Jeder achte Deutsche ist arm. Gäbe es keine staatlichen Sozialleistungen, würde nach den Feststellungen des neuen Reichtums- und Armutsberichts der Bundesregierung jeder Vierte in Armut leben. "Das sind wahre Schreckenszahlen", kommentiert die stellvertretende Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland, Barbara Breher, die Ergebnisse des Berichts. Die Einkünfte der Reichen in der Bundesrepublik sind weiter gewachsen, wogegen das Lohnniveau im unteren Bereich sinkt und die mittleren Einkommen stagnieren. "Jetzt ist die Politik gefordert, die Instrumente, die auf der Hand liegen, auch einzusetzen", betonte Breher. Eines davon sei, der auch vom Kolpingwerk Deutschland geforderte gesetzliche Mindestlohn. "Das ist sicherlich nur ein Schritt zur Bekämpfung der Armut. Aber es ist, wie der Bericht der Bundesregierung zeigt, dringend geboten, etwas zu tun." Der katholische Sozialverband mit 260.000 Mitgliedern fordert eine Mindestvergütung, die sich nach einem jährlich zu ermittelnden sozio-kulturellen Existenzminimum richtet und nicht unter 7,50 Euro pro Stunde liegt.
"Der Stundenlohn muss mindestens so bemessen sein, dass in einem Vollzeitarbeitsverhältnis ein Einkommen erzielt wird, das das in den Sozialgesetzen festgelegte Existenzminimum übersteigt. Ein gerechter Lohn in diesem Sinne ist eine Grundvoraussetzung zur Wahrung der Menschenwürde", erklärt Barbara Breher. Es ist gesellschaftlich nicht zu vertreten, dass es Familien gibt, die trotz Vollerwerbstätigkeit beider Eheleute auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind."
Eine weitere zentrale Aufgabe der Politik müsse die Bekämpfung der künftig drohenden Altersarmut sein. "Die Lebensleistung der Menschen muss angemessen gewürdigt werden", betonte Breher. Das Rentenmodell der katholischen Verbände biete hier eine zukunftsfähige Lösung. "Wir brauchen Solidarität über den Tag hinaus", forderte Breher. Das Kolpingwerk wird das Rentenmodell ebenso wie die übrigen Verbände, die das Konzept entwickelt haben, beim Katholikentag in Osnabrück, der am Mittwoch beginnt, zur Diskussion stellen.
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