Erst 2006 brachte Lothar Zagrosek, Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, die Oper zurück ans Licht, indem er die Originalgestalt des Werks ins Zentrum einer umjubelten Inszenierung an der Staatsoper Stuttgart stellte. Warum? »Joseph Martin Kraus' >Aeneas in Carthago< ist geradezu ein Paradebeispiel für den Sturm und Drang, für das, was in den Menschen damals umging. Es ist eine Oper der Aufklärung und - das Wichtigste - es ist große Musik! Stilistisch steht das Stück zwischen den Reformopern Glucks und dem >Idomeneo< von Mozart. Da liegt die Latte schon ziemlich hoch.«
So Lothar Zagrosek, der auf die moderne Opern-Auffassung Kraus' hinweist. Kraus ging es um die Autonomie des Individuums (und nicht um die Masse), um echte Gefühle (und nicht um Stereotype) und lebendige Personen (und nicht Marionetten). Die Form - eine quasi durchkomponierten Folge von ineinander übergehenden Rezitativen und Arien - zeigt den Willen zum Erzählen, zur Dramatik und Psychologie, und weist voraus auf den späteren Wagner, der dies zum alles beherrschenden Kompositionsprinzip erhob.
Am 18. und 19. März präsentiert das Konzerthaus Berlin diese so zu Unrecht vergessene Oper in der Reihe »Oper konzertant« mit dem RIAS Kammerchor und einem erlesenen Solisten-Ensemble.
Zuvor, am 8. Februar, stimmt eine Gesprächsrunde mit Dietmar Hiller (Dramaturg am Konzerthaus Berlin), Michael Kube (Herausgeber der neuen Ausgabe der Musikalischen Werke von Joseph Martin Kraus) und Ekkehard Krüger (ortus musikverlag) auf diese beiden konzertanten Opernabende ein. Der Eintritt zur Veranstaltung, die innerhalb der Reihe »Fokus Konzerthaus« stattfindet, ist frei.
Fokus Konzerthaus
»Joseph Martin Kraus, der schwedische Mozart« ― eine Gesprächsrunde mit Dietmar Hiller Dramaturg am Konzerthaus Berlin Michael Kube Herausgeber der neuen Ausgabe der Musikalischen Werke von Joseph Martin Kraus Ekkehard Krüger ortus musikverlag