Johannes Junker: Welche Qualifikationen muss jemand mitbringen, um als Karrierecoach für INQUA zu arbeiten?
Alexander Setzer: Unser Programm heißt Coaching für Akademikerinnen, Fach- und Führungskräfte. Das bedeutet, dass die erste Qualifikation, die wir erwarten, ein Studienabschluss ist. Das kann ein Universitätsabschluss, aber auch ein Fachhochschulabschluss sein. Die Fachrichtung ist dabei für uns nicht entscheidend. Im Gegenteil empfinden wir es als Bereicherung, Menschen aus unterschiedlichen Richtungen im Coaching-Pool zu haben. Da sind von Juristen über Personaler und Psychologen bis hin zu Geisteswissenschaftlern verschiedene Experten vertreten. Das sehe ich auch als eine große Stärke von INQUA.
Die zweite formale Qualifikation, die wir uns wünschen, ist eine fundierte systemische Coaching-Ausbildung. Systemisches Coaching ist ein spezieller Ansatz im Coaching, der mittlerweile anerkannt und auch sehr weit verbreitet ist, da er lösungsorientiert und ressourcenorientiert ist. Aus diesem Grund eignet sich dieser Zugang auch ideal für Kurzzeitcoaching und lässt sich perfekt mit den speziellen Methoden von INQUA verbinden.
JJ: Welche Rolle spielt die eigene Berufserfahrung der Coaches? Also welchen Stellenwert nimmt das bei der Auswahl ein?
AS: Das ist ein wichtiger Punkt auf unterschiedlichen Ebenen. Erfahrung ist im Coaching sehr wichtig, daher erwarten wir, dass Coaches, die zu uns kommen, mindestens zwei Jahre Coaching-Erfahrung haben. Wir arbeiten mit Coaches zusammen, die eine eigene Praxis haben und bereits am Markt etabliert sind. Idealerweise bringen die Bewerber/innen auch entsprechende Erfahrung im Karrierecoaching mit.
Die zweite Ebene ist Berufserfahrung außerhalb vom Coaching. Es ist wichtig, dass der Coach in einem anderen Berufsfeld über mehrjährige Berufserfahrung verfügt und die Berufswelt auch von dieser anderen Seite kennt. Wie gesagt können die Bereiche unterschiedlich sein, wichtig ist fundierte Fach- und Berufserfahrung.
JJ: Gibt es noch weitere Faktoren, nach denen wir entscheiden, wer zu INQUA passt?
AS: Neben den genannten Voraussetzungen ist es natürlich wichtig, dass unsere Coaches sich auf ganz unterschiedliche Leute einstellen können. Das heißt, dass sie empathisch mitgehen und in deren Lebenswelt eintauchen können. Unsere Klient/innen haben unterschiedliche Erfahrungen, Berufsabschlüsse, Studienhintergründe und Biografien. Daher ist eine wesentliche Voraussetzung, dass unsere Coaches sich kommunikativ auf diese verschiedenen Menschen individuell einstellen können. Natürlich stehen wir als INQUA-Institut auch für eine starke Ressourcenorientierung und ein positives Menschenbild. Wir suchen Coaches, die dazu passen.
JJ: Die Coaches bringen also schon viel Wissen, Können und Erfahrung mit, wenn sie zu INQUA kommen. Hier erhalten sie noch eine zusätzliche Ausbildung. Welche Inhalte umfasst diese?
AS: Was INQUA von anderen Anbietern unterscheidet, ist, dass wir spezifische biographieorientierte Methoden einsetzen. Diese Methoden kann man bei keinem anderen Institut finden. Eine ist das High Profiling®, unser Kompetenzprofil, ein zentrales Tool in unserem Coaching. Die andere zentrale Methode ist die Ressourcenorientierte Genogrammarbeit.
Das High Profiling entsteht anhand eines qualitativen Leitfadeninterviews, das in der ersten Sitzung durch den Coach geführt wird. Das Interview wird nach qualitativen Methoden und Standards erstellt. Je besser das Interview, desto besser das Kompetenzprofil, das am Ende dabei herauskommt. Das heißt, wir legen großen Wert darauf, dass dieses Interview perfekt geführt wird. Dazu kommt selbstverständlich auch der Umgang mit dem High Profiling im Coaching. Wie dieses Kompetenzprofil im Coaching eingesetzt werden kann, ist etwas sehr Spezifisches, das unsere Coaches lernen müssen.
In der Ressourcenorientierten Genogrammarbeit blicken die Coaches mit ihren Klient/innen auf Prägungen und Ressourcen, die über die Herkunftsfamilie mitgegeben wurden. Die klassische Genogrammarbeit ist ein Tool, das im systemischen Coaching relativ weit verbreitet ist. Die Art und Weise, wie wir es bei INQUA einsetzen, ist jedoch einzigartig: Wie der Name schon sagt, konzentrieren wir uns auf die Ressourcen und Stärken, die in der Ursprungsfamilie vorhanden sind. Wir leiten Werte aus dem Genogramm ab, auch mögliche Glaubenssätze zum Thema Arbeit, Beruf, Leistung sowie frühere Prägungen und Elemente, die mit der Geschwisterkonstellation zu tun haben.
Diese beiden Methoden bilden den Schwerpunkt unserer Ausbildung zum INQUA-Karriere-Coach. Außerdem ist auch eine Einarbeitung in unsere administrativen Abläufe und unsere firmeneigene Software wichtig. Die Coaches greifen auf eine Fülle von Knowhow in Form von Arbeitsblättern, Vorlagen und Strukturen zu. Sich da zurecht zu finden, erfordert ein gründliches Onboarding.
JJ: Neben der Coaching-Ausbildung bist du auch zuständig für die Qualitätssicherung des Coachings bei INQUA. Könntest du uns einen kurzen Einblick geben, was an dieser Stelle getan wird, um unseren hohen Qualitätsanspruch zu sichern?
AS: Das beginnt natürlich schon mit der Ausbildung, die ist das Fundament unserer Qualität. Das bedeutet, dass das Ganze sehr fundiert ablaufen muss, einerseits unsere Theorie vermittelt wird, aber natürlich auch mit praktischen Übungsinhalten versehen ist. Das ist der eine Schritt. Außerdem erhält jeder Coach, der bei uns beginnt, eine Begleitung durch den ersten Prozess von mir persönlich. Das heißt, ich stehe als Ansprechpartner bei Problemen oder Unklarheiten immer zur Verfügung. Zudem haben wir auch feste Meilensteine, zu denen wir ein Feedback-Gespräch führen. Das heißt, ich gebe eine Rückmeldung zum Prozess und stehe auch für Fragen zur Verfügung.
Unsere Coaches nehmen zudem mindestens einmal im Quartal, manche auch häufiger, an einer Intervision teil. Eine Intervision ist im Prinzip ein fachliches Gespräch, wo sich unsere Coaches über Fälle im Coaching oder Fragen austauschen. Das ist ein Format, das sich sehr bewährt hat und wir bieten das inzwischen virtuell an. Das heißt, wir stellen einen virtuellen geschützten Raum zur Verfügung, an dem sich unsere Coaches treffen können. Das Schöne ist, dass wir durch diese Online-Intervision die Möglichkeit schaffen, dass sich unsere Coaches bundesweit vernetzen und so im Austausch stehen.
Wir bieten außerdem regelmäßig Weiterbildungen zu bestimmten Themen an. Wir haben den Vorteil bei INQUA, dass wir sehr kompetente und spannende Persönlichkeiten in unserem wissenschaftlichen Beirat haben, die uns dankenswerterweise auch für Weiterbildungen zur Verfügung stehen, wie Prof. Dr. Jörg Fengler, Prof. Dr. Bruno Hildenbrand und Prof. Dr. Rudolf Wimmer. Wir haben natürlich auch erfahrene Coaches, die in bestimmten Themen Expertenwissen besitzen.
Einmal im Jahr findet zudem unsere große INQUA-Tagung statt, wo wir alle festen und freien Mitarbeitenden, alle Coaches und Analysierenden einladen. Es geht dort natürlich sehr stark um den persönlichen Austausch und das Kennenlernen, aber gleichzeitig auch um inhaltliche Themen. Wir erleben jedes Jahr, dass diese Tagung ein großer Erfolg ist und toll angenommen wird.
JJ: Was macht dir denn persönlich am meisten Spaß an der Ausbildung?
AS: Was ich am spannendsten finde, ist tatsächlich die Diversität, die wir bei unseren Coaches und unseren Mitarbeitenden haben. Wenn ich jetzt beispielsweise an die letzte Ausbildungsrunde denke, da hatten wir eine Biologin dabei, eine Psychologin, einen Coach, der aus dem Kulturbereich kommt. Wir haben eine unglaubliche Vielfalt einerseits, was die Ausbildungen betrifft, aber auch was die Lebenshintergründe der Menschen betrifft, mit ihren unterschiedlichen Karrierepfaden und Erfahrungen, bis sie irgendwann hier bei uns zusammenkommen.
Dazu finde ich es spannend, die neuen Coaches auf so eine intensive Art und Weise kennenzulernen. Das bringt diese Ausbildung, so wie wir es machen, mit sich. Denn ich führe ein Interview und eine Genogrammarbeit mit diesen Menschen durch. Da findet ein Kennenlernen direkt auf einer anderen, tieferen und intensiveren Ebene statt.