Marc-André Hamlin gilt als uneitler Super-Virtuose, als magischer Klangästhet, als nimmermüder Entdecker bislang unbekannter, oft genug für andere Pianisten kaum spielbarer Klavierliteratur und nicht zuletzt als bedeutendster kanadischer Pianist seit Glenn Gould. Sein Ruf als überragender Pianist verbreitete sich von seiner Geburtsstadt Montreal über Philadelphia und Boston schließlich auch in Europa. Längst ist er vom Geheimtipp zum gefeierten Spezialisten für Schwierigstes avanciert. 2003 wurde er zum "Officer of the Order of Canada" ernannt. 2006 erhielt er die Ehrenurkunde des Preises der Deutschen Schallplattenkritik. Wie viele große Virtuosen vor ihm, tritt Hamelin auch als Komponist von Klaviermusik in Erscheinung.
Über das Spiel des Frankokanadiers schreibt der Musikkritiker Wolfram Goertz in seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung: "Hamelin lässt einen vergessen, dass der Mensch nur zwei Hände hat. Seine Passion und sein Genie bestehen darin, dass er mild lächelnd erst da mit dem Üben beginnt, wo andere keuchend kapitulieren." Dabei sei seine technische Überlegenheit stets nur Mittel zum Zweck: "Seine Kunst kennt keine Abfallprodukte, sie produziert keine Schlacke."
Dem Klavier-Festival Ruhr gab Marc-André Hamelin in diesem Jahr bereits zum neunten Mal die Ehre. Nach dem mit Standing Ovations gefeierten Konzert überreichte Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg die symbolische Stahlplastik "Diapason" des Düsseldorfer Bildhauers Friederich Werthmann mit sehr persönlichen Worten: "Für uns beim Klavier-Festival Ruhr sind Sie natürlich nicht nur der Unmögliches möglich machende Übervirtuose, sondern vor allem auch ein tief schürfender Musiker, ein so sympathisch bescheidener Künstler und ein verlässlicher Freund. Für all das danke ich Ihnen von Herzen."
Mit dem Preis verbunden ist die Vergabe eines Stipendiums an einen jungen Pianisten, der im Folgejahr beim Klavier-Festival Ruhr sein Konzertdebüt geben wird. Marc-André Hamelin ist der 16. Träger dieser Auszeichnung nach Bella Davidovich (1998), Daniel Barenboim (1999), Dmitri Bashkirov (2000), Graham Johnson (2001), Leon Fleisher (2002), Pierre-Laurent Aimard (2003), Alfred Brendel (2004), Pierre Boulez (2005), Chick Corea (2006), Martha Argerich (2007), Maurizio Pollini (2008), András Schiff (2009), Grigory Sokolov (2010), Elisabeth Leonskaja (2011) und Radu Lupu (2012).