„Wer das Glück sucht, findet die Familie“, schrieb Paul Kirchhof in seinem Vorwort zum Buch „Abenteuer Familie“ von Martine und Jürgen Liminski. Kirchhof hat recht. Seine Aussage lässt sich durch Studien belegen. Familie ist und bleibt ein Glücksfaktor - allen ideologischen Abgesängen zum Trotz. Die Sehnsucht nach Ehe und Familie ist ungebrochen. Umfragen unter Jugendlichen zeigen, dass eine große Mehrheit ihr Lebensideal in der Gründung einer Familie sieht.
Familie als Glücksfaktor und Sehnsuchtsort. Stimmt, hört man Mütter und Väter sagen, aber das klingt derzeit ziemlich gequält. Familien sind am Anschlag. Sie zählen zu den Opfern der Corona-Pandemie, die es besonders hart getroffen hat. Was Familien in Corona-Zeiten mitgemacht haben, lässt sich mit keinem Inzidenzwert messen. Was sie geleistet, gelitten und geschultert haben, interessiert aber nur am Rande, wenn überhaupt. Milliarden-Programm für die Wirtschaft. Wer rettet die Familien? Wie unter einem Brennglas verdeutlicht die Corona-Krise, wie es um das Thema Familie bestellt ist. Die Politik ist weitgehend blind für die Bedürfnisse von Familien und Kindern. Seit Jahrzehnten orientiert sich selbst die Familienpolitik vor allem am ökonomischen Nutzen. Familie sind die Lastenesel der Nation. War die Luft zum Atmen schon vor Corona dünn, so pfeifen viele Familien nun endgültig aus dem letzten Loch. Materiell und emotional. Kinder- und Jugendlichentherapeuten können sich vor Nachfrage nicht mehr retten. Die Wartelisten sind lang, die Not ist groß.
„Die Familie verfügt über große schöpferische Kräfte, zerfällt sie, wächst ihr ein ähnlich großes Potenzial an Zerstörungskraft zu“, schrieb der amerikanische Psychiater Robin Skynner. Seine Aussage ist erfahrungs- und faktenbasiert. Der Psychiater markiert den neuralgischen Punkt: Familien haben große schöpferische Kräfte. Davon lebt und profitiert die gesamte Gesellschaft. Aber das ist kein Automatismus. Der Zerfall der Familie entfesselt eine zerstörerische Dynamik. Wer das nicht ernst nimmt, darf sich über ein böses Erwachen nicht wundern.
Ob und wann die Politik aufwacht, ist schwer zu sagen. Warten sollte man darauf besser nicht. Schon jetzt ist der Handlungsdruck riesig. Darum darf man dankbar für all jene Initiativen und Projekte sein, die dazu beitragen, Familien zu helfen, sie zu stabilisieren, ihren Zusammenhalt zu fördern und Eltern mit Informationen und Rat zur Seite zu stehen. Eine solche Initiative ist das US-amerikanische „Human Improvement Project“ (HIP).
Das HIP ist eine privat finanzierte, gemeinnützige Forschungseinrichtung mit Sitz in Colorado. Es sieht seine Aufgabe darin, Programme zu fördern, die besonders positive Auswirkungen auf Kinder haben. Geleitet wird das „Human Improvement Project“ von Matt Larson und Rustin Banks. Beide Unternehmer, die sich der Aufgabe verschrieben haben, Fachleute aus Bereichen wie Psychologie und Neurowissenschaften zusammenzubringen, um Forschungen zum Thema Elternschaft und Wohlbefinden zu initiieren und zu bündeln. Das HIP arbeitet mit Wissenschaftlern an verschiedenen Institutionen, Kinderpsychologen, Psychiatern und Hirnforschern zusammen. Nach eigenen Angaben führt das HIP selbst Forschung durch und finanziert Forschung an Universitäten.
Sichtbare Erträge der Arbeit des HIP sind dessen Website und die dazugehörige kostenlose APP. Vom Umgang mit Emotionen, über die Bedeutung der Bindung, Erkenntnisse der Hirnforschung, bis hin zu Fragen der zwischenmenschlichen Kommunikation und Informationen zu psychischen Störungen reicht die breite Themenpalette der Lektionen der APP. Die Website informiert über die Arbeit des HIP. Der Family-Blog der Seite bietet zahlreiche Mini-Lektionen rund um das Thema Erziehung und Familie. Nicht nur als Text-Beiträge, sondern mit zahlreichen Videos.
„Wie können Sie Ihren Liebsten zeigen, dass Sie sie so lieben, wie sie sind?“, "Wie geht man mit streitenden Geschwistern um“, „Sehen Sie die positiven Eigenschaften Ihres Kindes?“, „Darf mein Kind zu Hause seine Gefühle zeigen?“ „Glauben Sie, dass Ihr Partner gute Entscheidungen trifft?“ Mit Themen wie diesen wird Information und Wissen vermittelt und zur Selbstreflexion eingeladen. Alles ein bisschen amerikanisch, aber in Gestaltung und Handling ansprechend und professionell. Die Internetseite www.humanimprovement.org gibt es in englischer Sprache. Die dazugehörige kostenlose App ist auch in deutscher Sprache zu haben: https://www.humanimprovement.org/...
Keine Website und keine App der Welt kann den zwischenmenschlichen Kontakt und den persönlichen Austausch ersetzen. Das ist klar. Aber sie können Hilfen und Informationen geben, Faktenwissen vermitteln, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich aufbereiten und Zusammenhänge beleuchten. So lässt sich Erziehungs- und Beziehungskompetenz stärken.
Die Internetseite und die APP des HIP tun dies nicht theoretisch, sondern lebenspraktisch und konkret. Als digitaler Ratgeber und praktische Infobörse ist die APP für ihre User Erziehungs- und Beziehungshilfe. Umfragen unter den Nutzern zeigen, dass die APP aktiv in Familien angewandt wird, und weisen eine hohe Zufriedenheit aus. Die Apps „Das glückliche Kind“ und „Verliebt in die Elternschaft“ wurden bereits in 15 Sprachen übersetzt und werden laut HIP in 165 Ländern genutzt.
Liebe, Beziehung, Kommunikation brauchen Zeit. Das Glück, das in der Familie zu finden ist, wie Paul Kirchhoff schrieb, muss wahrgenommen, empfunden, erfahren werden können. Für Kinder und für Eltern. Dazu bedarf es Zeiten der Zuwendung. „Die Kernkompetenz der Familie heute ist die Pflege und die Stabilität der emotionalen Befindlichkeit. Diese Funktion ist durch nichts zu ersetzen“, schrieb der viel zu früh verstorbene Journalist und Publizist Jürgen Liminski, für den Familie ein Lebensthema war. Eine App kann keine menschliche Zuwendung und keine Herzenswärme schenken, aber sie kann das Bewusstsein dafür schärfen, wie notwendig eben diese persönliche Zuwendung ist.