Der Steigerung von rund 4 % im ersten Halbjahr 2016 entsprechen Mehrausgaben von etwas über 700 Millionen Euro. Dieser Betrag kommt durch Zuwächse bei verschiedenen innovativen Arzneien zustande. 18 % Wachstumsbeitrag ergeben sich aus dem Umsatzzuwachs bei direkten Faktor Xa Hemmern, die zur Prophylaxe von Thrombosen und Embolien bei verschiedenen Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden. Jeweils 15 % resultieren aus Steigerungen bei der antineoplastischen Arzneimitteltherapie gegen Krebs mit Proteinkinasehemmern und monoklonalen Antikörpern. TNF-Blocker zur Behandlung entzündlicher Krankheiten wie etwa der Darmerkrankung Morbus Crohn, der Hautkrankheit Psoriasis oder der Gelenkerkrankung Rheumatoide Arthritis, tragen mit 13 % zur Steigerung im Gesamtmarkt bei. Der Wachstumsbeitrag weiterer Arzneigruppen liegt im einstelligen Bereich. Keine Rolle spielen mehr im Gegensatz zum Vorjahr antivirale Mittel gegen Hepatitis, da der Umsatz dieser Gruppe zweistellig rückläufig ist.
Hersteller und Apotheken entlasten die GKV durch Abschläge bei Arzneimittelkosten im ersten Halbjahr 2016 um fast 2 Mrd. Euro
Durch Herstellerabschläge und Apothekennachlässe liegen die Einsparungen der GKV bei den Arzneimittelkosten im ersten Halbjahr 2016 bei rund 2 Milliarden Euro und damit um +13 % höher als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Auf die pharmazeutischen Unternehmen entfällt ein Volumen von knapp 1,4 Mrd. Euro, die aus Abschlägen, Rabatten durch Erstattungsbeträge und Nachlässen aufgrund des Preismoratoriums resultieren (Abb. 2 zum Herunterladen). Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 bedeutet das einen um 19 % höheren Einsparbeitrag. Dieser Anstieg erklärt sich vor allem durch größere Einsparungen infolge von Erstattungsbeträgen, da sich die Anzahl der „AMNOG“-Präparate, für die ein solcher festgelegt wird, kontinuierlich erhöht.
Die privaten Assekuranzen, denen die Hersteller ebenfalls Abschläge gewähren, verbuchten für das erste Halbjahr 2016 ein Rabattvolumen in Höhe von 213 Mio. Euro, 8 % mehr als im Vorjahr. Die Apothekenabschläge erhöhen sich mit 571 Mio. Euro um knapp 2 %, was mit der Mengenentwicklung rezeptpflichtiger Präparate korrespondiert, da die Offizine pro rezeptpflichtiger Packung auf GKV-Rezept einen Abschlag von 1,77 Euro zu entrichten haben.
Mengensteigerung durch Mehrbedarf und Therapieetablierung
Im ersten Halbjahr 2016 erhöhte sich die Menge abgegebener Packungen im GKV-Gesamtmarkt um 2 % (Abb. 3 zum Herunterladen). Das entspricht rund 6 Mio. mehr abgegebenen Packungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei gab es bei den einzelnen Arzneisegmenten sowohl Steigerungen als auch Rückgänge.
So gingen in den ersten sechs Monaten des Jahres über 7 Mio. Packungen mehr Generika (rund +3 %) über die Apothekentheken bzw. den Versandhandel, wobei es sich mehrheitlich (95 %) um rezeptpflichtige Präparate handelt. Der Steigerung bei Generika steht ein Rückgang von etwas weniger als 4 Mio. Packungen bei sog. Altoriginalen, also Medikamenten mit ausgelaufenem Patentschutz, gegenüber. Bei patentgeschützten Arzneien erhöhte sich der Absatz um knapp 2 Mio. Packungen. Die restliche 1 Mio. Packungen an Mehrabgaben verteilt sich auf verschiedene Produktarten wie z.B. Präparate, die nie einen Patentschutz hatten, Impfstoffe oder Diagnostika.
Der deutliche Mengenanstieg der N3-Packungsgröße bei patentgeschützten Medikamenten dürfte mit Therapieetablierungen neuer Präparate bei chronischen Erkrankungen zusammenhängen, die Steigerung bei Generika mit gestiegenen Bedarfen infolge der demografischen Entwicklung.
Anteil rabattierter Medikamente bei Generika und patentgeschützten Arzneien gestiegen
Im ersten Halbjahr 2016 ist der Anteil von „Rabattvertrags“-Medikamenten gegenüber Vorjahr nochmals gestiegen, sowohl bei Generika als auch bei patentgeschützten Arzneien (Abb. 4 zum Herunterladen). Bei patentfreien Präparaten erhöhte sich der Rabattanteil absatzstarker Substanzen wie z.B. Ibuprofen, Metamizol (beides Schmerzmittel), Pantoprazol (Magenschutz) oder Amlodipin (Blutdrucksenkung) vielfach weiter. Bei patentgeschützten Medikamenten erklärt sich die Entwicklung u.a. durch vermehrt abgegebene rabattierte Antidiabetika, nach denen infolge der epidemiologischen Entwicklung der Bedarf steigt. Mehr rabattiert abgegeben wurden ferner vor dem Patentablauf befindliche Präparate, z.B. aus dem Bereich der TNF-Inhibitoren gegen entzündliche Erkrankungen oder Augenpräparate zur Behandlung der Makuladegeneration. Schließlich steigt auch der kontraktierte Anteil antiviraler Mittel gegen Hepatitis.