Prostata in 3D - für eine präzise Probenentnahme
Prostatakrebs ist die bei Männern am weitesten verbreitete Krebsform. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim niedergelassenen Urologen ab dem 45. Lebensjahr kann die Erkrankung frühzeitig erkannt werden. Bei einem Verdacht aufgrund von Tast- und Ultraschalluntersuchungen, einem hohen PSA-Wert, oder genetischer Vorbelastung ist eine Prostatabiopsie angezeigt. Noch vor der Biopsie unterzieht sich der Patient einer magnetresonanztomografischen (MRT) Untersuchung der Prostata. Dabei lassen sich Bereiche in dem Organ ausfindig machen, die tumorverdächtig sind. Die aus dieser Untersuchung gewonnenen Daten werden mithilfe einer speziellen vom Fraunhofer Institut entwickelten Software für die darauf folgende Stanzbiopsie genutzt, indem sie in die Bildverarbeitung eines hochauflösenden Ultraschallgerätes integriert werden. Während der Patient sich in künstlichem Schlaf befindet, nimmt ein Arzt den kleinen Eingriff vor. Die MRT- und Ultraschalldaten verfolgt der Mediziner dabei in Echtzeit auf einem Monitor. Dargestellt wird die Prostata des Patienten in drei Dimensionen; der Bereich aus dem die Gewebeprobe entnommen werden muss, ist jeweils markiert, sodass der Arzt "live" sehen kann, wie er mit seinem Instrument arbeitet. Über eine schmale Nadel werden hauchfeine Gewebeproben entnommen, die später ein Pathologe untersucht.
Risikoarmer Weg mit hoher Trefferquote
Prof. Dr. Darko Kröpfl, Direktor der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urologische Onkologie an den KEM, ist begeistert von dieser neuen Technik, bei der die Biopsie nicht durch den Enddarm wie sonst üblich, sondern durch die Haut des Damms (perineal) vorgenommen wird. "Auf diese Weise sinkt das Risiko, dass Keime vom Enddarm in die Prostata gelangen, enorm. Und das Gewebe erholt sich schnell wieder. Darüber hinaus erreichen wir Bereiche des Organs, die bei einer normalen Biopsie nicht zugänglich wären - das ermöglicht eine doppelt so hohe Trefferquote", erklärt der Mediziner. Die sogenannte Trefferquote bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Karzinom erkannt wird. Indem aus allen Bereichen der Prostata Proben entnommen werden können und dies nicht zufällig geschieht, sondern gezielt, lässt sich auch eine Aussage darüber treffen, in welchem Ausmaß das Organ betroffen ist und eine entsprechende Therapiemethode wählen. Prof. Kröpfl ergänzt: "So werden dem Patienten unnötige OP's erspart, bzw. notwendige Eingriffe frühzeitig ermöglicht." Die Durchführung der neuartigen MRT-navigierten Prostatastanzbiopsie erfolgt in Kooperation mit der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Direktor Prof. Dr. Jens-Albrecht Koch betont: "Voraussetzung zur Anwendung ist ein 3 Tesla-MRT der neuesten Generation, dass die beste Bildgebung ermöglicht und als erstes Gerät dieser Art in Der Region seit Mitte letzten Jahres an den Kliniken Essen-Mitte betrieben wird."
Der Patient ist nach der Biopsie schnell wieder fit. Am Morgen nach dem Eingriff geht es bereits heimwärts; für Eilige ist dies auch am selben Tag möglich. "Es spricht auch nichts dagegen, die Prostatastanzbiopsie ambulant durchzuführen", so Prof. Kröpfl.