„Gerade in dieser schwierigen Zeit seien Eltern oft allein mit ihren Sorgen und Ängsten. Darum sei hier dringend Hilfe nötig - und darum haben wir das Projekt auch gerne finanziert“, sagte die Vereinsvorsitzende. „Kleine Herzen Hannover“ ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 2006 einmalige und bereits mehrfach bundesweit ausgezeichnete Projekte in der Kinderherzklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) anbietet, die auch immer „Hilfe zur Selbsthilfe“ bedeuten. Ira Thorsting kennt den Dozenten Michael Steil schon lange: „Er ist seit über 20 Jahren in der Psychosozialen Notfallversorgung tätig. Er begleitet das Projekt der Kleinen Herzen Hannover und des Pädiatrischen Intensivnetzwerks PIN „Krisenbegleiter im Krankenhaus“ seit 2015 und hat sich spezialisiert auf Krisen- und Resilienz-Coachings“. Fast 30 Teilnehmer nahmen jetzt an dem Internet-Seminar teil. Sie erhielten nicht nur wertvolle Praxis-Tipps für den Umgang mit ihren schwerkranken Kindern - ihnen wurde auch Mut gemacht. Denn viele Eltern haben nicht nur mit ihren eigenen Ängsten zu kämpfen, viele wissen auch nicht, wie sie sich ihrem Kind gegenüber richtig verhalten sollen. „Offenheit ist ein sehr guter Weg“, so Michael Steil: Man solle dem Kind nichts vormachen - aber: „Alles, was ich sage, muss wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, muss ich auch sagen.“
Michael Steil sagte, er habe großen Respekt für das, was die Eltern schwerkranker Kinder aushalten und leisten müssen. Er bestärkte sie aber auch darin, an sich selbst zu denken: „Es darf Ihnen auch gut gehen, wenn es Ihrem Kind schlecht geht.“ Der Dozent riet dazu, sich ab und zu etwas Abstand zu verschaffen und den Akku aufzuladen. Sich mit Freunden treffen und nicht immer nur über die Krankheit reden. „Dann können Sie Ihrem Kind wieder mit einem Lächeln begegnen und ihm dadurch neue Kraft geben.“ Auch solle man versuchen, das Kind Dinge machen zu lassen, die es kann - und Kontakte nach außen zuzulassen - vielleicht auch übers Internet. Michael Steil: „Ich konnte mir vor vier Monaten nicht vorstellen, einmal ein Seminar im Netz zu halten.“ Für Kinder sei dieses Medium aber viel näher und oft ein guter und wichtiger Kontakt zu Freunden.
Den Eltern empfahl er, zu versuchen, die oft so traurige Realität zu akzeptieren und die Angst anzunehmen. Dafür müsse sich niemand schämen - und man müsse auch nicht immer nur stark sein. Sie sollten vielmehr - wenn möglich - aktiv gegen die Sorgen vorgehen. Vor allem dann, wenn scheinbar nichts mehr geht. Dann: Mit Dritten sprechen, Hilfe in Anspruch nehmen und vielleicht ein Angst-Tagebuch führen. Für viele sei auch die Musik oder das Malen ein guter Ausgleich. Weitere Praxis-Tipps gegen die Angst: Entspannungsübungen, körperliche Betätigung und richtiges Atmen. „Stoßen Sie ruhig mal einen tiefer Seufzer zischend aus, das wirkt oft Wunder.“ Schließlich könne auch das Beten für viele Eltern ein Weg sein, mit der Situation umzugehen. „Dafür muss man auch nicht immer in die Kirche gehen.“
Zum Schluss des Vortrages gab es im angeschlossenen Chat viel Lob und Dankbarkeit der Teilnehmer: „Der Praxisbezug hat uns gefallen.“ oder „Super! Sehr informativ und inhaltlich!“ Und auf die Frage der Vereinsvorsitzenden Ira Thorsting, ob weitere Seminare dieser Art angeboten werden sollen, kam der Kommentar: „Auf jeden Fall. Sehr, sehr gerne!“