Innocence in Danger freut sich daher, ein wichtiges Projekt anzukündigen, das der „Canadian Centre for Child Protection“ mit aktiver Beteiligung von Innocence durchführen wird. Der Web-Crawler „Arachnid“, der weltweit bekannte Missbrauchsdarstellungen von Kindern erkennen kann, wird weiterentwickelt. In Zukunft hoffen wir, dass Betroffene von sexuellen Missbrauchs in der Lage sein werden zu überprüfen: Gibt es Bilder von meinem Missbrauch irgendwo online?
Julia von Weiler: „Wir sind dem 'Centre for Child Protection' dankbar, dass es Arachnid zu einem Hilfetool für Betroffene ausbauen will. Wir müssen Überlebenden die Möglichkeit geben, in Erfahrung zu bringen, ob Missbrauchsdarstellungen mit ihnen im Netz kursieren. Derzeit ist das weder technologisch noch logistisch umsetzbar, aber mit dem hohen Innovationstempo könnte es in Zukunft möglich sein.“ Gemeinsam mit dem ‚Canadian Centre‘ setzt sich ‚Innocence in Danger e.V.‘ dafür ein, den Opfern diese Hilfe zuteil werden zu lassen.
„Arachnid“ ist eine Plattform, die das Internet auf bereits polizeibekannte Missbrauchs-abbildungen durchsucht. Der Webcrawler des Canadian Centre verschickt pro Tag über 700 „Notice and Take Down“ Mitteilungen weltweit. Das sind Amtshilfeersuchen, um dokumentierten sexuellen Missbrauch (oft und falsch „Kinderpornografie“ genannt) zu beseitigen.
Bei der Konferenz „Die Pubertät, der Missbrauch und das Netz“ am 04./05. Juni in Berlin diskutieren Fachleute eine neue Studie über Ausmaß und Folgen des zweiten Verbrechens. Ziel ist es, die besondere Psycho-Dynamik der „Zweites-Verbrechen“-Abbildungen bei Opfern zu verstehen. Gemeinsam wollen die Initiativen die Rolle der Technologie als Treiber, Multiplikator und Profitmodell sexuellen Missbrauchs von Kindern durchschauen.
„Derzeit lassen wir viele Betroffene leider im Stich. Das wollen wir mit „Schattenriss e.V.“ und der „HILFE FÜR JUNGS e.V.“ ändern“, sagte von Weiler. Daher soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden.
„Bisher arbeiten die Institutionen und Organisationen viel zu vereinzelt zu speziellen Themen wie z.B. Missbrauchsabbildungen“, sagte bestätigt Anke Fürste von Schattenriss e.V. „Wenn wir unsere Erfahrungen zusammentragen, können wir die psychosoziale Versorgung für die Betroffenen besser voranbringen und zu einem früheren Zeitpunkt Hilfe zugänglich machen“. Schattenriss e.V. ist eine Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen.
„HILFE-FÜR-JUNGS e.V. begrüßt die Gründung einer solchen AG, da aus unserer Sicht Jungen weitgehend allein gelassen werden, wenn sie von sexualisierter Gewalt durch digitale Medien betroffen sind. Wir müssen endlich Konzepte entwickeln, damit Fachkräften Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, um betroffene Kinder und Jugendliche begleiten und schützen zu können,“ sagt Lukas Weber.
Alle drei Einrichtungen machen in ihrer Arbeit die Erfahrung. „Die Epidemie von Missbrauchsabbildungen traumatisiert Opfer – und gefährdet Integrität des Netzes“.