Das niederbayerische Freizeitindustrie-Unternehmen mit Sitz in direkter Nachbarschaft zu Deutschlands erstem Nationalpark ist mit über 700 Stellen nicht nur einer der größten Arbeitgeber der Region, sondern auch einer der aktivsten Förderer innovativer Forschungsprojekte: Vorstandsvorsitzender Thomas Dickenberger (46) ist selbst Initiator des ersten bayerischen Bionik-Netzwerkes "Bayonik e. V." und bezieht die Trendwissenschaft Bionik, d. h. das Lernen von der Natur, in die Unternehmensstrategie mit ein.
Dass sich Manager und Führungskräfte von der Natur Erkenntnisse für ihre Produktentwicklungen und Organisationsformen abschauen, ist nichts Neues. Das Besondere am niederbayerischen "Experiment Wölfe" ist, dass hier erstmals Mitarbeiter unterschiedlicher Positionen und Hierarchieebenen in einem freien Feldversuch den Tieren begegneten - es gab keine Verhaltensregeln, keine vorgegebenen Zieldefinitionen. Der Einzelne konnte sich frei vom Wolfsrudelverhalten inspirieren lassen. Dazu diskutierte das Team unter psychologischer und naturwissenschaftlicher Betreuung die individuellen Erlebnisse in und mit der Natur. Insbesondere während der Wolfsfütterung konnten die Workshop-Teilnehmer eine klare Rollenverteilung im Rudel und ein ausgeprägtes Kommunikationsverhalten der Tiere untereinander feststellen. Im Rahmen eines intensiven Workshops arbeitete die Gruppe später die Faktoren heraus, welche nach Meinung des einzelnen Mitarbeiters für eine Verbesserung des Arbeitsalltages am wichtigsten sind.
Spannend war dabei die Erkenntnis, dass eben nicht, wie oftmals in Managementkreisen vermutet, die Motivation oder der Führungsstil als kritische Schlüsselfaktoren identifiziert wurden, sondern die richtige Kommunikation mit eindeutigen Signalen - sie beeinflusst nicht nur die Zusammenarbeit im Team maßgeblich, sondern auch das eigene Verhalten in der Gruppe.
Welche Auswirkungen das individuelle Kommunikationsverhalten, die Bereitschaft zu Team Work und die eigene Rolle in der Kommunikationsgemeinschaft insbesondere auf den Arbeitsalltag haben können, diskutierten die Teilnehmer des Wolfsrudel-Experimentes am zweiten Tag des Seminars.
KTG-Chef Dickenberger wertet den ungewöhnlichen Workshop auf jeden Fall als Erfolg: "Um uns den rasanten Veränderungen der Märkte stellen zu können, müssen wir permanent offen bleiben für neues Wissen, neue Impulse und alternative Lösungen. Das Vorbild Wolfsrudel darf dabei nicht überbewertet werden, es sensibilisiert uns vielmehr dafür, über unsere eigene Rolle im Team nachzudenken und gedanklich über den eigenen Horizont hinauszugehen."
Das Experiment Wölfe soll im Rahmen weiterer Workshops fortgeführt werden. Jetzt geht es darum, die gewonnenen Erkenntnisse für alle Mitarbeiter im Rahmen geeigneter Maßnahmen umzusetzen.