 2021 erreicht hatte.
FondsSuperMarkt: Der OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI, im März letzten Jahres aufgelegt, konnte in der aktuellen Inflationskrise herkömmliche Aktienfonds mit geographischem Fokus auf der Pazifikregion deutlich hinter sich lassen. Verglichen mit globalen Infrastrukturfonds, die auch in den westlichen Industrieländern investieren können, blieb der Fonds bislang zurück. Wie sind Sie mit der bisherigen Wertentwicklung zufrieden?
Christof Schmidbauer: Wir sind bisher zufrieden, insbesondere in Anbetracht der sehr schlechten Wertentwicklung eines Zielmarktes unseres Fonds, nämlich digitale Infrastruktur und Plattform-Gesellschaften, und zwar nicht nur in China, sondern auch in der übrigen Region. Einige Highflyer, wie SEA Ltd. oder Bukalapak, sind regelrecht kollabiert. Momentan sehen wir gerade bei defensiver Core-Infrastruktur eine ungerechtfertigte Präferenz der Anleger für Märkte, die ihnen vertraut sind. In der geopolitisch angespannten Lage wollen viele weit entfernt von potenziellen Konfliktherden investieren, am liebsten in den USA.
FondsSuperMarkt: Sichern Sie im Bedarfsfall das Portfolio oder die darin vertretenen Währungen durch Termingeschäfte ab? Welche sonstigen Maßnahmen ergreifen Sie im Rahmen Ihres Risikomanagements?
Christof Schmidbauer: Der Fonds versteht sich zu 100 % als Aktienfonds und bietet deshalb dem Investor jederzeit ein vollständiges Aktienexposure. Währungen sichert der Fonds, wie bei Aktienfonds allgemein üblich, nicht ab. Risikomanagement findet auf der Ebene der Allokation zu Regionen, Sub-Themen und durch Gewichtung von Einzelwerten statt. Hier vermeiden wir Klumpenrisiken. Volatilere Wachstumswerte werden auf Einzeltitelebene in der Regel niedriger gewichtet als klassische Infrastrukturwerte.
FondsSuperMarkt: China, das makroökonomische Epizentrum der Anlageregion des Fonds, gerät – jedenfalls aus westlicher Sicht – immer mehr unter Zugzwang. Standen zunächst vor allem seine rigiden Lockdowns und dadurch verschärfte Lieferkettenprobleme in der Kritik, so mittlerweile das bestenfalls zögerliche Verhalten im Ukraine-Konflikt, seine aggressive Taiwan-Politik und die heimische Menschenrechtslage. Der Westen, so scheint es, rückt immer mehr vom Reich der Mitte ab. Teilen Sie diese Ansicht, und wenn ja, was bedeutet dieser Befund für den OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI?
Christof Schmidbauer: Zweifellos ist China, gemessen an der Einwohnerzahl, mit Indien der größte Wirtschaftsraum in der Region. Angesichts der großen Auswahl regional getriebener Infrastruktur-Themen in der asiatisch-pazifischen Region könnten wir auch ohne chinesische Titel im Portfolio auskommen, sehen aber dafür keinen Grund. So wie unsere Presse in der Vergangenheit oft dazu geneigt hat, die Perspektiven der chinesischen Wirtschaft übertrieben günstig darzustellen, übertreibt sie nun in andere Richtung. Wir sind ebenso wenig Anhänger der übermäßig schillernd geschilderten Zukunftsperspektiven Chinas, wie wir auch nicht das Land dem Untergang geweiht oder als uninvestierbar sehen. Zunächst sehen wir auch keinen Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftswachstum einer Region und der dortigen Börsenentwicklung. Chinas Wirtschaft ist die vergangenen zehn Jahre stärker als die der USA gewachsen. Dennoch war die US-Börse mit Abstand lukrativer. Aktuell halten wir die dank einer deutlich ger ingeren Inflation höheren Freiheitsgrade der Zentralbank für hilfreich in China. Wichtiger ist jedoch, dass die Bewertungen chinesischer Unternehmen mit einem KGV von zwölf fast nur die Hälfte des S&P 500 betragen und auch deutlich unter dem eigenen Mittelwert der letzten 15 Jahre liegen. Hinzu kommt ein riesiges Infrastrukturprogramm im Wert von 1.000 Milliarden US-Dollar der chinesischen Regierung. Die Autarkiebestrebungen Chinas bei der Energieerzeugung und Telekommunikation/Datenverarbeitung spielen zudem unseren binnenmarktorientierten Investments in die Hand.
FondsSuperMarkt: Wie wirken sich die derzeit verschärften Spannungen um Taiwan auf den Fonds aus?
Christof Schmidbauer: Auf unsere Positionen sehen wir keine unmittelbaren Auswirkungen. In Taiwan selbst sind wir nicht investiert. In China sind unsere Investments sehr stark binnenmarktorientiert. Einzelne Positionen profitierten von der allgemeinen Knappheit fossiler Brennstoffe und hohen Energiepreisen.
FondsSuperMarkt: Die OVIDpartner GmbH als Initiator des Fonds verfolgt das Ziel, alternative Investmentprodukte anzubieten, die sich möglichst unkorreliert zu den Aktien- und Anleihemärkten der westlichen Industrieländer entwickeln. Verstehen Sie den OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI in diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der angesprochenen geopolitischen Spannungen als Instrument zur Vermögensdiversifikation, oder erfüllt der Fonds angesichts der demographischen und weltwirtschaftlichen Bedeutung des Pazifikraums den Status eines Kerninvestments?
Christof Schmidbauer: „Unkorreliert“ ist starker Tobak. Zumindest für APAC (Asia Pacific) als auch High-Yield. Wir haben in beiden Fonds (OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI und OVID Infrastructure HY Income UI) eine hohe Korrelation zum asiatisch-pazifischen Aktienmarkt oder zum globalen High-Yield-Markt.
FondsSuperMarkt: Der OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI ist aktuell als Finanzprodukt ohne Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsmerkmalen und -zielen zugelassen. Was sind die Hintergründe, und soll dies auch in Zukunft so bleiben?
Christof Schmidbauer: Drei Gründe: In der Region können sich viele Länder die hohen ESG-Standards einfach nicht leisten. Für viele, besonders mittlere und kleine Unternehmen existieren keine ESG-Ratings. Zudem sehen wir ein Risiko auf der Corporate-Governance-Seite, da es besonders bei staatlichen Konzessionen für klassische Infrastruktur immer um sehr hohe Beträge geht, lässt sich Korruption nie zu 100 % ausschließen. Generell halten wir die Metriken für ESG für unausgereift und schwer quantifizierbar. Das beantwortet auch die Frage nach der Zukunft: Wir werden formale Nachhaltigkeitsaspekte dann integrieren, wenn wir deren Erhebung in unserem Anlageuniversum für verlässlich halten. Davon aber abgesehen, sind wir überzeugt, dass jedes Unternehmen einen gesellschaftlichen Nutzen stiftet und nicht als purer Selbstzweck besteht. Bei Infrastruktur, als Rückgrat einer jeden Gesellschaft, gilt dies umso mehr.
FondsSuperMarkt: Über welche Erfahrungen und Ressourcen verfügen Sie als Manager des Fonds?
Christof Schmidbauer: Seit Gründung des Vorgängers unserer Gesellschaft im Jahr 2003 besteht ein enger Bezug zu Asien. Einer der Gründer hatte in seiner Rolle bei einem großen deutschen institutionellen Asset-Manager die Region betreut und sehr viel Know-How in das Unternehmen eingebracht. So war Asien für uns immer ein Portfoliobestandteil. Über die Zeit haben wir uns ein Research-Netzwerk aufgebaut. Formal beziehen wir Top-Down-Research von einem Spezialisten mit Hauptsitz in Hongkong. Hinzu kommt Bottom-Up-Research von Investmentbanken. Wichtigste Ressource ist unsere Neugier. Wir lesen viel über die Region und finden immer wieder neue Einsichten und potenzielle Investitionen.
FondsSuperMarkt: Bitte wagen Sie abschließend noch einen Marktausblick. Welche Entwicklung erwarten Sie bis zum Jahresende und im nächsten Jahr an den Finanzmärkten und – möglicherweise darüber hinaus – für das geopolitische Umfeld?
Christof Schmidbauer: Wir haben gut zwei Jahrzehnte erlebt, in denen vor allem im Immateriellen eine Wertschöpfung stattfanden. Asset-Lite-Unternehmen haben den Rückenwind der Globalisierung und Automatisierung nutzen können. Wir erleben hier Kehrtwenden oder die Neuorganisation von Wertschöpfungsketten. Die De-Karbonisierung unserer Wirtschaft erfordert erhebliche materielle Investitionen, nicht nur in der Energieversorgung, sondern auch bei der energetischen Ertüchtigung von Häusern, der industriellen Fertigung und dem Aufbau einer Kreislaufwirtschaft. Es wird zwar keine De-Globalisierung geben, aber Lieferketten werden grundsätzlich neu organisiert, Teile der Fertigung näher zum Endabnehmer verlegt. Anstelle von Just-in-Time tritt Just-in-Case mit einer größeren Lagerhaltung. Damit endet der schon seit Jahrzehnten währende disinflationäre Trend. Wir werden im Schnitt Inflationsraten sehen, die über den magischen zwei Prozent der Notenbanken liegen. Die nachteilige Demografie in Ch ina, aber auch in anderen Teilen Asiens und natürlich in Europa führt zu einem Rückgang des Arbeitskräfte-Pools und damit zu steigenden Löhnen. Die Zeit der Great-Moderation mit ihren geringen Schwankungen in der konjunkturellen Entwicklung ist vorbei. Der Fed-Put ist als Marktstabilisator anzusehen. Zumindest wachsen in solch einem Umfeld die Chancen für aktive Manager, einen Mehrwert zu schaffen. Dazu gehört aber auch, sich nicht auf ein Marktszenario festzulegen und agil zu bleiben.
Fondsdetails: OVID Asia Pacific Infrastructure Equity UI R
ISIN DE000A2QK456
WKN A2QK45
Fondskategorie Aktienfonds Infrastruktur Asien/Pazifikregion
Ausgabeaufschlag 5% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Thesaurierend
Performancegebühr Keine
Laufende Kosten 2,02 %
Auflegung 01.03.2021
Fondsvolumen 10,50 Mio. EUR (15.09.2022)
Performance seit Auflage 0,50 % / 0,50 % p.a. (15.09.2022)
Risiko- und Ertragsprofil (SRRI) 5 von 7
Über die OVIDpartner GmbH und die von der Heydt & Co. AG
Infrastruktur ist die Basis jeglichen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Investments in Infrastruktur weltweit können Vermögenswachstum und kontinuierliches Einkommen liefern. Die Initiatoren-Manufaktur OVIDpartner GmbH konzentriert sich auf Investments in diesem Bereich. Sie bietet seit 2014 eine weltweite Infrastruktur-Einkommensstrategie über HighYield-Unternehmensanleihen an. 2021 kam eine Vermögenswachstumsstrategie über asiatisch-pazifische Aktien hinzu. Beide Strategien werden in ihren Bereichen als Basisinvestments angesehen.
Die unabhängige Vermögensverwaltung von der Heydt & Co. AG wurde 2002 gegründet. Sie verantwortet für beide OVID Infrastrukturfonds das Portfolioadvisory. Aufgrund des über Jahre entwickelten globalen Netzwerkes zu Researchhäusern und Portfoliomanagern im asiatisch/pazifischen Raum verbindet sich hier lokale Expertise mit dem globalen Blick auf geografische und sektorale Allokation. Die von der Heydt & Co. AG ist in Frankfurt am Main beheimatet.