Mobbing im Kindergarten. Auweia!
Hänseln, streiten, ärgern, piesacken – unter Kleinkindern geht es nicht immer friedlich zu. In den meisten Fällen wird so ein Konflikt lautstark und tränenreich ausgetragen. Aber keine Angst, denn Streit ist in diesem Alter wichtig für die soziale Entwicklung. Kinder lernen bei den kurzen Auseinandersetzungen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse mit denen anderer in Beziehung zu setzen. Außerdem sammeln sie dabei eine der wichtigsten Erfahrungen im Leben, und zwar, dass sie Konflikte selbst lösen können. In solchen Situationen sollten sich Eltern und Erzieher:innen lieber raushalten. Sie können die Kinder bei der Konfliktlösung begleiten, aber mehr auch nicht. Jedoch gibt es auch Situationen, in denen es nicht nur um eine simple Meinungsverschiedenheit geht: wenn ein Kind gezielt ein anderes Kind ärgert. Verschiedenen Anzeichen lassen erkennen, ob es sich wirklich um Mobbing handelt.
Anzeichen von Mobbing
Kommt das eigene Kind weinend von der Kita nach Hause, machst Du Dir als Elternteil selbstverständlich große Sorgen. Sofort eingreifen ist hier jedoch erfahrungsgemäß fehl am Platz. Erst einmal hilft tief durchatmen, um die naheliegende Frage ruhig und einfühlsam zu stellen: “Was ist denn los, mein Schatz?”.
Idealerweise hast Du ein stabiles Vertrauensverhältnis und Dein Kind rückt – mehr oder weniger – mit der Sprache raus. Durch allgemeine Fragen wie “Wie war’s heute in der Kita? Was habt ihr gemacht?” erhältst Du als Elternteil Einblicke in die Rolle des Kindes in der Gruppe. Zudem merkt der Nachwuchs, dass Du interessiert bist. So öffnet er sich eher, wenn etwas Bedrückendes geschehen ist. Nun kannst Du die genaueren Umstände erfragen und dadurch beurteilen, wie schwerwiegend das Problem ist.
Ein konkretes Beispiel: Dein Kind wird im Sandkasten ausgelacht und am gleichen Tag auch noch von der Schaukel geschubst. Danach können schon mal Tränen fließen. Nach diesen zwei Vorkommnissen aber gleich von einem Mobbing-Opfer zu sprechen, ist womöglich überzogen. Wie bereits erwähnt, müssen Kinder selbst lernen, mit solchen sozialen Konflikten umzugehen. Eltern helfen am besten als Konfliktbegleiter. Das bedeutet, das Radar schärfen, um rechtzeitig Hilfe zu leisten. Kommt es über einen längeren Zeitraum häufiger zu Situationen, wie oben beschrieben, sollten sowohl das Kindergarten-Personal als auch Eltern genauer hinschauen.
Befinden sich Kinder über einen langen Zeitraum in der Opferrolle, können folgende Anzeichen für Mobbing sprechen:
- Schlafstörungen, Angstzuständen oder Depressionen
- Angst vor dem Kindergarten
- Körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder auch Bettnässe
- Das Kind ist sehr schüchtern, still und spielt gerne für sich
Dein Kind wird gemobbt: Was tun?
Beim Verdacht auf Mobbing, ist es vor allem wichtig, die Sicht der Erzieherinnen und Erzieher einzuholen. Sie haben oft einen besseren Überblick darüber, was in der Einrichtung passiert und welche Verhaltensweisen die einzelnen Kinder zeigen.
Wenn Eltern direkt anklagen, kann das leicht ein Schuss nach hinten sein. Denn die oben genannten Symptome können auch andere Ursachen haben. Wird der Verdacht bestätigt, kann das Thema auf kindgerechte Weise in der Gruppe angesprochen werden. Das hat den Vorteil, dass eine direkte Konfrontation vermieden wird. Pädagogen überlegen sich zum Beispiel ein Projekt oder eine Gesprächsrunde zum Thema Hänseln. Fragen wie “Wer von Euch kennt das?” oder “Was kann man dagegen machen?” bringen die Kinder zum Nachdenken, ohne dass eines als Opfer hingestellt wird.
Das eigene Kind mobbt: Was tun?
Zum Mobbing gehören mindestens zwei. Dein Kind könnte auch das Kind sein, das mobbt. Ein Gedanke, der nicht ganz leicht zu akzeptieren ist. Wer hört schon gerne, dass der bisher so unschuldige Nachwuchs die anderen im Kindergarten ärgert? Aber immer mit der Ruhe, auch wenn Du das Thema natürlich ernst nehmen solltest.
Kinder in diesem Alter versuchen immer häufiger, ihre Interessen durchzusetzen. Ist das Kind aufgrund seines Charakters sehr durchsetzungsstark, kann es schnell dazu kommen, dass es Macht über andere ergreift. Andere Gründe können psychischer Natur sein oder sogar aus einem bisher versteckten Trauma hervorgehen. Es bringt also überhaupt nichts, das Kind auszuschimpfen oder unter Druck zu setzen. Das ist meistens sogar kontraproduktiv. Eher sollten Eltern und Pädagogen auf das Kind eingehen und seine Stärken herausstellen. Denn wer Komplimente dafür bekommt, etwas besonders gut zu können, fühlt sich wohl, hört auf andere schlecht zu machen und erzählt von seinen Problemen.
Literatur-Tipps:
Oud, Pauline: Ja & Nein - ich sag, was ich (nicht) mag: Ich bin schon groß, ich weiß das schon!
Rosenauer, Vera: Kinder stark machen: was dem Selbstwert gut tut | Leicht umsetzbare Methoden, die das Selbstwertgefühl deines Kindes stärken
Szillat, Antje: Du gehörst (nicht) dazu!: Ein Bilderbuch über Mobbing im Kindergarten