Wir haben mit Jakob Lipp gesprochen:
Herr Lipp, wie tickt ein Mensch? Ticken wir alle gleich? Und wie schaffen Sie es, jeden einzelnen in ihren Gedankenexperimenten zu „knacken“? Gibt es einen „Generalschlüssel“ für alle Menschen?
Der „Generalschlüssel“, um Menschen zu knacken, heißt: Menschen beobachten und ihre Mimik und ihre Gesten zu deuten. Es geht darum, das Verhalten eines Menschen zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen. Ich habe mittlerweile nach rund 2500 Bühnenshows ein Gefühl dafür entwickelt, wen ich für meine Interaktionen, ich nenne sie "Gedankenexperimente, auf die Bühne hole. Wer diesen „Generalschlüssel“ selbst erlernen oder anwenden möchte, für den gibt es vor allem einen Tipp: Weg mit dem Handy und endlich wieder seine Umgebung und die Menschen beobachten. So erfährt man am meisten und entwickelt Menschenkenntnis.
Wie wichtig sind Veränderungen im persönlichen Leben eines Menschen?
Nur wer sich im Leben etwas zutraut, kommt vorwärts. Das ist bekannt. Das, was uns ganz oft von Veränderungen abhält, sind die vermeintlichen Reaktionen anderer Menschen. Die Angst, dass uns jemand nicht mehr mögen könnte, dass über uns gelästert wird oder dass wir sogar unseren Job verlieren. Leider haben viele Menschen diesen Bestrafungsmechanismus im Kopf. Hier gilt es, ganz zu sich zu stehen und zu lernen, dass wir unser Leben selbst in der Hand haben. Wenn wir es bestmöglich leben wollen, müssen wir der werden, der wir sind. Und dazu gehören auch Veränderungen, die andere vielleicht blöd finden. Für uns sind sie überlebenswichtig! Wie aber setzt jeder einzelne das um? Ich selbst kann nur erzählen, wie ich persönliche diese Herausforderungen, die das Leben an mich gestellt hat und immer noch stellt, angehe. Das erfahren Besucher bei meinen Vorträgen, die mich immer wieder in ganz Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich, Italien und Liechtenstein. Als Gastredner werde ich meist von Unternehmen für Führungskräfteseminare gebucht, damit diese durch „bewusstes unlogisches Denken“ ihre Ziele schneller und effektiver erreichen. So heißt auch einer meiner aktuellen interaktiven Impulsvorträge, nämlich „IHR MINDSET 4.0 FÜR IHREN ERFOLG“.
Herr Lipp, warum haben Menschen Angst vor Veränderungen? Wie und wo findet man den Mut für Veränderungen? Was geschieht, wenn man sich nicht verändert?
Veränderungen – vor allem wenn sie von außen auf uns zugetragen werden – sind vielen Menschen in erster Linie lästig oder machen uns sogar Angst: Denn wir sind alle, wenn wir so wollen, Gewohnheitstiere. Kommt etwas Neues, können wir nur ahnen, was auf uns zukommt. Wir müssen uns auf das Neue einlassen, dessen Ausgang wir nicht kennen. Das erfordert Mut, Neugierde, Offenheit, Selbstbewusstsein und Vertrauen. Wie Menschen mit Veränderungen umgehen, hat viel mit ihren Erfahrungen und ihrer Persönlichkeit zu tun: Manche reagieren auf Veränderungen positiv, andere wiederum sind Pessimisten und malen alles schwarz. Meiner Erfahrung findet man Mut für Veränderungen, indem man Dinge einfach wagt. Damit meine ich nicht, ein unnötiges Risiko einzugehen oder seine Ängste zu ignorieren. Aber einfach mal etwas Neues ausprobieren und die Erfahrung machen, dass es funktioniert, ist eine gute Motivation. Sich nicht zu verändern bedeutet hingegen, sich auch nicht weiterzuentwickeln und zu verkrusten. Man sieht das oft bei Generationsstreitigkeiten in Unternehmen, wenn der Seniorchef die Veränderungen der neuen Generation nicht unterstützt. Leider bringt er sich damit um eigene wichtige Lebenserfahrung.
Warum sind Veränderungen für Marketing und Kunden-Aquise wichtig? Wie greifen Ihre Gedankenexperimente in diese Bereiche ein?
Die meisten Menschen bewegen beruflich oder privat immer nur das, was sie mit großer Sicherheit können. Der Grund ist die große Angst davor zu versagen.
Doch es ist wichtig, die eigene Komfortzone zu verlassen und seinen Horizont zu erweitern. Es ist der Stillstand eines Unternehmens, wenn MitarbeiterInnen nur das tun, von dem sie zu 100 Prozent wissen, dass Sie es können. Nur innovative MitarbeiterInnen mit Mut zur Veränderung treiben Unternehmen an die Spitze des Erfolgs. Doch dazu braucht es auch mutige Vorgesetzte, die genau das wünschen, das auch so kommunizieren und danach handeln. Auch wenn es mal schief läuft.
Ich werde in meinen Vorträgen und Bühnenshows immer wieder gefragt, wie ich vorgehe, wenn ein Experiment nicht funktioniert. Ganz einfach: Ich baue den vermeintlichen Misserfolg in meine Show ein und zeige, was in dem Fall passiert. Im Regelfall nicht viel: Meist sind die Menschen viel wohlwollender als man meint. Fehler und Misserfolge sind menschlich. Ich zeige offen, dass auch ich Misserfolge und Niederlagen erlebe und mit den Konsequenzen umgehen muss. All das ist möglich. Auch für ein Unternehmen und seine Mitarbeiter.