„Es muss sich nicht jeder alles leisten können. Auch muss nicht immer alles für jeden verfügbar sein“, erklärt Jürgen Linsenmaier, Gründer der Ethik Society und Initiator des Acht-Punkte-Papiers zu den Themen Landwirtschaft und Ernährung. Er kritisiert Verbraucher und Handel gleichermaßen – den Handel, weil er, statt auf Qualität zu setzen, nahezu ausschließlich vom günstigsten Preis her getrieben ist, und die Verbraucher, weil diese „eine gewisse Doppelmoral leben“. Man könne nicht nach mehr Geld für die Bauern rufen, Tierwohl und Umweltschutz fordern und dann das billigte Obst, Gemüse und Fleisch einkaufen. Allerdings, so der Nachhaltigkeitsexperte, müsse der Kulturwandel primär vom Handel ausgehen. „Der Lebensmittelhandel ist angebotsorientiert, auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird. Wer das Sortiment bestimmt, bestimmt auch das Kauf- und Konsumverhalten und damit das Preisniveau.“
Letztlich müsse den Menschen eine gute Ernährung etwas wert sein. Außerdem müssten alle in der Kette ihr Auskommen haben und ihre Würde bewahren können. „Das geht nicht mit wenigen Cent“, so Linsenmaier, der zugleich einen neuen, ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbegriff fordert. „Hier ein bisschen Fairtrade, dort ein wenig regional, hier ein Bio-Siegel, dort eine bessere Haltungsstufe – das alles führt in die Irre. Das sind weitgehend Marketingversprechen. Lebensmittel müssen auf ganzer Linie nachhaltig sein, nicht nur in einem Teilbereich. Das ist letztlich Green Washing“, so der Ethik-Society-Gründer. Handel, Verbraucher, Hersteller und Erzeuger, alle müssten sich ehrlich machen und eine neue Qualitätsoffensive starten.
Weitere Informationen über die Ethik Society und die Themen Nachhaltigkeit, Gemeinwohlorientierung und ethisches Unternehmertum gibt es unter https://wirtschaft-und-ethik.com/ethik-society/.