Das Kühlsystem des Menschen mit seinen über 2 Millionen Schweißdrüsen ist sehr flexibel und reagiert auf Außenreize wie Hitze, scharfes Essen oder Stress mit verstärkter Schweißproduktion. So wird die Körpertemperatur konstant im Gleichgewicht gehalten.
Der Übergang zu einer krankhaften Überproduktion von Schweiß ist im wahrsten Sinne fließend; medizinisch spricht man von einer Hyperhidrose, wenn das vegetative Nervensystem übersensibel auf Reize reagiert. Zudem ist natürlich die Toleranzschwelle jedes einzelnen unterschiedlich hoch.
Entscheidend ist: es gibt Hilfe
Mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin A (BTX-A), bekannt als Botox® zur Faltenglättung, kann eine Hyperhidrose stark gemildert werden. Das Prinzip und die Anwendung sind einfach und schonend. Das Toxin BTX-A wird in einer sehr geringen Konzentration und Menge in die Hautoberfläche gespritzt. Es wirkt direkt auf die Nervenenden und blockiert dort die Impulsweitergabe an die Schweißdrüsen, d. h. die kleinen Drüsen bekommen nun den "Auftrag" zu einer abgeschwächten, normalen Produktion. Nach 3 bis 5 Tagen tritt die erleichternde Wirkung ein und hält bis zu einem halben Jahr an. Danach muss die Behandlung wiederholt werden, da das Botulinumtoxin auf natürlichem Weg abgebaut wird. Da mit einer sehr feinen Nadel injiziert wird, ist nicht mehr als ein leichtes Pieksen wie bei einem Mückenstich zu spüren.
Hyperhidrose kann lokal in allen Körperarealen gemildert werden
Das BTX-A wird vor allem bei übermäßiger Schweißproduktion an Stirn, Händen und Füßen sowie bei extremer Achselnässe, die mit unangenehmem verstärktem Körpergeruch einhergeht, angewandt. Eingesetzt wird der Wirkstoff in der Regel nur bei einer idiopathischen, d. h. nicht krankheitsbedingten Hyperhidrose.
Patienten, die ohne ersichtlichen Grund "klatschnasse" Hände bekommen, können sich auf den nächsten warmen aber trockenen Händedruck freuen. Von besonderer Bedeutung ist, dass Betroffene aus dem Teufelskreis, der durch den psychischen Druck aufgrund des Leidens die Schweißproduktion noch mehr antreibt, herausfinden.
Die mögliche Ursache einer Hyperhidrose sollte genau mit dem Arzt analysiert werden. Falls eine Krankheit, wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein psychiatrisches Leiden vorliegt, das übermäßiges Schwitzen symptomatisch hervorruft, sollte in erster Linie diese Ursache behandelt werden. Bei übermäßigem Schwitzen am gesamten Körper ist eine Kombinationsbehandlung empfehlenswert.
Bei der axillären Hyperhidrose ist z. B. auch das Absaugen der Schweißdrüsen eine Alternative, die in ca. 90% der Fälle mit einem dauerhaften Ergebnis erfolgreich ist. Eine solche Operation wird ambulant in Lokalanästhesie (im Dämmerschlaf) durchgeführt und birgt die üblichen operativen Risiken und postoperativen Beschwerden.
Bei der Behandlung mit Botulinumtoxin A sind kurzfristige Nebenwirkungen bei der axillären Injektion bisher gar nicht beobachtet und treten bei anderen Körperbereichen nur vorübergehend und in Einzelfällen auf (z. B. leichtes Unwohlsein, Gliederschmerzen, Mund- oder Augentrockenheit). Langfristige Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Nach einer Behandlung bringt sozialer Kontakt wieder Spaß – ohne die Angst, in Schweiß auszubrechen.