Auch Peter Weibel hatte zuvor auf der Eröffnungspressekonferenz geschwärmt: "Hier hat sich eine Qualitätskultur entwickelt, die ein Segen ist". Der Direktor des ZKM thematisierte die Rolle des Kunstmarktes, der Kunstmessen und der Sammler. Die Fürstenfamilie als Auftraggeber sei heute vom Privatsammler abgelöst worden, den Weibel als "passiven Auftraggeber" bezeichnete. Seine Bedeutung für eine lebendige Kunst- und Kulturlandschaft könne man kaum hoch genug einschätzen. Allerdings wünschte sich Weibel auch mehr Engagement seitens des Landes. Gerade einmal ein Prozent des Haushaltes, so erläuterte am Abend Staatssekretär Jürgen Walter in seiner Eröffnungsansprache, sei für Kultur reserviert. Hier sei noch Luft, meinte er unter kräftigen Beifallsbekundungen der Zuhörer.
Unter dem Motto "Sehen und Sammeln"
"Sehen und Sammeln" lautet das Motto der neunten art KARLSRUHE. Auf 35 000 Quadratmetern bieten 222 Galeristen aus zwölf Ländern Malerei und Skulptur - von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst. Tatsächlich ist die Balance zwischen etablierten Positionen und neuen Tendenzen eines der Erfolgsrezepte der art KARLSRUHE. Ein besonderes Highlight der neunten Ausgabe sind zudem die beiden Sonderschauen mit Werken aus den Sammlungen Marli Hoppe-Ritter und Gunter Sachs. Dessen Sohn, Rolf Sachs, freute sich am Vernissageabend gemeinsam mit Günther Netzer, einem langjährigen Freund der Familie, über die gelungene Präsentation der herausragenden Exponate, darunter viele Werke von Andy Warhol.
Klassische Moderne punktet mit Verkäufen im sechsstelligen Bereich
Bereits zur Preview am Nachmittag hatte sich die erfolgreiche Eröffnung der art KARLSRUHE abgezeichnet und auch in Zahlen niedergeschlagen. "Das war ein fulminanter Auftakt", freute sich Harry Schlichtenmaier und sprach damit auch dem ein oder anderen Kollegen aus dem Herz. So machte die Stuttgarter Galerie Umsätze von über 500 000 Euro. Veräußert wurde beispielsweise ein Werk von Emil Schumacher aus den 1960er Jahren für 360 000 Euro, eine Arbeit von Horst Antes für 120 000, und ein Reliefbild von Jürgen Brodwolf ging in eine öffentliche Sammlung. Auch die Münsteraner Galeristin Doris Möller strahlte. Eine herausragende Graphik von Pablo Picasso konnte sie gleich zu Beginn der Vernissage verkaufen. "Im sechsstelligen Bereich, mehr verrate ich nicht", ließ sie wissen, und bei Henze & Ketterer musste schon früh umgehängt werden. Ein Gemälde von Fritz Winter aus den 1950er Jahren hatte für 105 000 Euro den Besitzer gewechselt. Auch die Galerie Valentin meldete erste Verkäufe, unter anderem eine Arbeit von Willi Baumeister für 280 000 Euro.
Etablierte Gegenwartskunst und junge Positionen
Bis zum Sonntag erwarten den Kunstsammler neben den Werken der Klassischen Moderne auch etablierte Positionen der Gegenwartskunst. So offeriert etwa Dorothea van der Koelen Arbeiten von Daniel Buren für 68 000 Euro, die Galerie St. Gertrude hat Werke von Arnulf Rainer im Angebot, und die Galerie Casteel lockt mit Imi Knoebel, beispielsweise einer monumentalen Arbeit für 140 000 Euro.
Für Liebhaber junger Kunst und Sammler-Einsteiger werden in jeweils einer eigenen Halle jüngste Positionen, Fotografie und Editionen angeboten. Und auch hier sind Käufer wie Galeristen begeistert. So freute sich etwa der Aussteller Klaus Brennecke über den Verkauf einer Arbeit von Franziska Maderthaner für 9 500 Euro an einen Sammler, der von dieser Arbeit "wie vom Blitz getroffen war". Und das Schönste: "Das ist ein ganz neuer Kontakt. Ich kannte den Sammler bislang nicht."
Neukontakte und erste Abschlüsse meldete auch die Berliner Galerie Wagner + Partner. Fünf Arbeiten von Peter Dreher waren zur Eröffnung verkauft. "Keine Frage. Atmosphäre und Umsätze stimmen einfach auf der art KARLSRUHE", konstatierte Cai Wagner erfreut. "So kann es gerne weitergehen."
Die art KARLSRUHE hat ihre Tore noch bis zum 11. März geöffnet.