"Auch die elfte Edition der art KARLSRUHE hat bewiesen, dass ihre trinationale Platzierung in Karlsruhe mit der unmittelbaren Nachbarschaft zu Frankreich und Schweiz und der Lage im Herzen des Sammlerlandes Baden-Württemberg ein echter Umsatz-Trumpf für unsere Galeristen ist", bilanziert die Karlsruher Messechefin Britta Wirtz. Das Publikum der art KARLSRUHE - von dem sich zehn Prozent als Sammler bezeichnen und jeder Zweite mit Kaufinteresse anreiste - nimmt weite Wege für die Kunst auf sich: Jeder dritte Besucher reiste 100 Kilometer oder mehr und jeder zehnte gar über 300 Kilometer, um in Karlsruhe dabei zu sein. Unter den internationalen Gästen waren besonders viele Schweizer, gefolgt von Franzosen und in diesem Jahr auch vermehrt Besucher aus Benelux (mit Luxemburg an der Spitze), so die Auswertung der Besucherstatistik.
Rund 20 Prozent der Galeristen kamen aus dem Ausland - darunter Neuaussteller wie Rothschild Fine Art aus Tel Aviv, die Nuovo Gallery aus Daegu/Südkorea oder Eva Meyer aus Paris. Diese fanden in Karlsruhe einen guten Marktplatz. Ebenezer Loy, Galerist von Chiefs & Spirits aus Den Haag, kam am Ende der Messe zu einem eindeutigen Resultat: "Wir sind sehr zufrieden mit unseren Verkäufen und dem Publikum hier in Karlsruhe". Freude auch bei Cornelissen aus Wiesbaden: "Unsere minimalistische Hängung hat sich bewährt. Wir hatten sehr gute Resonanz auf unsere Künstler und mussten sogar umhängen", berichtet Sophie Cornelissen. Und auch Reinhard Franz (oca gallery, Berlin), ebenfalls zum ersten Mal dabei, ist voll des Lobes: "Auf die art KARLSRUHE kommen wir, weil es eine Messe ist, die professionell geführt und kuratiert ist", so sein Urteil. "Die art KARLSRUHE versucht nicht, intellektuell unverdaulich ums Eck zu kommen wie so manch andere Kunstmesse, sondern sie bringt arrivierte Sammler, emerging collectors, Kunstinteressierte und Galeristen zusammen." Derweil rühmt der Berliner Galerist Klaus-Dieter Brennecke die Vielseitigkeit in Karlsruhe: "Die Messe lebt davon, dass man hier Neues entdecken kann, aber gleichzeitig qualitative und etablierte Kunst zu finden ist". Dieses ausgewogene Zusammenspiel in den vier Messehallen zu kuratieren, bedeutet eine Herausforderung, die der Kurator Ewald Karl Schrade auch im elften Messejahr mit Bravour gemeistert hat. "Jeder Aussteller genießt hier das gleiche Ansehen als Kunde und Partner. Es geht um das Wohl der gesamten Messe", so Schrade, der zugleich einen Blick in die Zukunft warf: "Wir werden weiter an der Qualität der Messe arbeiten, sie aber nicht mehr ausweiten, da sie seit sechs Jahren die optimale Größe besitzt". Besonders die Neuausrichtungen der Halle 1 und der dm-arena, wo jetzt die Sektionen "Limited" und "Contemporary Art" platziert sind, fanden viel Anklang.
Neben guten Verkaufsergebnissen bot die elfte art KARLSRUHE reichlich Raum für außergewöhnliche Entdeckungen. Am Stand der Schweizer Galerie Haas standen die Werke des Berliner Bildhauers Hans Uhlmann (1900-1975) im Zentrum des Interesses. "Er ist ein hervorragender Künstler, der lange Zeit unterschätzt war und nun im Zuge der Renaissance des Gestischen neu in den Blickpunkt rückt", so Erika Költzsch, die Galeristin, die zwei Stahlskulpturen des Künstlers von 1954 und 1958 für je 38.000 Euro veräußern konnte. Auch der Sammler Paul Maenz verriet beim ARTIMA art meeting, dass er bei der Messe eine Arbeit von Uhlmann gekauft hatte. Dass Nachkriegskunst gefragt ist, belegen eindrücklich die zahlreichen Verkäufe in diesem Segment: Klaus Schwarzer aus Düsseldorf konnte ein Werk von Otto Piene für eine Summe im sechsstelligen Bereich veräußern und mehrere Arbeiten von Günther Uecker abgeben. Bei der Galerie Ludorff, ebenfalls Düsseldorf, wechselte ein Werk von K.O. Götz den Besitzer. Die Erfolgsgeschichte der Münchner Galerie Maulberger - Spezialist für ZERO und Informel - setzte sich nach dem Eröffnungstag fort. Nach zahlreichen und hochpreisigen Verkäufen bei der Vernissage wechselte im Verlauf der Messe eine Arbeit von Otto Piene für einen hohen fünfstelligen Betrag den Eigentümer. Zu den weiteren Verkäufen Hans Maulbergers zählten Max Ackermanns "Inseln IV" (1957) für 51.000 Euro und Herbert Zangs "Ohne Titel / Rechenzeichen" (1953) für 38.000 Euro. "Es war die beste Messe, die wir in Karlsruhe je hatten", sagte der Galerist. Selbstverständlich will er im nächsten Jahr wiederkommen.
Auch auf dem Gebiet der Klassischen Moderne waren in Karlsruhe manche Coups zu verzeichnen: Werner Fischer, Fischer Kunsthandel & Editionen, Berlin, veräußerte Rudolf Schlichters "Neapolitanische Straße" (1925/26) an einen Privatsammler. Der Hamburger Galerist Thole Rothermund reüssierte unter anderem mit August Macke und Curt Lahs, deren Gemälde Preise im fünfstelligen Bereich erzielten. "Wir beobachteten regelrechte Staus vor unseren Bildern", berichtete Petra Kaffeesieder von der Gilden's Arts Gallery. Die Londoner Galerie hatte in diesem Jahr erstmals deutsche Expressionisten mit nach Karlsruhe gebracht und wurde mit dem Zuspruch des Publikums belohnt. Neben mehreren Arbeiten von Lesser Ury fanden beispielsweise zwei Radierungen von Picasso aus der Suite Vollard einen neuen Besitzer. Auch ein Werk von Gerhard Richter konnte Gilden's Arts verkaufen. "Wir kommen nun schon zum vierten Mal in Folge nach Karlsruhe, weil wir immer wieder sehr zufrieden sind, sowohl mit den Verkäufen als auch mit dem Publikum und der Messeorganisation", so das rundum positive Fazit der Galeristin.
Der Berliner Galerist Werner Tammen schwärmte schon am zweiten Messetag: "Das wird meine beste Messe in Karlsruhe werden. Wir haben jeden Tag sehr gut verkauft und sind zuversichtlich, dass das bis zum Schluss so weitergeht." Gleich am Eröffnungstag konnte er eine große Stahlskulptur von Herbert Mehler, "zucchina grande", für 32.000 Euro veräußern. Über 15.000 Euro für die beste der 160 One-Artist-Shows auf der Karlsruher Messe freuten sich indes die Berliner Künstlerin Jessica Buhlmann und ihre Stuttgarter Galeristin Anja Rumig. Buhlmanns großformatige Leinwände und die kleinen Glasbilder bestechen durch "die Ambivalenz zwischen dem Abstrakten und der Erinnerung an das Gegenständliche", so das Urteil der fünfköpfigen Jury, die über den siebten art KARLSRUHE-Preis entschied. "Es ist ein toller Erfolg, und es freut mich, dass auch die Experten der Jury sehen, dass ich hier etwas dabei habe, das sich heraushebt", so die Reaktion von Anja Rumig.
Doch nicht nur Umsatz zählt - die art KARLSRUHE dient zugleich als Kontaktplattform. Zahlreiche Kuratoren und Museumsdirektoren wurden in den Messehallen gesichtet. Am Stand der Galerie Scheffel traf man auf einen rundum zufriedenen Galeristen. "Wir hatten sehr gute Gespräche mit Museumsleuten und Sammlern", so der Bad Homburger Galerist Christian K. Scheffel. Für ihn spielt nicht zuletzt der kommunikative Aspekt der Messe eine bedeutsame Rolle: "Uns ist es wichtig, unseren Künstlern eine gute Plattform zu geben, und wir sind mit den Kontaktmöglichkeiten auf der art KARLSRUHE höchst zufrieden". Für seinen Künstler Masayuki Koorida konnte er eine Einzelausstellung in einem deutschen Museum vereinbaren - mehr als ein Achtungserfolg. Dass sich ein Messeauftritt in Karlsruhe auszahlt, davon berichtet auch Judith Andreae (Bonn): "Unsere Künstlerin Sabrina Haunsperg wurde im letzten Jahr von der Kuratorin Amely Deiss aus dem Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt entdeckt. Im November durfte sie sich mit einer großen Arbeit an der hochkarätig besetzten Ausstellung 'NEON - vom Leuchten in der Kunst' beteiligen. Nun wandert diese Ausstellung in das Museum 'Stadtgalerie Saarbrücken'. In der nächsten Woche wird eine Einzelausstellung im Museum Wiesbaden mit sehr großformatigen Werken von Haunsperg eröffnet. Absolut grandios!" Einen sensationellen Kontakt, der sich auszahlt, konnte Michael Schultz verzeichnen. Kurz vor Messeende wurde an seinem Stand ein Werk von Francis Bacon von 1954 für 12,5 Millionen Euro reserviert. "Uns freut es, dass wir hier in Karlsruhe einen Sammler finden konnten, der für teure Wertanlagen in der Kunst aufgeschlossen ist", so der hocherfreute Berliner Galerist.
Der aktuelle Kunstdiskurs kam in Karlsruhe nicht zu kurz: Drei meinungsfreudige Talks zwischen dem Kunstjournalisten Carl Friedrich Schröer und verschiedenen Gästen aus Kunst und Kunstbetrieb rundeten die zweitägige Diskussionsplattform des ARTIMA art meetings ab. Der zweite Teil startete am Freitag mit Paul Maenz, Sammler, ehemals Galerist. Im Leben wie in der Kunst käme es darauf an, stets offen für Veränderungen zu sein. "Das Wesen der Kunst besteht darin, uns immer wieder aufs Neue zu überraschen", erläuterte der Berliner, der den Boom der Malerei der Jungen Wilden Anfang der 1980er Jahre als Galerist mitprägte. Auch Roger M. Buergel, Direktor des Johann Jacobs Museums in Zürich, plädierte für ein Kunstverständnis, das "an den Stäben rüttelt" und Grenzen überwindet. Buergels Interesse an einer zeitgenössischen und zeitgemäßen Wahrnehmung teilte der Künstler Franz Ackermann, der die Dialoge zum Malerei-Trend abschloss. Seine Malerei, die er als Wandbild, Tafelbild und Fotocollage in den Raum erweitert, hinterfragt die Hierarchien der Gattungen. Gleichwohl fasziniert Ackermann das Arbeiten mit Pinsel und Farbe: "Die Malerei definiert sich aus dem Nichts heraus. Das ist eine Herausforderung, der ich mich immer wieder von Neuem stelle."
Die zwöfte art KARLSRUHE findet vom 5. bis 8. März 2015 statt.