Der neu festgelegte Mindestlohn von 61 US-Dollar stellt weder eine menschwürdige Entlohnung dar, noch deckt er die Lebenshaltungskosten der Arbeiter und ihrer Familien. "Vom Mindestlohn kann in Kambodscha niemand leben. Die Arbeiter können sich nicht mal eine gesunde und nahrhafte Mahlzeit leisten", erklärt Thimm. Im August waren hunderte Arbeiter der kambodschanischen Textilindustrie aufgrund von Mangelerscheinungen in Ohnmacht gefallen.
Im Vorfeld des Streiks versagten Regierungsbehörden und Arbeitgeber den Gewerkschaften öffentliche Versammlungen und drohten den Gewerkschaftsführern mit Strafanzeigen und Inhaftierung. "Nach kambodschanischen Gesetzen und internationalen Menschenrechten haben wir das Recht, Tarifverhandlungen zu führen und zu streiken. Wir fordern dieses Recht nun ein. Die Regierung, die Produzenten und internationalen Marken sollen den Arbeitern endlich einen existenzsichernden Lohn bezahlen", sagt Ath Thorn, der Präsident des kambodschanischen Gewerkschaftsbundes.
Die Kampagne für Saubere Kleidung fordert deshalb auch Adidas und Puma als Haupteinkäufer in Kambodscha auf, eine existenzsichernde Bezahlung der Arbeiter sicherzustellen. "Adidas und Puma müssen endlich ihren eigenen ethischen Ansprüchen gerecht werden. Sie müssen ihren Einfluss nutzen, damit die Produzenten mit den Gewerkschaften verhandeln", sagt Thimm.
Durch den einwöchigen Streik will die 45.000 Mitglieder zählende 'Coalition of Cambodian Apparel Workers Democratic Union' (C.CAWDU) und die 'National Independent Federation Textile Union of Cambodia' (NIFTUC) mit 30.000 Mitgliedern, die Arbeitergebervereinigung an den Verhandlungstisch zwingen. Die Textilindustrie in Kambodscha macht rund 80% des gesamten Exportes des Landes aus. Mehr als ein Viertel aller Industriebeschäftigten arbeiten in der Bekleidungsindustrie, insgesamt rund 330.000.