Der Erfolg von »Il Giasone« lag wohl darin begründet, dass der Textdichter Giacinto Andrea Cicognini (1606-1651) im Libretto ganz bewusst »grenzüberschreitend« gearbeitet hatte. Hier treffen nicht nur die Gattungen Komödie und Tragödie hart und spannungsgeladen aufeinander, hier vermischen sich Götter und Könige mit bürgerlichen, stotternden und schielenden Typen, wie man sie aus den »unseriöseren« Musiktheaterwerken der Opera buffa kennt. Das Libretto ist Träger der erzählerischen Behauptung, dass Medea und Giasone, die beiden Hauptpersonen der Oper - gesungen von Katia Guedes und Daniel Gloger - nur im Dunkeln zueinander finden können. Letztlich leben die Menschen allgemein unter dem Deckmantel der Schein-Kommunikation, in Wirklichkeit kommunizieren sie aneinander vorbei, eben wie in der Dunkelheit. Jede einzelne Figur singt in ihrem unverwechselbar eigenen Stil, in ihrer eigenen Rhythmik und in ihrer eigenen Harmonik. Um die Verwirrung umso deutlicher darzustellen, werden die vielen Charaktere der Oper zu Geschöpfen, die allein von den Sängern betätigt, an dünnen Seilen über den Köpfen der Zuschauer schweben. Eine Oper eines alten Meisters im Kontext der Vielschichtigkeit unserer heutigen Zeit.
Riduzione dal »Giasone« di Francesco Cavalli
Auftragswerk des Konzerthauses Berlin, Uraufführung
- Tonino Battista Musikalische Leitung
- Matthias Rebstock Regie
- Mirella Weingarten Bühnenbild & Geschöpfe
- Sabine Hilscher Kostüme & Geschöpfe
- Katia Guedes Sopran
- Daniel Gloger Countertenor
- Vocalconsort Berlin
- Parco della Musica Contemporanea Ensemble