Oder führen sie nicht doch in die Irre? Robert Schumann schwärmte einst mit Blick auf Franz Schuberts C-Dur-Sinfonie von »himmlischen Längen«. Daraus nun zu folgern, dass alle Schubertschen Längen automatisch himmlischer Natur seien, wäre natürlich verfehlt. Schuberts eher selten zu hörende f-Moll-Sonate D 625 etwa zeichnet eine eher düstere Gefühlswelt aus, so gar nicht typisch für seinen Stil. Hingegen bergen die »Moments musicaux« dieses tiefgründigsten Psychologen seines hoffnungslosen Zeitalters eben jene hauchzarten Erinnerungen, die unendlich dahin zu fließen scheinen. Zugleich sind es aber sechs Stücke (von denen Volodos drei für sein Programm ausgewählt hat), die vielleicht die persönlichsten Äußerungen sind, die Schubert dem Klavier anvertraute.
Ob Schumann die himmlischen Längen auch bei Franz Liszt ausgemacht hat, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat der seine h-Moll-Sonate dem Kollegen gewidmet: ein opus summum für Klavier, ein fürwahr visionärer (Ent-)Wurf, der mehr noch der entfesselten Ekstase huldigt als dem endlosen Fluss.
»Pianissimo«
Arcadi Volodos Klavier
Franz Schubert Drei Moments musicaux aus D 780 (Nr. 1 Moderato C-Dur, Nr. 2 Andantino As-Dur, Nr. 5 Allegro vivace f-Moll)
Franz Schubert Sonate f-Moll D 625
Franz Liszt Sonate h-Moll