Um das Risiko und den Grad einer chronischen Erkrankung individuell einschätzen zu können, werden Betroffene vor der Teilnahme am Programm von einem interdisziplinären Team untersucht. Dazu gehören spezialisierte Ärzte der Anästhesie und der Physikalischen Medizin und Rehabilitation sowie Fachpersonal für Physiotherapie, Schmerzpsychologie und Pflege. Je nach Diagnose und Patientenwunsch kann die darauf basierende individuell zusammengestellte Therapieempfehlung bei niedergelassenen Kollegen bzw. Therapeuten oder ambulant im Klinikum der Universität München durchgeführt werden (z. B. Physiotherapie, Optimierung der medikamentösen Schmerztherapie, Nervenblockaden, Akupunktur, u.a.).
Aktive Einbeziehung des Patienten
Für Patienten, bei denen Einzeltherapieverfahren nach wissenschaftlichen Erkenntnissen keine ausreichende Schmerzlinderung versprechen, wird ein multimodales Schmerzprogramm angeboten. Dieses basiert auf dem bereits seit zehn Jahren erfolgreich in der Schmerzambulanz angewendeten Münchner naturheilkundlichen Schmerzprogramm (MNS), das als vier Wochen dauerndes Gruppenprogramm entsprechend den Qualitätskriterien für multimodale Schmerztherapie entwickelt wurde. Es kombiniert schulmedizinische Erkenntnisse mit ausgewählten klassischen westlichen Naturheilverfahren und der Traditionellen Chinesischen Medizin. "Unser Konzept basiert darauf, dass die Patientenressourcen Motivation, Kognition, positive Körperwahrnehmung und Aktivität ein unverzichtbarer Bestandteil der Schmerztherapie sind", erklärt Projektleiterin Dr. Miriam Schopper.
"Eine vordergründig passive Schmerztherapie ist angesichts ihrer nachweislich geringen Wirksamkeit und dem schlechten Kosten-Nutzenverhältnis nicht zu empfehlen."
Im neuen Rückenschmerzprojekt MNS-R werden jetzt erstmals je nach Grad der Schmerzintensität und vorhandenen Risikofaktoren für chronische Rückenschmerzen drei verschiedene Varianten des multimodalen Rückenprogramms MNS-R angeboten: Das vierwöchige Intensivprogramm (120 Std.), das Powerpräventionsprogramm (60 Std. in 2 Wochen) und das berufsbegleitende Programm (30 Std. in 4 Wochen).
Neuer Therapie-Standard bei Rückenschmerzen
Das Programm wird wissenschaftlich begleitet. Evaluiert werden Intensität, Funktionsfähigkeit, Lebensqualität, Stressverarbeitung, Lebenszufriedenheit, Arbeitsunfähigkeitstage und Kosten-Effektivität. Somit weist die Initiative der SBK sowohl wissenschaftliche, als auch innovative Aspekte auf.
"Bei erfolgreichem Projektverlauf kann sich der risikoadaptierte, multimodale Therapieplan als Standard für Patienten mit Rückenschmerzen etablieren, wenn zugleich die Arbeitsfähigkeit aufrecht erhalten bzw. wiederhergestellt wird", hofft Privat-Dozent Dr. Dominik Irnich, Leiter der Schmerzambulanz am Campus Innenstadt. "Zudem sollen die Lebensqualität verbessert und gesundheitsökonomische und sozialmedizinische Kosten reduzieren werden."
Terminhinweise:
- Für Patienten: Informationen zum Programm unter 089-5160-7508 oder rueckenschmerz@med.uni-muenchen.de
- Für Ärzte: Vorstellung des Programms im Schmerzforum am 9.6.2010