Rund 40 Patientinnen und Patienten mit Trisomie 21 und ihre Familien konnten bislang vom Hometreatment-Angebot des kbo-Kinderzentrums München profitieren. Über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Wochen besucht dabei ein Team bestehend aus verschiedenen Professionen (Sozialpädagogin/Sonderpädagogin/psychologische Assistentin mit verhaltenstherapeutischer Ausbildung/Zusatzausbildung in Montessoripädagogik , Logopädin) in der Regel zweimal in der Woche die Familie zu Hause und gibt ganz konkrete Hilfestellungen und Anleitung im Alltag. Ergänzend finden wöchentlich für alle Behandler des Hometreatment-Projekts regelmäßige interdisziplinäre Fallbesprechungen unter ärztlicher und psychologischer Leitung statt.
„Ob beim Einkaufen, auf dem Spielplatz oder beim Essen – wir begleiten die Familien ganz konkret in typischen Alltagssituationen und versuchen so die Erfolge aus der ambulanten oder stationären Therapie mit Hilfe von Gesprächen, Anleitungen oder Videoanalysen zu festigen oder noch viel lieber zu verbessern“, erläutert Projektkoordinatorin und Kinderärztin Dr. Aynur Damli-Huber die Intention des Projekts. „Denn im häuslichen Alltag und im Zusammenspiel mit anderen Familienmitgliedern wie Geschwistern oder Großeltern ergeben sich oft ganz andere Fragestellungen und Herausforderungen als in einem klinischen Setting.“
Nicht nur die Anmeldezahlen, sondern auch Erhebungsdaten unterstreichen den Erfolg des Projekts: Erste Auswertungen aus der Pilotphase, die der Lehrstuhl für Sozialpädiatrie unter der Leitung des Ärztlichen Direktors des Kinderzentrums, Prof. Dr. Volker Mall wissenschaftlich begleitet und evaluiert, deuten darauf hin, dass die Verbesserungen in den familiären Alltagssituation nicht nur subjektiv spürbar, sondern auch objektiv messbar sind.
Nachdem der Schwerpunkt zunächst auf Patienten mit Trisomie 21 lag, wurde das Angebot nun auch auf andere Patientengruppen mit geistiger Behinderung/Intelligenzminderung ausgeweitet. „Das war eine Reaktion auf die große Nachfrage, vor allem aus dem Bereich der Autismus-Spektrum-Störungen“, erklärt Dr. Damli-Huber. „In dem Bereich haben wir eine regelrechte Versorgungslücke, da gerade diese Patienten oftmals nicht in einer Heilpädagogischen Einrichtung integriert werden können und auch Wartezeiten für stationäre Behandlungen oft sehr lang sind“.
Dank der Förderung durch die Robert-Vogel-Stiftung ist die Finanzierung des Projektes bis Anfang 2021 gesichert. Die Krankenkassen zahlen diese Therapie im Übergangsbereich zwischen ambulanter und stationärer Therapie bislang nicht. Dabei ist Dr. Damli-Huber überzeugt: „Die ergänzende Beratung und Therapie der Familien im häuslichen Rahmen kann bei einer bestimmten Patientenklientel einen Klinikaufenthalt verkürzen oder sogar vermeiden.“ Ziel des Teams ist daher eine Anschlussfinanzierung, um das Projekt auch über 2021 hinaus fortführen zu können. Denn die Nachfrage nach dem Hometreatment-Angebot ist groß: Aktuell stehen immer noch viele Familien auf der Warteliste.
Fragen zum Hometreatment-Projekt des kbo-Kinderzentrums München und zu den Möglichkeiten der Anmeldungen werden gerne unter der E-Mail-Adresse hometreatment.kiz@kbo.de beantwortet.