Das Konzert für Pizzikato Piano und zehn Instrumente (1995), mit dem die Nacht beginnt, ist im Gedenken an John Cage geschrieben. Ausgangsmaterial sind dementsprechend die Töne C - A - G - E, die direkt an den teils präparierten Klavierseiten angezupft werden. Jeder Ton wird durchs Instrumentarium harmonisch angereichert und erfährt eine variantenreiche Bearbeitung. Tan Dun will damit demonstrieren, welche Komplexität sich im Einfachen verbirgt, mithin das Potential unbegrenzter Veränderungen.
"Eight Memories in Watercolor" ist sein Opus 1, 1978/79 entstanden. Der Komponist selbst nennt das Werk sein Tagebuch einer Sehnsucht nach den Volksliedern der Heimat. Acht kurze Stücke tragen so poetische Namen wie "Verlorener Mond", "Treibende Wolken" oder "Sonnen-Regen". Sie sind teils im original belassen, teils neu geschrieben.
Dazu passend werden im zweiten Teil zwei alte chinesische Weisen erklingen, gespielt zunächst von einer Zheng (Wölbbrett-Zither), dann vom Klavier. In "Dew Fall Drops" schließlich, den gefallenen Tautropfen, nutzt Tan Dun noch einmal die gezupften Klavier-Saiten als Klangbild.
Der dritte Teil, in dem Werke u.a. von John Cage, Henry Cowell und Jorge Crumb erklingen, ist unter dem Titel "The Maverick Piano" zusammengefasst. Hier werden Künstler vorgestellt, die abseits aller Vorschriften lustvoll mit Musik experimentierten, mal ernsthaft, mal augenzwinkernd, tiefgründig oder vergnügt. Der Titel erinnert an den Farmer Samuel A. Maverick, der die Regel, eigene Rinder mit einem Brandzeichen zu versehen, schlicht ignorierte.
Als Solisten treten Margaret Leng Tan, Ran Jia (beide Klavier) und Yuan Li (Zheng) auf. Ji und Leng Tan sind auf Tan Duns Werke quasi eingeschworen. Ran Jia wiederum feierte viele Erfolge in Shanghai und war die einzige klassische Pianistin, die zum 90. Geburtstag des Jazzmusikers Thelonius Monk eingeladen war.