Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) erwartet in Zukunft steigende Bildungsbudgets, nur 6 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Dafür müsse sich die Qualifizierung stärker an der Unternehmensstrategie ausrichten. 75 Prozent fanden diesen Punkt "hoch bedeutsam". Im Vergleich zu früheren Studien betonten die Experten, Lernen müsse flexibler und individueller organisiert werden. Sie sprechen von "zielgruppengerechter Didaktik" und einem "Customizing" der Inhalte. "Top-Aufgaben sind weiterhin, den Transfer von Bildung in die Praxis zu verbessern und Führungskräfte stärker einzubinden", fasst Prof. Dr. Sabine Seufert, Geschäftsführerin des scil und Wissenschaftliche Leiterin der LEARNTEC, die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
"Neue Trends seit unserer letzten großen Studie im Jahr 2005 sind der Wunsch nach individuellerer Qualifizierung und neue Ansätze im Bildungscontrolling."
Hintergrund der Forderung nach Individualisierung ist die zunehmende Diversität der Mitarbeiterschaft in Bezug auf Qualifikation, Herkunft und Alter. 52 Prozent der Befragten bewerten zum Beispiel die Bedeutung des demografischen Wandels als hoch, 32 Prozent als mittel. Für ältere Arbeitnehmer der Zukunft müssten entsprechende Lernangebote bereitgestellt werden. Zum Beispiel beschreibt die Studie ein Projekt der METRO Group für ältere Verkäufer in 23 Galeria Kaufhof-Filialen.
Obwohl die Budgets nun wieder steigen, müssen Bildungsverantwortliche mehr denn je nachweisen, welchen Beitrag sie zur Wertschöpfung des Unternehmens leisten. Im Gegensatz zu früheren Studien gilt als Hauptkriterium jedoch nicht mehr der monetär messbare Return on Investment (ROI). Im Mittelpunkt steht jetzt die Anbindung an die Unternehmensstrategie. "Jeden Zuwachs an Qualifikation monetär zu fassen, grenzt an Erbsenzählerei", erklärt Seufert. "Die meisten Unternehmen haben das aufgegeben."
Flexibilisierung, Individualisierung und Nachweisbarkeit - diese Herausforderungen an das Bildungsmanagement rufen geradezu nach neuen Technologien. Doch noch dominieren bewährte elektronische Lernprogramme den Markt: 75 Prozent der Befragten verwenden bereits Web-Based-Trainings oder Lern-DVDs. Dagegen stehen junge Technologien des Web 2.0 wie Podcasts oder Wikis weit unten auf der Prioritätenliste der Experten. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Technikaffine Unternehmen wie IBM beziehen das Web 2.0 bereits selbstverständlich in ihre Lernszenarien ein. Andere haben noch alle Hände voll zu tun, ihre großen Lernplattformen zu konsolidieren. "Am Web 2.0 scheiden sich noch die Geister. Viele Anwender prüfen derzeit, was ihnen die neuen Technologien bringen - das wird auch auf der LEARNTEC für Diskussionsstoff sorgen", sagt Seufert. Auch in ihren LEARNTEC Sektionen am 29. und 31. Januar werden zwei Topthemen der Studie, Einbindung der Führungskräfte und Veränderungsmanagement, im Mittelpunkt der Gespräche stehen.
Live-Berichterstattung vom LEARNTEC Kongress vom 29. bis 31. Januar 2008. Alle Beiträge unter www.learntec.de.