Erfolgreiche Umsatzentwicklung In den vier Kernsparten Strom, Gas, Wasser und Energiedienstleistungen stiegen die Umsätze erneut – trotz des milden Klimas am Ende des Jahres 2006. Grund sind nach Aussagen Helbigs neben dem höheren Energiepreisniveau auch erfolgreiche Abschlüsse außerhalb des traditionellen Versorgungsgebietes. Es wurden aber auch Großkunden wie Landes- und Bundesliegenschaften in Kassel und Nordhessen zurück gewonnen.
Die abgesetzten Mengen bei Gas und Strom konnte die Städtische Werke AG leicht steigern und den rückläufigen Trend des Vorjahres umkehren.
Investitionen in die Zukunft – 50 Prozent mehr für die Infrastruktur Die Städtische Werke AG betreibt eines der größten Versorgungsnetze Nordhessens. Um die gewohnt hohe Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, investiert das Unternehmen traditionell in seine Netze. „Einsparungen auf Kosten der Infrastruktur gab es in der Vergangenheit nicht und wird es auch in Zukunft bei den Städtischen Werken nicht geben“, so der Werke-Chef Helbig. Im Geschäftsjahr 2006 flossen 31,7 Millionen Euro in den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur. Im Vorjahr waren es 22,9 Millionen Euro. „Wo wirtschaftlich sinnvoll und vergaberechtlich möglich, beauftragen wir Unternehmen aus Kassel und Nordhessen. Damit unterstreichen wir unsere Rolle als bedeutender regionaler Wirtschaftsfaktor“, erläutert Helbig.
Wichtige und für die Bürger spürbare Projekte waren die Erneuerungen der Strom-, Gas- und Wasserleitungen in der Frankfurter und der Sandershäuser Straße. Um kostenoptimal zu arbeiten, wurden die Baumaßnahmen gemeinsam mit dem Kasseler Entwässerungsbetrieb durchgeführt. Für die Versorgungssicherheit des Industriestandorts Kassels war vor allem der Neubau des Umspannwerks Mittelfeld bedeutend. Gemeinsam mit DaimlerChrysler wurden allein 2006 rund 7,6 Millionen Euro in die moderne Umspanntechnik investiert.
Rahmenbedingungen – Belastungen durch gesetzliche Vorgaben Für den Geschäftsverlauf prägend war auch 2006 das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG). Ziel ist, den Markteintritt für alle Wettbewerber zu vereinfachen und die Netzentgelte zu senken. Die Kalkulation der Netzentgelte, die durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) genehmigt werden muss, wurde für Strom fristgerecht zum 31. Oktober 2005, für Gas zum 30. Januar 2006 eingereicht. Eine Entscheidung für Gas steht noch aus, für Strom wurde die Genehmigung zum 1. Mai 2007 erteilt. Sie lag mit einer angeordneten Reduzierung der beantragten Netzentgelte von 12,3 Prozent deutlich unter der Vorgabe des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Es hatte der Strompreisgenehmigung für den 1. Januar 2007 15 Prozent zugrunde gelegt. Diese höhere Senkung wurde in den ab 1. Januar 2007 geltenden Strompreis einkalkuliert. Als zuständige hessische Genehmigungsinstanz hätte die Landeskartellbehörde zudem den Antrag auf eine Strompreiserhöhung im Jahr 2006 nicht beschieden. Nach Bundestarifordnung Elektrizität (BTOElt) ist sie dazu verpflichtet. Für die Städtische Werke AG bedeutete das, dass die stark gestiegenen Großhandelspreise nicht weitergegeben werden durften.
Äußerst positiv auf das Ergebnis wirkte sich der strukturierte Einkauf des Unternehmens aus. „Wir haben Zeiten günstiger Einkaufsphasen genutzt, um an den Märkten Strom zu niedrigen Preisen einzukaufen. In enger Abstimmung mit der Erzeugung der Tochter- und Schwesterunternehmen Müllheizkraftwerk Kassel GmbH und Kasseler Fernwärme GmbH konnten wir den allgemein stark gestiegenen Preistrend bremsen. Das haben wir an die Kunden weitergegeben“, so Werke-Chef Helbig.
Ausblick – Wachstum durch Kooperationen und Partnerschaften In Zukunft wird der Druck auf Versorger eher zu-, denn abnehmen. Netzentgeltsenkungen, Anreizregulierung und weiter steigende Energiepreise stellen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. „Wir setzen daher auf Wachstum durch Kooperationen mit anderen Stadtwerken und Verbänden. Außerdem gewinnen wir immer mehr externe Kunden durch unsere Energiedienstleistungen“, erläutert Helbig. Als Kunden wurden beispielsweise die Kurverwaltung des Staatsbades Bad Kissingen, Liegenschaften der GWH in Kassel, Fulda, Korbach, Marburg und Fritzlar, ein großer Holzverarbeiter in Warburg, die Firma Illbruck in Bad Wildungen oder das Stadtwerk Sangerhausen, für deren 30.000 Kunden die Städtische Werke AG den Strom liefert, gewonnen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Versorgern sollen in Zukunft eigene Produkte national vermarktet werden. Deshalb ist die Städtische Werke AG der Trianel Service Gesellschaft beigetreten. Der Stadtwerkezusammenschluss bündelt die unterschiedlichen Kompetenzen seiner Mitglieder und erschließt so neue Märkte, Geschäftsfelder und vor allem Kunden.
Durch die Kooperation mit der Bayerischen Rhön Energie geht die Städtische Werke AG einen ähnlichen Weg: Das nordbayerische Unternehmen nutzt das Potential nachwachsender und umweltfreundlicher Rohstoffe in der Region und vermarktet sie vor Ort. Das Know-how kommt dabei großteils von dem Kasseler Versorger, der über langjährige Erfahrungen mit Biomasse und anspruchsvoller Anlagentechnik verfügt.
Weitere Zusammenarbeit oder auch Beteiligungen an kleineren und mittleren Versorgern sind geplant, „denn nur wenn wir die Kräften bündeln, um schlanker, schneller und kompetenter zu werden, können wir weiter wachsen. Dazu zählt auch, Geschäftsprozesse zu standardisieren. Deshalb führen wir mit anderen Versorgern unserer Größe auch Gespräche. So werden wir gemeinsam Synergien nutzen können. Und so können wir der Zukunft optimistisch entgegen sehen“, ist Helbig überzeugt.
„Um die Eigenerzeugung umweltfreundlich zu erhöhen, planen wir ein Biomassekraftwerk in Kassel und eine Biogasanlage in Homberg/Efze. Damit machen wir uns von der Preisentwicklung an den Energiemärkten unabhängiger und werden auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben“, erläutert Helbig die Erzeugungsstrategie.